TECHNISCHE ANALYSE

Dax weiterhin bedenklicher als Dow

Von Christoph Geyer *) Börsen-Zeitung, 5.12.2018 Vor einigen Tagen ist eine der bedeutendsten Messen für Anleger und Trader in Frankfurt zu Ende gegangen. Die World of Trade lockt jedes Jahr viele Besucher an, die auf der Suche nach dem Heiligen...

Dax weiterhin bedenklicher als Dow

Von Christoph Geyer *)Vor einigen Tagen ist eine der bedeutendsten Messen für Anleger und Trader in Frankfurt zu Ende gegangen. Die World of Trade lockt jedes Jahr viele Besucher an, die auf der Suche nach dem Heiligen Gral an der Börse sind. Dabei strömt eine Masse an Informationen und Angebote auf die Interessierten ein. Meist ist die Fülle dieser Informationen kaum zu verarbeiten, und der Anleger geht oft verwirrter aus den Messehallen, als er hineingegangen ist. Eine solche Messe bietet aber auch häufig Aufschluss darüber, wie die Stimmung bei der Masse der Besucher zur aktuellen Börsenlage ist. Zumindest kann man sich in vielen Gesprächen ein Bild davon machen, was die Menschen derzeit an Themen bewegt. In diesem Jahr kann sicher von einer sehr differenzierten Wahrnehmung gesprochen werden. Genauso wie sich die Lage an den Börsen derzeit darstellt. Stabile EntwicklungDie amerikanische Börse, in Gestalt des Dow Jones, hat zwar in diesem Jahr bislang auch noch keine Bäume ausgerissen, hält sich aber auf dem erreichten Niveau recht stabil. Auch wenn die beachtliche Performance des Vorjahres nicht wieder erreicht werden konnte, blieben dramatische Kursverluste, auch wenn es zwischenzeitlich immer wieder herbe Rückschläge zu verkraften gab, weitgehend aus. Dies ist sicher noch kein Garant dafür, dass es so weitergehen muss. Von einer stabilen Entwicklung darf aber trotzdem gesprochen werden. Kurzfristig hat sich zudem die Indikatorenlage verbessert, was auf einen positiven Jahresabschluss schließen lässt. Erholungen im AbwärtstrendGanz anders sieht dagegen die Lage beim Dax aus. Dieser blickt nämlich auf ein sehr negatives Jahr zurück. Dabei gestaltete sich der Jahresauftakt noch recht vielversprechend, als der Index ein neues Rekordhoch erreichen konnte. Seitdem hat der deutsche Leitindex in der Spitze rund 2 600 Punkte verloren. Die zwischenzeitlichen Anstiegsbewegungen stellten lediglich Erholungen in einem übergeordneten Abwärtstrend dar. Dieser ist nicht nur durch Trendlinien begrenzt, sondern kann auch mit der klassischen Dow-Theorie begründet werden. Nach dieser Theorie ist ein Abwärtstrend nämlich die Abfolge von fallenden Tops und fallenden Tiefpunkten. Aktuell befinden wir uns noch immer in diesem Abwärtstrend, auch wenn zuletzt die Chance auf eine Bodenbildung entstanden ist. In den zurückliegenden Monaten hat der Dax solche Chancen aber regelmäßig vertan.Die in den letzten Wochen unterschiedlich bewertete Umkehrformation einer Schulter-Kopf-Schulter (SKS) wurde inzwischen nach unten aufgelöst. Auch wenn diese schon wegen der Umsätze nicht klassisch verlaufen ist, konnte doch davon ausgegangen werden, dass die Unterstützungslinie nicht gehalten wird. Dies war auch von den Indikatoren her zu erwarten. Das Pull-back an die Nackenlinie erfolgte nur zögerlich und war wenig ausgeprägt. Sollte es sich tatsächlich um eine SKS gehandelt haben, würde noch weiteres Abwärtspotenzial bestehen. Ob dabei die alte Unterstützungslinie, die sich im Bereich von knapp unter 9 000 Punkten befindet, erreicht wird, ist heute noch nicht zu sagen. KaufsignalDie aktuelle Indikatorenlage lässt zumindest zunächst auf eine sich verbessernde Lage schließen. Der Stochastik-Indikator hat ein Kaufsignal gebildet und der MACD-Indikator könnte dieses demnächst bestätigen. Dies wäre eine gute Basis, um zumindest einen versöhnlichen Jahresabschluss zu generieren. Allerdings ist die Stimmungslage der Marktteilnehmer derzeit eher auf fallende Notierungen eingestellt. Möglicherweise wird aus der vielzitierten Jahresendrally nur eine kleine Weihnachtsrally.Was darf man eigentlich vom neuen Jahr erwarten? Nach dem bekannten Präsidentschaftswahlzyklus der USA würden die Märkte zunächst positiv in das kommende Jahr starten. Dieser positive Trend war in Vorwahljahren, ein solches steht im kommenden Jahr an, meist bis zum Sommer zu beobachten. Dabei spielte es keine Rolle, ob der Dow Jones oder der Dax zur Beurteilung herangezogen wurde.Bis in den Spätherbst gaben die Notierungen dann tendenziell eher nach und markierten im Oktober und November dann das Ende der kurzfristigen Abwärtsbewegung. Die oben bereits erwähnte Jahresendrally startete dann oft recht dynamisch und hielt bis zum Jahreswechsel an.Im kommenden Jahr gibt es noch einen weiteren Faktor, der sonst nicht so ausgeprägt ist. Der Dekadenzyklus zeigt nämlich für ein Jahr, welches auf eine 9 endet, nahezu die gleiche Bewegung wie sie ein typisches Präsidentschaftsvorwahljahr aufweist. Politische TurbulenzenAn dieser Stelle sei aber ausdrücklich darauf hingewiesen, dass diese Zyklusanalyse keine Ein- oder Ausstiegssignale liefern kann. Es ist vielmehr eine Orientierung für ein mögliches Trendverhalten im Jahresverlauf. Das jetzt zu Ende gehende Jahr hat gezeigt, dass durch politische Äußerungen die Märkte gehörig durcheinandergewürfelt werden können. Da sich die politische Großwetterlage auch im kommenden Jahr kaum ändern wird, sollte man auf solche Turbulenzen vorbereitet sein.—-*) Christoph Geyer ist technischer Analyst bei der Commerzbank.