TECHNISCHE ANALYSE

Der Dollar vor dem finalen Hoch

Von Arne Franke *) Börsen-Zeitung, 31.7.2019 Übergeordnet befindet sich der Dollar seit dem Sommer 2011 in einem mehrjährigen Aufwärtszyklus, wobei das bisherige Hoch im Dollar-Index zu Beginn des Jahres 2017 ausgebildet wurde. Die sich...

Der Dollar vor dem finalen Hoch

Von Arne Franke *)Übergeordnet befindet sich der Dollar seit dem Sommer 2011 in einem mehrjährigen Aufwärtszyklus, wobei das bisherige Hoch im Dollar-Index zu Beginn des Jahres 2017 ausgebildet wurde. Die sich anschließende Korrekturbewegung bis zu ihrem Tief im Februar 2018 sieht nach einer klassischen 5-welligen Abwärtsbewegung aus. In einem klassischen 5-welligen Abwärtszyklus stellt die Welle 3 die Hauptantriebswelle in einem Wellenzyklus dar, weist die Charakteristika eines klassischen Impulses auf und ist innerhalb eines 5-welligen Zyklus die preislich längste Welle. Ihr folgt eine korrektive Welle 4, bevor sich eine abschließende Welle 5 bildet, die den gesamten Wellenzyklus abschließt. Aufwärtstrend noch intaktGenau eine solche Entwicklung wurde mit dem Tief im Februar 2018 abgeschlossen, welches interessanterweise genau in das Zeitfenster für ein Vier-Jahres-Dollar-Zyklustief in unseren Zyklusmodellen fiel. Die darauffolgende charttechnische Erholung konnte nur in der ersten Hälfte 2018 wirkliche Aufwärtsdynamik entfalten, bevor sie in einen eher flachen, aber bis heute nach Dow-Theorie intakten Aufwärtstrend überging.Dabei wurde im Frühsommer mit der Marke von 98,37 das 61,8-Prozent-Retracement der 2017er Abwärtsbewegung erreicht, wo sich ein kleines Doppeltop gebildet hat. Dieses Doppeltop sollte die Grundlage für eine mehrwöchige Konsolidierung sein, die vor allem der Spekulation über eine mögliche Zinssenkung der US-Notenbank Fed geschuldet war. Innerhalb dieser Konsolidierung fiel der Dollar-Index auf seine wichtige Unterstützung in Form der 200-Wochen-Linie und des 23,6-Prozent-Retracement zurück. Vor signifikanter KorrekturAuch dieser Test von wichtigen charttechnischen Unterstützungen fiel in das Zeitfenster für ein Mehrmonatstief in unseren Zyklusmodellen, was die Marke von 95,98 Punkten zum “Point of no Return” für den Dollar in den kommenden Monaten macht. Solange sich der Dollar-Index oberhalb dieses wichtigen Zyklustiefs befindet, ist von einer weiteren selektiven Dollar-Stärke bis ins späte dritte Quartal auszugehen, wo zyklisch ein wichtiges und wohl mittelfristiges Top für den breiten Dollar zu erwarten ist. Dieses Zyklushoch sollte der Startpunkt für einen signifikanten Dollar-Korrekturzyklus im vierten Quartal und später ins erste Halbjahr 2020 hinein sein.Gestützt wird diese These durch eine sich mehr und mehr verschlechternde Marktbreite, was sich in Form einer sich abschwächenden Dollar-Advance-Decline-Line zeigt. Kurzfristig ist der Dollar überkauft und kann jederzeit in eine mehrtägige Konsolidierung übergehen. Der frische Bruch des Abwärtstrends im Relative Strength Index (RSI) lässt aber darauf schließen, dass eine Konsolidierung preislich und zeitlich begrenzt sein sollte, bevor eine weitere selektive Dollar-Stärke als Teil einer mehrwöchige Topbildung einsetzt. Differenzierte StärkeDie zu erwartende Dollar-Stärke sollte je nach Währungen verschieden ausfallen. Währungen wie der australische Dollar und der Neuseeland-Dollar durchlaufen aktuell eine impulsive Abwärtsbewegung, die sich nach einem möglichen kurzfristigen Dollar-Pullback weiter fortsetzen wird. Andere Währungspaare, wie USD/ZAR, USD/BRL und USD/CNH, befinden sich gerade erst in einer kurzfristigen Bodenbildung, welche die Basis für einen stärkeren Bounce in den Spätsommer sein sollte.Zins- und Risikoproxys wie USD/JPY und USD/CHF befinden sich aktuell in neutralen charttechnischen Mustern, die bei einer negativen Marktüberraschung nach der heutigen Fed-Entscheidung in Form steigender Zinsen noch weiteres Aufwärtspotenzial zugunsten der US-Währung haben. Die aber aufgrund ihrer Gewichtung im Dollar-Index wichtigsten Paare sind aktuell das britische Pfund und der Euro.Das britische Pfund befindet sich aktuell in einer charttechnischen Übertreibung nach unten, wobei der Bereich zwischen 1,20 und 1,2130 einen wichtigen Zielbereich für einen mittelfristigen Boden darstellt. Der Euro konnte trotz einer sehr dovishen Europäischen Zentralbank (EZB) in der vergangenen Woche keine signifikanten Tiefs unterhalb der Marke von 1,11 ausbilden und befindet sich nach wie vor in einer mehrmonatigen Bodenbildung, welche die Basis für einen ersten signifikanten Bounce in den Spätsommer darstellt. Ein Bruch der Marke von 1,12 per Tagesschluss ist der erste Trigger für die Euro-Bullen.Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die mittelfristige Luft für den Dollar zunehmend dünner wird, aber ein finales Überschießen in den Spätsommer das präferierte Szenario ist, bevor der Greenback einen signifikanten Abwärtszyklus ins vierte Quartal startet. *) Arne Franke ist technischer Analyst bei Global Macro Cycle Partners.