Die abgeschwächte Inflation in Europa und überraschend starke Einzelhandelsumsätze aus Deutschland haben dem deutschen Leitindex am Donnerstag neuen Schwung gegeben. Der Dax gewann bis zum Abend 0,3% auf 16.215 Zähler. Die Jahresendrally ist damit wieder in Gang gekommen und das Rekordhoch bei 16.529 Punkten rückt näher. Noch vor dem Januar ist der November der stärkste Börsenmonat des Jahres. Der Euro Stoxx 50 legte 0,3% auf 4.382 Zähler zu. Dagegen verlor der MDax 0,5% auf 26.183 Punkte.

Für neuen Optimismus an den Aktienmärkten sorgten Preisdaten aus Europa: Die Inflation in der Eurozone schwächte sich im November deutlich ab. Die Verbraucherpreise lagen 2,4% über dem Niveau des Vorjahresmonats. Die Inflation fiel damit auf den tiefsten Stand seit Juni 2021. Das Inflationsziel der EZB bei 2% scheint greifbar nah, was die Hoffnungen auf Leitzinssenkungen befeuert.

Unter den Gewinnern im Dax waren die Titel der Deutschen Bank, die 1,4% auf 11,43 Euro zulegten. Die US-Bank J.P. Morgan hatte sich zuvor etwas optimistischer gestimmt für das deutsche Institut gezeigt und die Prognosen für 2024 und 2025 angehoben. SAP-Papiere verteuerten sich um 0,7% auf 145,48 Euro. Die Aktie profitierte von Zahlen des US-Rivalen Salesforce, der im vergangenen Quartal die Markterwartungen übertraf.

Nach einer Herabstufung durch die Investmentbank Exane BNP Paribas auf "Underperform" sackte die Aktie von K+S im MDax auf den tiefsten Stand seit zwei Jahren und verlor bis Handelsschluss 5% auf 13,60 Euro. Überangebote auf den Märkten wirkten als "struktureller Gegenwind", schrieb die Bank. Große Produzenten dürften in den kommenden Jahren große Mengen auf die Märkte bringen.

Im SDax verloren Siltronic 5,9% auf 87,15 Euro. Händler monierten die zum Kapitalmarkttag genannten längerfristigen Wachstumsziele des Waferherstellers. Nach dem kräftigen Kursgewinn am Vortag, als die Aktie 9% zulegen konnte, seien die Ziele für 2028 nicht ausreichend. Dagegen machte die Aktie von Morphosys zuletzt erlittene Verluste wieder wett. Enttäuschungen beim Krebsmittel Pelabresib hatten für einen Kurseinbruch um ein Drittel gesorgt. Mutige hoffen nun darauf, dass Pelabresib trotzdem eine US-Zulassung erhält. Die Aktie verteuerte sich um 21,8% auf 24,36 Euro.

In London verloren die Titel des Schuhherstellers Dr. Martens 21,4% auf 90 Pence und fielen auf ein Rekordtief. Das Unternehmen erwartet einen Rückgang des Jahresumsatzes im hohen einstelligen Prozentbereich wegen des warmen Wetters in wichtigen Verkaufsregionen.