Deka erwartet weiche Landung
Deka erwartet weiche Landung
Institut sieht gute Ausgangslage für Aktien und Unternehmensanleihen
ck Frankfurt
Die DekaBank ist überzeugt, dass der Weltwirtschaft eine schwere Rezession erspart bleiben wird und die Aussichten auf eine weiche Landung gut sind. Vor diesem Hintergrund ist sie für Aktien und Unternehmensanleihen zuversichtlich.
„Im Vorfeld war das Jahr 2023 eines der meistgefürchteten Jahre an den Kapitalmärkten.“ Das sagte Ulrich Kater, Chefvolkswirt der DekaBank, am Montag in einem Pressegespräch. Angesichts einer historisch starken Zinswende habe sich die Weltwirtschaft hervorragend geschlagen. Die befürchtete weltweite Rezession sei bislang ausgeblieben. „Wir glauben, dass die Chancen auf eine Fortsetzung des soften Bremskurses sich gut gestalten.“ Die DekaBank erwartet eine Schwächephase der Weltwirtschaft bis in das erste Halbjahr 2024 hinein, anschließend jedoch eine Belebung des Wachstums.
Fiskalimpulse wirken stabilisierend
Als Gründe für die Resilienz der Wirtschaft trotz vieler Belastungsfaktoren wie insbesondere des starken Zinsanstiegs nannte Kater unter anderem die fiskalischen Impulse aus der Coronakrise. Sie seien so groß dimensioniert, dass sie nach wie vor stabilisierend wirkten. Die Überschuss-Ersparnisse der privaten Haushalte in den Vereinigten Staaten lägen bei mehr als 2 Bill. US-Dollar, was 10% des BIP entspreche. Ferner verwies Kater auf die robusten Arbeitsmärkte und ein relativ stabiles Bankensystem. Von den US-Regionalbanken gehen seiner Einschätzung nach keine gravierenden Risiken mehr aus. Die Energiekrise sei durch die milden Temperaturen im Winter sowie die hohe Geschwindigkeit, mit der die Infrastruktur einer LNG-Versorgung aufgebaut werden konnte, entschärft worden. Es sei einmal mehr auch die Flexibilität der Weltmärkte für Energie und Rohstoffe gewesen, die regelmäßig dafür sorge, dass Knappheit relativ zügig überwunden werde.
Unter 3 Prozent Inflation im Herbst
Eher skeptisch beurteilt Kater die mittelfristigen Inflationsaussichten. Zwar hält das Institut für möglich, dass die Inflation des Euroraums im Verlauf des Herbstes unter 3% sinken wird. Der scharfe Inflationsrückgang sei allerdings eher ein Rückprall auf die Preiserhöhungen bei Energie, Lebensmitteln und Industriegütern im Jahr 2022. Entscheidend sei aber, was im kommenden Jahr geschehen werde, so Kater. „Die Gefahr, dass die Inflation bei verbesserter Konjunktur und deutlichen Lohnsteigerungen 2024 wieder anzieht, ist groß.“ Vor diesem Hintergrund sprach er sich gegen ein übereiltes Ende der Leitzinserhöhungen aus. Das Institut geht von einem weiteren Zinsschritt bzw. einer Erhöhung des Einlagensatzes auf 3,75% aus. Für die zweite Hälfte des nächsten Jahres hält es eine schrittweise Rücknahme der Leitzinsen des Euroraums auf 2,5% bis 3% für möglich. Für Deutschland erwartet die DekaBank in diesem und im kommenden Jahr Inflationsraten von 6,2% und 2,8%.
Günstig bewertet
Das makroökonomische Umfeld bedeutet laut Joachim Schallmayer, Leiter Kapitalmärkte und Strategie der DekaBank, eine gute Ausgangslage für die Aktienmärkte, die er aufgrund der robusten Entwicklung der Unternehmensgewinne fundamental gut untermauert sieht. Die konjunkturellen Impulse seien für die Aktienmärkte zwar gering, aber zumindest stabil. Von Bedeutung sei auch die nominale Betrachtungsweise. Das nominale weltweite Wirtschaftswachstum lege 2023 um 8,9% zu und werde 2024 um 7% steigen. Nicht nur der Dax habe Rekordhöhen erreicht, das Gleiche gelte für die Unternehmensgewinne. Vor allem deutsche und europäische Aktien seien günstig bewertet. So liege das Kurs-Gewinn-Verhältnis des Dax bei 10,9, was sich mit einem historischen Durchschnitt von 12,4 vergleiche. Zum Jahresende erwartet Schallmayer den Dax bei 16.500 Punkten.
Eine Ausnahme seien US-Aktien, die hoch bewertet seien. Von einer allgemeinen Stimmungseuphorie oder gar Aktienmarktblase könne aber nicht gesprochen werden. Technisch sei der US-Aktienmarkt zunehmend anfällig für eine Korrektur. Die treibenden Plattform- und Technologieunternehmen würden in den kommenden Quartalen jedoch ein sehr gutes fundamentales Momentum zeigen. Dies spreche gegen nachhaltige Kurseinbrüche.
Risiken ausreichend reflektiert
Die gute Unternehmensgewinnentwicklung bedeutet Schallmayer zufolge auch eine gute Ausgangslage für Unternehmensanleihen. Die aufgrund der schwachen Konjunktur steigenden Ausfallwahrscheinlichkeiten seien in den erhöhten Risikoaufschlägen aber bereits ausreichend reflektiert.
Die Gefahr, dass die Inflation bei verbesserter Konjunktur und deutlichen Lohnsteigerungen 2024 wieder anzieht, ist groß.
Ulrich Kater