Märkte am Mittag

Dax hat die 16.000 Punkte im Visier

Der Dax zeigt zum Mittag hin einen Anstieg und setzt damit die Bewegung der Vortage fort. Unter Investoren verfestigt sich die Einschätzung, dass der Zinszyklus in den USA ausläuft.

Dax hat die 16.000 Punkte im Visier

Im Laufe der Woche hat der deutsche Leitindex bereits rund 500 Punkte zugelegt. Zum Handelsstart am Freitag verbuchte der Dax ein Plus von 1% auf 15.947 Punkte. Dies zeigt die momentan gute Verfassung des Index, denn die Vorgaben von der Wall Street sind verhalten. Der Euro Stoxx 50 kletterte um 1% auf 4.344 Punkte.

Die runde Marke von 16.000 Punkten ist nach dem Sprung über die 200-Tage-Linie das nächste Anlaufziel. Am Vortageshoch von 15.862 Punkten hatte der Dax in dieser Woche bereits mehr als 4% gewonnen, vor allem getrieben durch niedrigere Inflationsdaten aus den USA. Auf Jahressicht summierte sich das Plus im Dax trotz einiger Schwächephasen damit fast wieder auf 14%. Von Einzelwerten sind zunächst keine stärkeren Impulse zu erwarten, die Quartalssaison legt vor dem Wochenende eine Pause ein.

Im Fokus steht weiterhin die Aktie von Siemens. Nachdem der Konzern am Vortag Geschäftszahlen präsentiert und eine höhere Dividende angekündigt hatte, war sie als Tagesgewinner im Dax mit einem Zuwachs von 5,7% aus dem Handel gegangen. In der zweiten Reihe befindet sich Hellofresh im Fokus. Der Titel war nach einer Gewinnwarnung um mehr als 20% eingebrochen. Am Mittag legen Siemens um 0,8% auf 148,06 Euro, Hellofresh stabilisieren sich mit einem Plus von 2,4% bei 16,29 Euro.

Positives Urteil hilft Bayer

Die Aktien von Bayer stiegen um 2,2% auf 41,48 Euro. Der Konzern haftet nicht für bestimmte Klagen im Zusammenhang mit Dr. Scholl's Fußpflegeprodukten auf Talkum-Basis, die das Unternehmen 2014 im Rahmen einer 14,2 Mrd. Dollar schweren Transaktion vom US-Pharmakonzern Merck & Co erworben hatte. Dies entschied das höchste Gericht in Delaware am Donnerstag.

In einer einstimmigen Entscheidung, die von Richterin Karen Valihura unterzeichnet wurde, bestätigte der Oberste Gerichtshof von Delaware die Entscheidung einer Vorinstanz. Demnach macht der Kaufvertrag Merck "klar und eindeutig" für Ansprüche im Zusammenhang mit Produkten haftbar, die vor Abschluss der Transaktion vertrieben wurden, darunter Dr. Scholl's Fußpuder. Bei den Ansprüchen geht es um Klagen wegen mutmaßlich asbestverseuchtem Talkumpuder, das Krebs verursacht habe. Bayer zeigte sich in einer Erklärung erfreut über die Entscheidung.

Aareal Bank verschwindet vom Kurszettel

Die Aareal Bank nimmt nach 21 Jahren Abschied von der Börse. Die Aktien des Immobilienfinanzierers werden am Dienstagabend vom Kurszettel der Frankfurter Börse gestrichen, teilte das Unternehmen am Freitag mit. Die Finanzinvestoren Advent, Centerbridge, CPP Investments und Goldman Sachs halten rund 90% der Anteile. 10% waren im Juni nach Unternehmensangaben noch im Streubesitz.

"Trotz unseres Rückzugs aus dem regulierten Aktienmarkt werden wir weiterhin transparent kommunizieren und hohe Offenlegungsstandards beibehalten", sagte Finanzvorstand Marc Heß. Die Bank war 2002 nach der Abspaltung von der Depfa an die Börse gebracht worden, vor einem Jahr übernahmen die Finanzinvestoren nach zähem Ringen die Mehrheit.

Kurseinbruch bei Cisco und Walmart

Ein Kurseinbruch beim US-Netzausrüster Cisco und beim Einzelhändler Walmart bremste am Vortag die jüngste Aufwärtsbewegung an der Wall Street. Der Dow Jones Industrial schloss am Donnerstag 0,1% tiefer mit 34.945 Punkten. Der technologielastige Nasdaq rückte indes um 0,1% auf 14.113 Punkte vor. Der breit gefasste S&P 500 stieg ebenfalls um 0,1% auf 4.508 Punkte.

