Finanzmärkte

Dax verliert Allzeithoch aus dem Blick

Der deutsche Leitindex hat sich mit moderaten Abschlägen ins Pfingstwochenende verabschiedet. Neben einem Dax-Schwergewicht stand auch ein Chemiekonzern unter Druck.

Dax verliert Allzeithoch aus dem Blick

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tom Frankfurt

Der deutsche Leitindex hat am letzten Handelstag vor Pfingsten Federn gelassen. Mit Abschlägen von 0,2% auf 18.704 Zähler entfernte sich das Börsenbarometer von seinem erst am Mittwoch markierten Allzeithoch bei 18.892 Punkten. Auch der MDax verlor am Freitag 0,2% auf 27.441 Zähler. Der Euro Stoxx 50 (−0,2% auf 5.063 Euro) schloss ebenfalls etwas leichter.

Nachdem sich die Berichtssaison dem Ende zuneigt und Impulse von Unternehmensseite weitgehend ausblieben, drohen auf dem hohen Niveau der Aktienmärkte nun Gewinnmitnahmen. Diese Tendenz hatte sich bereits am Donnerstag am US-Aktienmarkt abgezeichnet, wo die wichtigsten Indizes ihre Rekordmarken nicht halten konnten. Der US-Leitindex Dow Jones Industrial hatte am Donnerstag erstmals in seiner langen Geschichte die Marke von 40.000 Punkten übersprungen, fiel danach aber wieder zurück. Belastend wirkten auch Aussagen von Isabel Schnabel. Die EZB-Direktorin gab sich bei Leitzinssenkungen zurückhaltend. Ihrer Ansicht nach sollte die EZB nach eventuellen Lockerungsschritten im Juni behutsam vorgehen. Eine Zinssenkung im Juni gilt bei Anlegern bereits als so gut wie ausgemacht. 

Im Leitindex ging es für die Aktie von Siemens weiter abwärts. Die Titel gaben 1,4% auf 172,56 Euro nach und sackten zeitweise auf den tiefsten Stand seit Februar. Das Index-Schwergewicht hatte Anleger mit seinen Quartalszahlen enttäuscht. Daraufhin hatten die Papiere, die erst am Montag ein Rekordhoch markiert hatten, deutlich nachgegeben.

Abwärts ging es im MDax auch für die Titel des Chemiekonzerns Lanxess (−4,1% auf 26,16 Euro). Exane BNP hatte die Papiere ebenso wie das Analysehaus Jefferies abgestuft. Stärker noch erwischte es die Aktie von Redcare Pharmacy. Die Papiere der Online Apotheke – die im vergangenen Jahr einer der absoluten Überflieger am Aktienmarkt waren – fielen um satte 9,1% auf 109,50 Euro und damit auf den tiefsten Stand seit November 2023.

Größter Gewinner im Nebenwerteindex waren SFC Energy, die an der Index-Spitze 8,1% auf 24,75 Euro zulegten. Erst am Donnerstag hatte Warburg Research das Kursziel für die Aktie auf 29 Euro angehoben. Der Brennstoffzellenhersteller habe die Prognosen im ersten Quartal deutlich übertroffen.

Am Rohstoffmarkt verteuerte sich Kupfer in der Spitze um 1,3% auf 10.555 Dollar je Tonne und markierte damit ein neues Zwei-Jahres-Hoch. Die Hoffnung auf eine anziehende Nachfrage durch die erwarteten Zinssenkungen der großen Notenbanken einerseits und konjunkturstützende Maßnahmen der chinesischen Regierung andererseits stützten den Preis. Peking kündigte am Freitag eine umfassende Stabilisierungsaktion für den angeschlagenen Immobiliensektor an.

Die Blicke der Anleger richten sich nun besonders auf Nvidia. Die KI-Größe, die inzwischen nach Microsoft und Apple zum wertvollsten Unternehmen der Welt avanciert ist, legt in der kommenden Woche Quartalszahlen vor. Der Chip-Entwickler hat die Erwartungen von Märkten und Analysten zuletzt regelmäßig um Längen übertroffen. Gelingt Nvidia das erneut, dürfte das der KI-getriebenen Rally neuen Auftrieb geben. Im umgekehrten Fall könnten bei einer Enttäuschung auch die breiten Aktienmärkte unter Druck geraten.