Märkte am Mittag

Hellofresh-Zahlen schockieren Anleger

Der deutsche Leitindex kam nach seinem jüngsten Rekordhoch am Donnerstag am Freitag nicht recht vom Fleck. Einen Rekordabsturz legte ein Corona-Profiteur hin.

Hellofresh-Zahlen schockieren Anleger

Hellofresh-Zahlen schockieren Anleger

Am deutschen Aktienmarkt haben die Anleger nach dem jüngsten Dax-Rekord vom Donnerstag zunächst innegehalten. Vor dem viel beachteten US-Arbeitsmarktbericht trat der deutsche Leitindex gegen Mittag mit minus 0,1% bei 17.833 Zählern nahezu auf der Stelle. Etwas deutlicher knickte der MDax mit minus 0,7% bei 25.980 Zählern ein, hierfür waren vor allem massive Kursverluste bei Hellofresh verantwortlich. Die Stimmung bleibe nach den jüngsten Notenbanksignalen grundsätzlich positiv, hieß es von Börsianern.

In dieser Woche hatten Auftritte von US-Notenbank-Chef Jerome Powell und der Währungshüter von der Europäischen Zentralbank (EZB) die Zinshoffnungen am Markt bestärkt. Die Investoren lasen aus den Andeutungen heraus, dass die Notenbanken im Juni mit ihren Zinssenkungen beginnen könnten. EZB-Chefin Christine Lagarde habe den Marktteilnehmern "endlich mehr Klarheit über die geldpolitische Lockerung" gegeben, schrieb Analyst Pierre Veyret vom Broker Activtrades. Dies gab den Kursen an den Börsen zuletzt neuen Auftrieb.

Märkte auf Rekordjagd

So gab es an der Wall Street zuletzt neue Rekorde, und auch der Dax erreichte am Donnerstag eine neue Bestmarke bei gut 17.879 Zählern. Auf Wochensicht steuert das wichtigste Börsenbarometer aktuell auf ein Plus von mehr als einem halben Prozent zu. "The Sky is the Limit" heiße es derzeit im Deutschen Aktienindex, der mit scheinbarer Leichtigkeit nun direkt auf Wolke 18.000 zusteuere, sagte Jürgen Molnar von RoboMarkets. Seit Jahresanfang verbucht der Dax ein Plus von 6,5%. 

Die Geldpolitiker von Fed und EZB hatten zugleich erneut klargemacht, dass die weiteren Zinsschritte von der Datenlage abhängen. Laut Portfoliomanager Thomas Altmann von QC Partners wird für den Februar in den USA mit einer Stagnation bei der Arbeitslosenquote und mit weniger neu geschaffenen Stellen als im Dezember und im Januar gerechnet. "Dabei würde eine nachlassende Dynamik auf dem Arbeitsmarkt auf dem Parkett wohl positiv ankommen." Denn ein nicht mehr ganz so starker Arbeitsmarkt "würde den Weg für Zinssenkungen öffnen, wohingegen ein unerwartet starker Arbeitsmarkt die Geldpolitik länger restriktiv halten könnte."

Der Dollar-Index notierte vor der Veröffentlichung der Daten mit 102,722 Punkten zeitweise auf dem tiefsten Stand seit fast zwei Monaten. Die Gemeinschaftswährung lag mit 1,0934 Dollar ebenfalls knapp im Minus. Für Ernüchterung sorgten bei den Euro-Anlegern die neuesten Konjunkturdaten, wonach die Wirtschaft in der Euro-Zone vor dem Jahreswechsel einer Rezession nur knapp entgangen ist und wohl auch vorerst weiter lahmt. Investoren erhoffen sich von der erwarteten geldpolitischen Lockerung eine Belebung der Konjunktur.

Gewinneinbruch bei Hellofresh

Auf Unternehmensseite hierzulande sorgte ein massiver Kurseinbruch bei Hellofresh für Aufsehen. Anleger warfen die Papiere aus dem Depot, nachdem der Kochboxen-Lieferant wegen der allgemeinen Konsumzurückhaltung am Vorabend seine Mittelfristziele bis 2025 kassiert hatte. Zudem rechnet das Management des MDax-Konzerns für 2024 mit einem Einbruch des bereinigten operativen Gewinns. Das Unternehmen verlor mehr als 900 Mill. Euro an Marktkapitalisierung. Der Ausblick für 2024 sei desaströs und der zweite Schockmoment für die Anleger nach der Senkung der Gewinnprognose im November vergangenen Jahres, sagte ein Händler. Andere Analysten sprachen von einem weiteren Schlag für die Glaubwürdigkeit der Konzernführung. Die Papiere brachen zeitweise um fast die Hälfte ein. Noch in der Pandemie hatte der Aktienkurs davon profitiert, dass viele Menschen Essen nach Hause bestellten. Am Freitag markierten die im MDax notierten Titel dagegen ein Fünfjahrestief und steuerten auf den höchsten Kurssturz ihrer Firmengeschichte zu. 

Im Dax waren die Papiere von Symrise weit vorn. Die Aktien des Duftstoffe- und Aromenherstellers knüpften mit 1,4% Aufschlag an ihren zuletzt guten Lauf an. Symrise hatte in dieser Woche mit Jahreszahlen und seinem Ausblick für das laufende Jahr überzeugt. Auch die Ziele von Daimler Truck waren in der vergangenen Woche gut am Markt angekommen, seitdem notiert das Papier wieder deutlich über 40 Euro. Zu Wochenschluss ging es um 1,5% nach oben.

Rheinmetall schwächer

Am Dax-Ende zollten Anteile am Rüstungskonzern und Autozulieferer Rheinmetall dem jüngst erreichten Rekordhoch Tribut und notierten rund 1,9% tiefer. Seit Jahresbeginn haben die Aktien des Rüstungskonzerns mehr als 50% zugelegt.

Beiersdorf profitierten mit plus 1,3% Aufschlag von einer positiven Analystenstudie. Die US-Bank J.P. Morgan setzte die Papiere mit Blick auf die Mitte April anstehenden Quartalszahlen des Konsumgüterkonzerns auf "Positive Catalyst Watch".

Auffällige Kursbewegungen gab es noch in den hinteren Börsenreihen. Im Nebenwerte-Index SDax fiel der Kurs von Süss Microtec um 3,7%. Analyst Tim Wunderlich von Hauck & Aufhäuser Investment Banking strich nach der Kursrally der vergangenen Monate seine Kaufempfehlung. Sein unverändertes Kursziel von 44 Euro wurde inzwischen fast erreicht.

An der Londoner Börse trieb die mögliche Übernahme durch Mondi die Kurse des britischen Verpackungskonzerns DS Smith um mehr als 7% in die Höhe. Der größere Konkurrent will DS Smith für 5,14 Mrd. Pfund (rund sechs Mrd. Euro) schlucken. Die Aktien von Mondi verloren 1,7%.