Kreditwürdig

Den Erfolg des Bondmarktes von 2023 in 2024 zu toppen wird schwierig

Der Rentenmarkt wird auch im kommenden Jahr wieder profitabel sein. An die Performance von 2023 wird 2024 aber wahrscheinlich nicht anknüpfen können.

Den Erfolg des Bondmarktes von 2023 in 2024 zu toppen wird schwierig

Kreditwürdig

Den Erfolg des Bondmarktes von 2023 in 2024 zu toppen wird schwierig

Von Günther Scheppler *)

In der kommenden Silvesternacht dürften bei den Investoren am Euro-Rentenmarkt anstelle der Sekt- die Champagnerkorken knallen. Seit Jahresbeginn konnten in den verschiedenen Anleihesegmenten mit Investment-Grade-Status im Durchschnitt Gesamterträge im Bereich von 5,1% bis 7,4% erzielt werden. Ein noch ertragreicheres Jahr am Rentenmarkt gab es zuletzt 2014. Dabei sah es zwischenzeitlich gar nicht nach einer Erfolgsstory aus. Die zehnjährige Bundrendite, als Gradmesser für das allgemeine Zinsniveau zugrunde gelegt, startete mit 2,6% ins neue Jahr. Im Rahmen einer sehr volatilen Bewegung sank diese Mitte März auf den Jahrestiefpunkt bei 1,9%. Im anschließenden, zum Teil turbulenten, Höhenflug schwang sich die Rendite Anfang Oktober zum Jahreshöchstwert bei 3,0% auf. Zu diesem Zeitpunkt war die Performance im Rentenmarkt ordentlich verhagelt. Lediglich in den riskanteren Anleihesektoren standen noch Gewinne von 1,6% bis 2,3% zu Buche. Das Plus in allen anderen Sektoren rutschte deutlich unter die 1-Prozent-Marke. Dann setzte die Jahresendrally ein. Vor dem Hintergrund eines Inflationsrückgangs, der zum Teil über den Erwartungen lag, mehrten sich in den Reihen der Marktteilnehmer Zinssenkungsfantasien. Die zehnjährige Bundrendite sackte im Zuge dessen wieder auf aktuell 2,0% ab. Das daraus resultierende Kursfeuerwerk am Rentenmarkt machte das Jahr 2023 am Ende zu einem sehr erfolgreichen.

Mit Blick auf das kommende Jahr stellt sich allerdings die Frage, ob die Investoren beim Einpreisen von Leitzinssenkungserwartungen nicht über das Ziel hinausgeschossen sind. Am aktuellen Rand werden Leitzinssenkungen auf Sicht der kommenden zehn Monate von rund 139 Basispunkten eingepreist. Das ist sehr viel in Anbetracht der Tatsache, dass die Inflation in der Eurozone nach jüngsten Angaben noch 2,9% beträgt. Vom 2-Prozent-Ziel der EZB ist die Preissteigerungsrate damit noch entfernt. Die Währungshüter gehen davon aus, dass das Inflationsziel frühestens im Jahr 2026 wieder erreicht wird. Umso erstaunter sind die Zentralbanker über die aktuell sehr niedrigen Zinsen am Markt. Diese lägen unter ihren Erwartungen, gab EZB-Präsidentin Christine Lagarde nach der Leitzinsentscheidung in der vergangenen Woche zu Protokoll. Nach ihrer Aussage hat der EZB-Rat zuletzt noch nicht einmal über Leitzinssenkungen diskutiert. So wurde am Ende lediglich das Anleihekaufprogramm PEPP adjustiert, das jetzt schneller zum Ende kommen soll. Eine Phase aggressiver Leitzinssenkungen erscheint vor diesem Hintergrund eher unrealistisch.

Investoren auf Renditejagd

Ganz ohne Leitzinssenkungen wird es 2024 aber auch nicht gehen. Zwei Zinsschritte mit jeweils 25 Basispunkten im zweiten Halbjahr dürften realistisch sein, unter der Voraussetzung, dass die Inflation bis dahin nicht wieder signifikant zugenommen hat. Weitere Zinsschritte dürften dann 2025 folgen. Ausgehend von diesem Szenario könnte sich die jüngste Übertreibung beim Zinsrückgang auf kurze Sicht etwas revidieren. Eine deutliche Zunahme des Zinsniveaus im kommenden Jahr steht indes nicht zu erwarten. Es ist somit nicht überraschend, dass zahlreiche Investoren darum bemüht sind, die aktuellen Renditen in ihren Portfolios zu sichern. Auf der Pirsch nach Rendite sind die Jäger auch bereit, verstärkt ins Risiko zu gehen. Auf den Einkaufslisten ganz oben stehen aktuell zum Beispiel Emerging-Markets-Anleihen, deren Risikoaufschläge gegenüber korrespondierenden Benchmark-Staatsanleihen seit Oktober um 75 BP auf aktuell 385 BP gesunken sind. Selbst die sehr riskanten Hochzinsanleihen, deren Bonität unterhalb des Investment-Grades liegt, finden zahlreiche Käufer. Die Risikoprämie der High-Yield-Bonds verringerte sich im gleichen Zeitraum um gut 100 BP.

In den meisten Anleihesegmenten mit Investment-Grade-Status dürften größere Veränderungen des Risikoaufschlages im kommenden Jahr ausbleiben. Eine Ausnahme hierzu könnte das Segment der Bankanleihen bilden, bei deren Emittenten sich die hohen Zinsen zunehmend negativ bemerkbar machen und Kreditausfälle ein Risiko darstellen. Ende 2024 dürften sich die Risikoaufschläge aber wieder in der Nähe des aktuellen Niveaus einpendeln. Halten sich im nächsten Jahr Zins- und Spreadbewegungen tatsächlich in Grenzen, wird die Jahresperformance der einzelnen Anleihesegmente mehr oder minder ihrem aktuellen Renditeniveau entsprechen. Dieses reicht von 2,6% im Staatsanleihesektor bis hin zu 3,7% im Bankensektor mit einer Restlaufzeit von rund vier bis fünf Jahren. Der Rentenmarkt wird also auch im kommenden Jahr wieder profitabel sein. An die Performance von 2023 wird 2024 aber wahrscheinlich nicht anknüpfen können.

Die Inversion dürfte noch Bestand haben. Für Investoren ist ein Engagement am kurzen Ende der Laufzeitkurve somit attraktiv. Marktteilnehmer mit einem längeren Anlagehorizont sollten den Kauf von Anleihen mit kurzer Restlaufzeit allerdings überdenken.

*) Günther Scheppler ist Chefstratege Rentenmärkte bei der DZ Bank.

*) Günther Scheppler ist Chefstratege Rentenmärkte bei der DZ Bank.