Mid Caps

MDax könnte bald zum Dax aufschließen

Zuletzt ist der MDax deutlich hinter dem Dax zurückgeblieben. Laut einer Analyse der Deka dürfte sich das bald ändern. Der MDax sei im historischen Vergleich günstig bewertet und der Gewinntrend der Unternehmen sei intakt.

MDax könnte bald zum Dax aufschließen

MDax könnte bald zum Dax aufschließen

Laut Deka-Stratege Schallmayer sollten Mid Caps spätestens mit erster Zinssenkung zulegen

wrü Frankfurt

Mit einer jährlichen Performance von 9,6% hat der MDax seit 1988 eine herausragende Wertentwicklung erzielt und den großen Bruder Dax gar um rund 1,5 Prozentpunkte pro Jahr geschlagen, stellt die Deka in einer Studie heraus. Doch haben deutsche Nebenwerte bislang nicht an der Rekordjagd des Dax teilgenommen. „Dies ist erstaunlich“, stellt Joachim Schallmayer, Leiter Kapitalmärkte und Strategie bei der DekaBank, fest. Für den Aktienexperten haben die MDax-Werte gegenüber Titeln aus der ersten Reihe Aufholpotenzial. „Seit mehr als einem Jahr schreibt der deutsche Leitindex einen Rekord nach dem anderen, während sich der MDax in den vergangenen zwölf Monaten nicht vom Fleck bewegt hat“, so Schallmayer. Seiner Meinung nach sollte sich dies spätestens mit der ersten Zinssenkung durch die Europäische Zentralbank im Sommer umkehren.

„Der Gewinnentwicklungstrend der MDax-Unternehmen ist intakt“, stellt der Deka-Experte heraus. Zudem seien die Unternehmen mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) von 15,6 relativ günstig bewertet. „Aktuell liegt das MDax-KGV zwar oberhalb der Dax-Unternehmen, jedoch deutlich unter dem historischen Durchschnittswert von 17,3.“

Unterschiedliche Richtungen

Beachtenswert sei vor allem, dass die Bewegung bei den Bewertungen von Dax und MDax 2023 in unterschiedliche Richtungen ging. Während das Dax-KGV in den vergangenen zwölf Monaten von 11,4 auf aktuell 13 angestiegen sei, reduzierte sich die Bewertung im MDax um 0,3 Punkte. „Diese relative Bewegung sollte sich künftig umkehren und zu Gunsten des MDax auflösen“, erklärt Schallmayer.

Die schwache Entwicklung des MDax seit Anfang 2022 führt Schallmayer vor allem auf zwei Faktoren zurück. Erstens habe der Krieg in der Ukraine mit seinen Auswirkungen auf die Rohstoff- und Energieversorgung die deutsche Volkswirtschaft besonders stark getroffen. Noch heute hinke das Wachstum in Deutschland allen Industrieländern hinterher. Der Anteil der Umsätze, die die MDax-Unternehmen in Deutschland erzielen, liege bei einem Drittel, während die Dax-Unternehmen nur 17% ihrer Umsätze in Deutschland erwirtschafteten. „Während die Unternehmen im Dax ihre Gewinne seit Anfang 2022 weiter haben steigern können, stagnierten diese bei den MDax-Firmen lediglich“, stellt Schallmayer fest. Dies spreche dafür, dass die MDax-Unternehmen von den Auswirkungen des Ukraine-Kriegs und der schwachen heimischen Konjunktur tatsächlich stärker als die im Dax enthaltenen Unternehmen betroffen waren.

Zweitens gehe die Underperformance des MDax auf die massiv gestiegenen Zinsen zurück. Diese hätten bei Unternehmen seit 2022 einerseits zu Bewertungsabschlägen geführt und andererseits die Kapitalkosten erhöht. „Die MDax-Unternehmen weisen gegenüber Dax-Gesellschaften zwar eine höhere Verschuldung auf, allerdings ist es den Mid Caps gelungen, ihren Kapitalbedarf im Zaum zu halten und dennoch stärkeres Wachstum zu erwirtschaften“, so Schallmayer. Vor diesem Hintergrund rechnet der Kapitalmarktexperte damit, dass MDax-Unternehmen mit der ersten Zinssenkung durch die Europäische Zentralbank überproportional von diesem Schritt profitieren werden.

Auch die Befürchtung einer rückläufigen weltweiten Konjunkturentwicklung sieht Schallmayer als unbegründet an, weil das weltwirtschaftliche Umfeld sich stabilisiert habe und die globale Wirtschaft 2024 real um 3% zulegen werde. Hinzu komme, dass die Unternehmen in zurückliegenden Krisen gezeigt hätten, dass sie sich an veränderte Marktbedingungen schnell und angemessen anpassen können.

Nur eine Frage der Zeit

„Insgesamt ist die Bilanz des MDax beeindruckend“, sagt Schallmayer und verweist auf die seit Auflegung des Index erwirtschaftete Performance. „Die Kursentwicklung der MDax-Unternehmen läuft hinter deren Gewinnentwicklung hinterher. Die Aufholjagd des MDax zu neuen Höchstständen ist durch die Unternehmenszahlen mehr als gerechtfertigt und nur noch eine Frage der Zeit.“

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