"Nach einigen enttäuschenden Aussagen von Cisco und Walmart zu ihrem Ausblick machen die Märkte gerade einen Schritt zurück", sagte Paul Nolte, Chefstratege beim Vermögensverwalter Murphy & Sylvest. "Beide Unternehmen gelten als eine Art Rückgrat für ihre jeweilige Branche. Das stellt die finanzielle Gesundheit der Verbraucher und vielleicht auch des ganzen Sektors ein wenig in Frage."

Cisco brachen nach einer gesenkten Prognose um fast 10% ein. Walmart rutschten um mehr als 8% ab. Das Unternehmen erhöhte zwar seine Prognosen für Umsatz und Gewinn. Allerdings habe es ein zurückhaltenderes Konsumverhalten der Kunden bemerkt.

Geldpolitik im Fokus

Gleichzeitig versuchten die Anleger, zahlreiche Konjunkturdaten mit Blick auf die künftige Geldpolitik der US-Notenbank Fed zu deuten. Dabei zeigten die jüngsten Zahlen grundsätzlich in die von der Fed gewünschte Richtung, sagte Peter Andersen, Gründer des Vermögensverwalters Andersen Capital Management. Die Währungshüter versuchen, mit Zinserhöhungen die Inflation einzudämmen und den heiß gelaufenen Arbeitsmarkt abzukühlen, ohne die Wirtschaft abzuwürgen. So zeigten die zurückgehenden US-Importpreise einen nachlassenden Inflationsdruck an. Gleichzeitig fiel die Zahl der Erstanträge auf US-Arbeitslosenhilfe zuletzt überraschend hoch aus. Die Produktion in der US-Industrie ging indes stärker als erwartet zurück.

Chinesische Titel schwächer

Die US-notierten Aktien vieler chinesischer Firmen rutschten nach dem Treffen von Präsident Joe Biden und dem chinesischen Staatschef Xi Jinping in den Keller. Die Papiere von Unternehmen wie JD.Com, Bilibili, Baidu und Nio verloren bis zu 7,6 %. Aussagen von beiden Seiten enttäuschten die Hoffnung der Anleger auf eine Verbesserung der Beziehung zwischen den zwei größten Wirtschaften der Welt. Nach dem Treffen sagte Biden, dass er seine Ansicht, Xi sei ein Diktator, nicht geändert habe. Biden hatte Xi so schon im Juni tituliert. Das chinesische Außenministerium nannte Bidens Äußerungen extrem falsch und eine unverantwortliche politische Manipulation.

Im asiatischen Handel brachen am Freitag die Aktien der Alibaba Group um 10% ein. Das Unternehmen hatte die Aufgabe seiner Pläne für die Ausgliederung seines Cloud-Geschäfts bekannt gegeben. Als Grund wurden Unsicherheiten genannt, die durch die US-Exportbeschränkungen für Halbleiter, die in Anwendungen der künstlichen Intelligenz verwendet werden, nach China geschürt wurden. Der Aktienrückgang hat den Marktwert des chinesischen Tech-Giganten um rund 20 Mrd. Dollar geschmälert. Die in den USA notierten Wertpapiere des Unternehmens schlossen mit einem Minus von 9%. Alibaba war einst die wertvollste Aktie Asiens. Auf ihrem Höchststand im Oktober 2020 war sie rund 830 Mrd. Dollar wert, wird aber heute mit weniger als einem Viertel bewertet.

Bis zum Mittag zeichnet sich am Devisenmarkt ein ausgeprägtes Wochenminus des Dollar gegenüber den wichtigsten anderen Währungen von 1,6% ab. Der Euro legt leicht um 0,1% auf 1,0863 Dollar zu, er hält sich damit auf hohem Niveau.

Für den Brent-Ölpreis zeichnet sich nach dem starken Rückgang vom Donnerstag der vierte Wochenverlust in Folge ab. Am Freitagmittag wurde die Sorte zu 78,18 Dollar gehandelt, eine gewisse Erholung um 1% gegenüber dem deutlich gedrückten Vortagsniveau. Dem Ölpreis hatte ein kräftiger Anstieg der US-Lagerbestände an Rohöl zugesetzt.