"Defensiver und längere Duration"
Der japanische Vermögensverwalter Nikko Asset Management geht von sinkenden Zinsen in Asien aus. Holger Mertens, leitender Portfoliomanager Global Credit, betont im Gespräch, dass er deswegen auf eine etwas längere Duration setzt. Angesichts des Handelskonflikts bevorzugt er defensivere Geschäftsmodelle.Von Dietegen Müller, Frankfurt”Wir haben uns etwas defensiver positioniert und sind in etwas geschützteren Märkten übergewichtet”, sagt Holger Mertens, leitender Portfoliomanager Global Credit beim Vermögensverwalter Nikko Asset Management, im Gespräch mit der Börsen-Zeitung. Der auf den asiatischen Raum spezialisierte Vermögensverwalter setzt derzeit etwa auf Anleihen aus Singapur oder Thailand. “Zudem setzen wir auf eine etwas längere Duration von im Mittel rund sechs Jahren”. Denn die Zinsen dürften auch in Asien weiter fallen, meint Mertens, auch wenn er nicht davon ausgeht, dass die asiatischen Notenbanken wie in Europa auf quantitative Lockerung setzen. Als Folge davon seien weitere Kurssteigerungen zu erwarten.”Das Verhalten der Investoren ist in diesem Jahr eher qualitätsgetrieben, so wird im High-Yield-Bereich eher auf Doppel-B statt auf B oder Dreifach-C gesetzt und im Investment-Grade-Bereich auf bessere Ratingeinstufungen.” Hochzinsanleihen hätten Aufholpotenzial gehabt und einen hohen Total Return gebracht, aber seit einiger Zeit würde es stärkere Zuflüsse in bessere Qualitäten geben. Anleihen mit schwächerer Kreditqualität würden das Risiko bergen, in Schwächephasen des Marktes illiquide zu werden. “Dies haben wir beim Kursrutsch im vierten Quartal des vergangenen Jahres gesehen.” Down-Markt zu erwarten Als Risikofaktoren macht Mertens die anhaltenden Handelskonflikte und ein sich abschwächendes Wirtschaftswachstum sowie gestiegene Bewertungen aus. “Es ist davon auszugehen, dass es über einen Zeithorizont von fünf bis sechs Jahren im Credit-Bereich einen Down-Markt geben wird”, so der Portfoliomanager. So seien die Ausfallraten derzeit auf einem zyklischen Tief angelangt, und Anleihen haben über alle Bereiche hinweg – auch im Ramschbereich – seit dem Kurseinbruch im vierten Quartal des vergangenen Jahres kräftige Kurssteigerungen gesehen.Mertens illustriert dies an einem Beispiel aus Europa. “Es gibt im europäischen Hochzinsmarkt derzeit kaum ein Unternehmen, das einen Durchschnitts-Spread aufweist.” Es gebe viele Titel, die relativ teuer seien, weil die Unternehmen recht solide Bilanzen haben. Doch die Streubreite der Spreads sei außergewöhnlich groß: “Es gibt umgekehrt auch etliche Titel, die einen deutlich höheren Spread zeigen, was bedeutet, dass diese Unternehmen eigentlich finanzielle Schwierigkeiten haben”.Angesichts des Handelskonflikts setzt der frühere Lazard- und Deka Investment-Manager auf Unternehmen, die vor allem auf den jeweiligen Heimatmarkt ausgerichtet sind. Zu den Sektoren, die Mertens derzeit mag, gehören Infrastruktur- und Energieanbieter sowie Telekomunternehmen oder E-Commerce-Anbieter, also Unternehmen, die stark auf den Heimatmarkt ausgerichtet sind. “Damit sollte es gelingen, die belastenden Folgen für Exportunternehmen im Portfolio außen vor zu lassen.”Laut dem Fondszwischenbericht sind aus China etwa im Asia-Credit-Fonds Anleihen von State Grid Overseas Investment (vgl. Chart) oder Sinopec enthalten, aus Südkorea SK Innovation und aus Singapur SP Powerassets. In Hongkong setzte der Fonds zuletzt unter anderem auf Dianjian Haixing, CRCC Yupeng und CCCI Treasure. Mertens setzt dabei jeweils auf Hartwährungsanleihen.In der globalen Credit-Strategie setzt Nikko Asset Management den europäischen Markt auf “Neutral”, und den US-Markt auf “Untergewichten”, während der asiatische Raum übergewichtet wird. “Wir sehen fundamentale Risiken in US-Unternehmensanleihen”, so der Experte. Weitere Öffnung in ChinaWas die Proteste in Hongkong anbelangt, ist Mertens in Bezug auf die Anleihemärkte wenig besorgt. “Auf die internationalen Unternehmen wie Hutchison hat dies kaum einen Einfluss, da es sich um einen sehr kleinen Markt handelt.” Auch geht Mertens nicht von einer Eskalation aus. “China hat zuletzt wieder Signale einer weiteren Marktöffnung gegeben, die das Land kaum aufs Spiel setzen dürfte.” Nach wie vor ist er der Meinung, dass chinesische Anleihen eine gute Diversifikationsmöglichkeit bieten. Es gebe immer wieder Phasen negativer Korrelation.Mertens beobachtet auch eine steigende Nachfrage nach passiven Anlageprodukten. “Wir haben einen einfachen quantitativen Algorithmus ausprobiert, es nicht so schwierig, einen börsengehandelten Fonds (ETF) zu schlagen, da die Transaktionskosten angesichts der gesunkenen Renditen derzeit einen deutlich größeren Anteil an der Performance ausmachen”. Zudem seien die Gebühren im institutionellen Geschäft deutlich gefallen und teilweise schon vergleichbar mit den Gebühren für ETFs.Der Anleihemanager geht auch von einem Mehrwert aktiv gemanagter Rentenportfolios aus: “Das Potenzial, Alpha zu generieren, ist in einem Down-Markt gegeben.” Angesichts der vergleichsweise hohen Transaktionskosten würden immer mehr Mandate auch eine Buy-and-Hold-Strategie vorsehen, sagt der Nikko-Asset-Management-Manager.