Dax tritt auf der Stelle
Anleger meiden bei deutschen Aktien auch am Donnerstag das Risiko. Die Erholung vom Tief seit März, die am Vortag nach dem Fall des Dax unter die 15.000-Punkte-Marke im Verlauf eingesetzt hatte, ist schon wieder zu Ende. Gegen Mittag gab der deutsche Leitindex um 0,3% auf 15.057,81 Punkte nach.
Der MDax, der am Vortag auf Jahressicht kurz ins Minus abgetaucht war, erholte sich auch nicht weiter. Mit einem Abschlag von 0,2% auf 25.225,04 Punkte behauptet er in der Jahresbilanz aber zumindest wieder ein leichtes Plus. Der EuroStoxx gab am Donnerstag um 0,1% nach. Auch an den US-Börsen werden wieder moderate Abschläge erwartet.
Schwache US-Jobdaten
Nach dem jüngsten Arbeitsmarktbericht der privaten ADP-Agentur warteten alle nun auf den offiziellen US-Arbeitsmarktbericht am Freitag, sagte Thomas Altmann von QC Partners. Sollte dieser ebenfalls eine schwächere Tendenz zeigen, dann könnte das die US-Notenbank Fed dazu veranlassen, nicht weiter an der Zinsschraube zu drehen, meint der Experte. Das wären gute Nachrichten für die Börse.
Der Analyst Pierre Veyret vom Broker Activtrades glaubt, dass die Entwicklung der Marktzinsen und geldpolitische Unsicherheiten den Anlegern weiter Kopfschmerzen bereiten. "Sie haben immer noch Schwierigkeiten, die kurz- bis mittelfristigen Aussichten für risikoreichere Vermögenswerte einzuschätzen", sagte der Experte. Auch durchwachsene Wirtschaftsdaten aus einigen europäischen Ländern hätten die Risikofreude nicht gerade erhöht.
SMA Solar mit kräftigem Aufschlag
Auf Unternehmensseite war nachrichtlich wieder etwas mehr geboten als zuletzt: Allen voran fielen die Aktien von SMA Solar mit einem Kurssprung um fast 14% an der MDax-Spitze positiv auf. Der Wechselrichterhersteller profitiert weiter vom Boom bei Solaranlagen und hob dank guter Geschäfte im dritten Quartal erneut seinen Ausblick für das Gesamtjahr an. Der Vorstand rechnet im Gesamtjahr 2023 nun mit einem Konzernumsatz von 1,8 bis 1,9 Mrd. Euro. Jefferies-Experte Constantin Hesse zeigte sich nach der dritten Zielerhöhung im laufenden Jahr positiv überrascht vom guten Geschäftsverlauf.
Ein Plus von 8,2% verbuchten außerdem die Aktien von Redcare Pharmacy, die damit ihren guten Lauf in diesem Jahr wiederbelebten. Die Online-Apotheke hat im dritten Quartal auch dank eines Gemeinschaftsunternehmens in der Schweiz deutlich zugelegt. Jefferies-Analyst Alexander Thiel sprach "von einem weiteren Rekordquartal" mit übertroffenen Markterwartungen.
Zahlen gab es auch noch von Gerresheimer, die nach einem noch viel tieferen Start zuletzt mit einem Minus von 2,6% quittiert wurden. Beim Verpackungshersteller haben sich die Geschäfte im dritten Quartal noch stärker abgeschwächt als erwartet. Laut einem Händler wurde auch der Ausblick "nur" bestätigt. Analyst David Adlington von JPMorgan hatte in einer Vorschau auf die Zahlen eine Anhebung der operativen Gewinnprognose nicht ausgeschlossen.
Sportartikelhersteller unter Druck
Zu den größten Gewinnern im Dax zählten Infineon und Zalando mit einem Plus von jeweils mehr als 2%. Im Tagesverlauf unter Druck gerieten die Aktien von Sportartikelherstellern. Vor allem galt dies für die Anteile von Puma, die im MDax um fast 9% abrutschten auf den niedrigsten Stand seit Juli. Adidas folgten dem im Dax um 3,2% nach unten. Am Markt wurde der Abgabedruck damit begründet, dass derzeit dämpfend auf die Analystenschätzungen eingewirkt werde.
Auch Hellofresh gehörten mit 2,2% zu den Verlierern nach einer skeptischen Analystenstudie der Bank of America. Nach einer Beobachtungspause stuft Analyst Kiranjot Grawal die Aktien nun mit "Underweight" ein, weil er sich aktuell schwer tut, beim Kochboxenversender "frisches Wachstum" auszumachen.
Kein gutes Signal für den deutschen Börsenplatz ging am Donnerstag vom ursprünglich vorgesehenen Börsengang des Antriebstechnik-Herstellers Renk aus. In den letzten Tagen habe sich das Marktumfeld spürbar eingetrübt, wurde als Argument dafür genannt, dass die Erstnotiz in letzter Minute abgesagt wurde.
An der Pariser Börse machte der Bahnzulieferer Alstom von sich Reden. Die Aktien brachen um bis zu 38% ein, weil das Unternehmen unter anderem aufgrund von Verzögerungen bei einigen Aufträgen nun einen negativen Free Cash Flow für das Geschäftsjahr erwartet.