Dax klettert auf Rekordhoch
Trotz steigenden Zinsen bleiben die Anleger am deutschen Aktienmarkt am Freitag noch in in Rekordlaune. Der deutsche Leitindex Dax sprang zur Mittags um rund 0,4% das Hoch von 16.362 Punkten, aktuelle liegt er mit 16.315 Zählern leicht darunter. Auf Wochensicht steuerte der Dax auf einen Gewinn von rund 2,5% zu. “Wenn es weder die US-Notenbank Fed noch die Europäische Zentralbank mit der Aussicht auf weitere Zinserhöhungen schaffen, dem Aktienmarkt einen Dämpfer zu verpassen, stellt sich schon die Frage, was die aktuelle Rally denn dann stoppen kann”, sagte Stratege Jürgen Molnar vom Broker RoboMarkets der Agentur Reuters. Auch an den übrigen europäischen Börsen blieb die Stimmung vergleichsweise optimistisch. Der EuroStoxx50 lag ebenfalls 0,4% höher bei 4.381 Punkten. “Die Investoren sehen zwar das Risiko, dass die Geldpolitik den Bogen überspannen könnte, finden aber dafür in den aktuellen Konjunkturdaten noch keine Anzeichen”, sagte Konstantin Oldenburger, Marktanalyst beim Broker CMC Markets. Für stärkere Bewegungen könnte am Nachmittag vor allem der große Verfall an den Terminmärkten sorgen: im Tagesverlauf verfallen Futures und Optionen auf Indizes sowie Optionen auf einzelne Aktien. Zu diesem Termin schwanken die Aktienkurse üblicherweise stark, weil Investoren die Preise derjenigen Wertpapiere, auf die sie Derivate halten, in eine für sie günstige Richtung bewegen wollen.
Beflügelt von der Aussicht auf weiter steigende Zinsen in der Euro-Zone stieg der Euro um 0,2% auf ein Fünf-Wochen-Hoch von 1,0962 Dollar. An den Anleihemärkten kletterten die Renditen. Die Verzinsung der zweijährigen Bundesschatzanweisungen, die besonders stark von den momentanen Zinserwartungen abhängig ist, zog um zwei Basispunkte auf 3,19% an. Laut EZB-Präsidentin Christine Lagarde ist eine weitere Zinserhöhung im Juli sehr wahrscheinlich. Bundesbank-Präsident Joachim Nagel sagte am Freitag, dass die EZB im Kampf gegen die Inflation womöglich auch nach der Sommerpause die Zinsen weiter anheben müsse. Die US-Notenbank hatte hingegen eine Zinspause eingelegt, jedoch weitere Erhöhungen in Aussicht gestellt. Im Gegensatz dazu behielt die Bank of Japan ihre ultralockere Geldpolitik am Freitag bei. Der japanische Yen sackte daraufhin zeitweise zum Euro auf ein 15-Jahres-Tief.
Die deutsche Wirtschaft wird nach Einschätzung der Bundesbank unter anderem wegen der hartnäckig hohen Inflation in diesem Jahr leicht schrumpfen. Sie erhole sich nur mühsam von den Krisen der vergangenen drei Jahre, teilte die Bundesbank in ihren am Freitag veröffentlichten halbjährlichen Wirtschaftsprognosen mit. “Die deutsche Wirtschaft ringt vor allem noch mit den Folgen der hohen Inflation. Diese schmälert die Kaufkraft der Bürgerinnen und Bürger,” erklärte Bundesbankpräsident Joachim Nagel. Nach den Bundesbank-Prognosen wird die Wirtschaftsleistung 2023 voraussichtlich kalenderbereinigt um 0,3 Prozent schrumpfen. In der Dezember-Prognose hatte sie noch einen Rückgang des Bruttoinlandsprodukts (BIP) um 0,5 Prozent veranschlagt.