EUROPÄISCHE AKTIENWOCHE

Dax und Stoxx im Höhenrausch

Europas Aktienmärkte setzen Rally fort - Analysten prognostizieren weitere Kursgewinne

Dax und Stoxx im Höhenrausch

Von Thorsten Kramer, FrankfurtZwei Handelstage bleiben dem deutschen Leitindex Dax noch, womöglich doch noch über 7 700 Punkte oder sogar noch höher vorzurücken. Fest steht aber bereits jetzt, dass Investoren hierzulande auf ein fantastisches Börsenjahr zurückblicken können. Vor dem durch die Weihnachtsfeiertage verlängerten Wochenende notierte der Index 29,5 % über seinem Stand vom Jahresbeginn – und was daran am meisten verblüfft, ist, dass damit vor Jahresfrist niemand gerechnet hatte.In der abgelaufenen Handelswoche rückte der Dax um weitere 0,5 % auf 7 636 Punkte vor, und der europäische Blue-Chip-Index Euro Stoxx 50 kam zugleich um 0,8 % auf 2 651 Zähler voran, obwohl der erhoffte Kompromiss im Streit zwischen den Parteien um den US-Haushalt weiterhin auf sich warten ließ.Die Sorgen um den Kurs der US-Wirtschaft sind nicht die einzigen, die Marktteilnehmer aktuell bewegen. Zu Jahresbeginn muss ein Rettungspaket für Zypern geschnürt werden, und die für Februar geplanten Neuwahlen in Italien werfen bereits ihre Schatten voraus. Dennoch blickt die Mehrzahl der Anlagestrategen sehr konstruktiv auf Europas Aktienmärkte, sei es kurzfristig bis zum Jahreswechsel oder langfristig mit Blick auf das Börsenjahr 2013.Einig sind sich die Akteure zwar darin, dass die Rally der zurückliegenden Wochen stark liquiditätsgetrieben ist. Gleichwohl sehen sie an Europas Börsen weiterhin gute Investmentchancen, denn die Bewertung sei immer noch maßvoll und die Positionierung vieler internationaler Adressen immer noch sehr vorsichtig. Damit der Aktienmarkt die Hoffnungen erfüllen kann, gilt eine Belebung der Weltwirtschaft als Voraussetzung. Dafür sehen inzwischen viele Analysten allerdings mit einem Blick auf maßgebliche Frühindikatoren wie den deutschen Ifo-Geschäftsklimaindex bereits sehr ermutigende Signale. Attraktives InvestmentKurzfristig sei zwar die Gefahr für eine technische Gegenreaktion an den Aktienmärkten recht groß, heißt es nun beispielsweise bei der Landesbank Berlin. Für das Gesamtjahr rechnen aber die meisten Adressen mit weiteren Kursgewinnen. Dabei spielt es nach Einschätzung der WGZ Bank nicht zuletzt eine wichtige Rolle, dass Aktien als Sachkapitalinvestment in einer Zeit mit steigenden Inflationssorgen zunehmend gefragt sein dürften. Zudem sollten Dividendentitel weiterhin davon profitieren, dass es an renditeträchtigen und zugleich liquiden Anlagealternativen mangelt. Am Anleihemarkt wird es im Niedrigzinsumfeld zusehends schwieriger, noch auskömmliche Erträge zu erzielen. Und Staatsanleihen etwa aus den USA oder aus Deutschland werden von professionellen Investoren lediglich noch dazu genutzt, die Risiken in einem Portfolio auszutarieren. Den Nimbus eines sicheren Renditeträgers haben sie verloren.Spannend wird es in den nächsten Monaten zu beobachten sein, welche Aktienmärkte in Europa die beste Performance zeigen. Mancher Experte sieht weiterhin die Aktien deutscher Unternehmen im Vorteil, die von einer Belebung der globalen Wirtschaftstätigkeit profitieren sollen. Manch anderer sieht die besten Chancen hingegen an den Börsen der großen Peripheriestaaten, an denen enormer Nachholbedarf bestehe, der bei weiteren Fortschritten in der Reformpolitik auf Ebene der einzelnen Staaten und der Europäischen Union sichtbar werde.Auf Konjunkturseite bleibt es in den nächsten Tagen weitgehend ruhig. In Italien steht am Donnerstag der Geschäftsklimaindex zur Veröffentlichung an und in den Vereinigten Staaten das Verbrauchervertrauen. Vor dem Jahreswechsel schließt sich dann noch der Einkaufsmanagerindex für den Wirtschaftsraum Chicago an.