TECHNISCHE ANALYSE

Dax und Co. sind in der Baisse

Von Achim Matzke *) Börsen-Zeitung, 16.1.2019 Aus technischer Sicht befindet sich ein Standardwerteindex - nachdem er zuvor eine Hausse durchlaufen hat - in einer (Zwischen-)Baisse, wenn der Index vom vorherigen (Allzeit-)Hoch um mehr als 20,0 %...

Dax und Co. sind in der Baisse

Von Achim Matzke *)Aus technischer Sicht befindet sich ein Standardwerteindex – nachdem er zuvor eine Hausse durchlaufen hat – in einer (Zwischen-)Baisse, wenn der Index vom vorherigen (Allzeit-)Hoch um mehr als 20,0 % zurückfällt. Da der Dax bisher (von 13 596,89 auf 10 279,33 Zähler) um rund 24,4 %, der MDax um 23,1 % und der SDax um 27,3 % gefallen sind, befinden sich die drei Auswahlindizes der Deutschen Börse jeweils in einer technischen Baisse. Damit gibt es für den Dax und seine Vorläuferindizes seit dem Jahr 1959 insgesamt 14 Bärenmärkte. Diese kann man zum Beispiel in die zwei Gruppen “Baissen in Kombination mit und ohne eine (Wirtschafts-)Rezession in Deutschland” unterteilen. Hierbei zeigt sich, dass die Bärenmärkte mit einer Rezession ausgeprägter sind und länger andauern. Demgegenüber haben Bärenmärkte ohne Rezession bisher im Durchschnitt 444 Kalendertage (gemessen vom vorherigen Top bis zum späteren Baisse-Low) und damit ungefähr 1,2 Jahre gedauert. Für den Fall, dass es in Deutschland nicht zu einer Rezession kommt, bleibt festzuhalten, dass die aktuelle Dax-Baisse zumindest mit Blick auf die zeitliche Ausdehnung bereits gut vorangekommen ist. Technische BodensucheDer Dax startete im März 2009 bei 3 589 Punkten eine Aufwärtsbewegung, die sich im Laufe der Jahre zu einem technischen Hausse-Zyklus und mit einem Gesamtzuwachs von 278,8 % ausgeweitet hat. Hierbei hatte sich über die Zwischen-Lows bei 4 965 im September 2011 und bei 8 700 im Februar 2016 ein zentraler, fast zehnjähriger Hausse-Trend ergeben, der im Oktober 2018 bei ca. 11 800 Punkten lag. Ab Mitte 2017 etablierte der Dax eine mittelfristige Seitwärtspendelbewegung oberhalb der Support-Zone um 11 700/11 800. Diese Seitwärtspendelbewegung hat im Laufe der Monate die Form einer Kopf-Schulter-Verkaufsformation – einer technischen Umkehrformation – angenommen. Im Oktober 2018 ist der Dax aus dieser Top-Formation mit einem übergeordneten Verkaufssignal durch die Nackenlinie (11700/11800) gefallen und hat gleichzeitig den mehrjährigen Hausse-Zyklustrend beendet. Nach knapp zehn Jahren Hausse-Zyklus ist der Dax bestenfalls in eine übergeordnete Seitwärtspendelbewegung hineingelaufen, die mit dieser (Zwischen-)Baisse gestartet ist. Diese Baisse ist mit Blick auf die zeitliche Ausdehnung gut vorangekommen, mit Blick auf die räumliche Ausdehnung ist der Dax jetzt an die breite Support-Zone aus den Jahren 2014 bis 2016 von ca. 8 800 bis 10 100 Punkten herangelaufen. Auch mit dem Rückenwind der attraktiven Dividendenrendite (Dividendensaison im zweiten Quartal 2019) sollte es nicht überraschen, wenn der Dax im ersten Halbjahr 2019 an beziehungsweise leicht in dieser Zone bereits in technische Bodenformation hineinläuft. Bilderbuch-Hausse beendetDer MDax hat ebenfalls im März 2009 (bei ca. 4 120) seinen Hausse-Zyklus gestartet, der mit einem Zugewinn von fast 570 % bis auf 27 526 führte. Hierbei sorgte ab dem Jahr 2012 (Kurse um 10 960) ein Wechselspiel von Investment-Kaufsignalen, mittelfristigen Aufwärtstrends und Konsolidierungen/Korrekturen für einen idealtypischen Hausse-Trend, der im Oktober 2018 bei 25 000 lag. Seit Ende des Jahres 2017 war der MDax unterhalb des Resistance um 27 600 in eine Konsolidierung (Form eines Aufwärtsdreiecks) hineingelaufen. Auch wenn diese Konsolidierung zunächst einen trendbestätigenden Charakter (nach oben) aufwies, fiel der MDax im Oktober 2018 mit einem übergeordneten Verkaufssignal nach unten heraus. Direkt im Anschluss wurde auch der vorherige, sechsjährige Hausse-Trend beendet. Beim MDax, der durch die Indexreform im September 2018 und die damit verbundene Aufnahme von Technologietiteln eine leicht veränderte, technische Sensitivität aufweist, deutet sich für das erste Halbjahr 2019 beziehungsweise in der langfristigen Support-Zone von 18550 bis 21 680 (stammt aus den Jahren 2015 bis 2017) zumindest eine mittelfristige Stabilisierung an.Beim SDax, der seinen Hausse-Zyklus im März 2009 bei 2 149 startete und sein Top im Juni 2018 bei 12 7 49 (Zugewinn von 493 %) erreichte, ergab sich ab Oktober 2011 ein idealtypischer, siebenjähriger Hausse-Trend. Dieser lag im vierten Quartal 2018 bei ca. 10 700. Auch der SDax war ab dem zweiten Halbjahr 2017 in eine Seitwärtspendelbewegung (technischer Charakter eines Aufwärtsdrecks) hineingelaufen. Im Oktober 2018 war der Index mit einem Verkaufssignal aus der Konsolidierung herausgefallen. Relative Schwäche beim SDax Der neue, kurzfristige Abwärtstrend hat den SDax sowohl aus dem zentralen Hausse-Trend herausgeführt als auch in eine (Zwischen-)Baisse gedrückt. Da sich die Struktur und die Sensitivität des Kleinwerteindex durch die Indexreform im September 2018 deutlich geändert hat, hat der Index jetzt eine mittelfristige relative Schwäche gegenüber Dax/MDax etabliert. Diese sollte auch erhalten bleiben, wenn der Index in den kommenden Wochen an beziehungsweise oberhalb des langfristigen Supports (9 180 bis 9 200) in eine Stabilisierung / Bodenformation hineinläuft.—-*) Achim Matzke leitet bei der Commerzbank den Bereich Technische Analyse & Index Research.