Der Euro gibt sich kämpferisch
Von Sandra Striffler *)Als der Euro mit Werten von rund 1,12 Dollar in das Jahr 2020 startete, hätte sich das Währungspaar wohl nicht träumen lassen, welche Turbulenzen vor ihm liegen werden. Einen ersten Eindruck erhielt die europäische Gemeinschaftswährung bereits im März, als es binnen kurzer Zeit ausgehend von Werten um 1,0780 Dollar zunächst bis auf rund 1,15 Dollar empor ging. Zwei Wochen später sah sich das Währungspaar dann mit seinem bisherigen Jahrestief von 1,0636 Dollar konfrontiert. Doch der Euro wäre nicht der Euro, würde er sich so leicht geschlagen geben. Vielmehr kämpfte er sich in den Folgemonaten wieder gen Norden empor und ließ sich hierbei auch von temporären Rückschlägen nicht entmutigen. Anfang September erklomm Euro-Dollar schließlich innerhalb eines zu dieser Zeit richtungweisenden Aufwärtstrendkanals den bisherigen Jahreshöchststand von 1,2014 Dollar. Zuletzt wagte sich die Gemeinschaftswährung im Mai 2018 in derart luftige Sphären empor. Wenngleich sich diese Niveaus letztendlich als eine Nummer zu groß für den Euro erwiesen haben, gab er doch kurz darauf im Tief wieder bis auf rund 1,1615 Dollar nach, so zeigte er sich doch weiterhin von seiner kämpferischen Seite. Deutlich wird dies daran, dass er sich auch von diesem Rückschlag nicht entmutigen ließ und sich derzeit in einem bei etwas niedrigeren Niveaus auszumachenden Aufwärtstrendkanal wieder gen Norden hangelt. Konkret verläuft diese charttechnische Formation aktuell zwischen rund 1,1705 Dollar und 1,1865 Dollar. Moderate GewinneGeht es nach den kurzfristigen Tagesindikatoren, darf die Gemeinschaftswährung zur Wochenmitte hin mit moderaten Kursgewinnen rechnen. Anlass zu dieser Einschätzung geben uns zum einen der MACD sowie die Stochastik, welche beide in diesem Zeitfenster oberhalb ihrer jeweiligen Signallinie anzutreffen sind. Zum anderen ist in diesem Zusammenhang auch das Momentum zu nennen, welches sich jüngst von unten kommend wieder über seine Nulllinie emporgehangelt hat und sich nun knapp oberhalb dieser aufhält. Keine Position im charttechnischen Sinne beziehen im Tageschart hingegen der ADX und der RSI, zeigen sich beide Indikatoren doch im neutralen Bereich.Angesichts dieses als leicht Euro-positiv einzuschätzenden Bildes gehen wir davon aus, dass das Währungspaar in dem eingangs genannten und aktuell die Marschrichtung vorgebenden Aufwärtstrendkanal zunächst moderat gen Norden ausgerichtet sein sollte.Mit anhaltenden Kursgewinnen sollte die Gemeinschaftswährung aus charttechnischer Sicht jedoch nicht rechnen. Vielmehr wird angesichts der unter dem Strich als neutral einzustufenden Wochenindikatoren ein uneinheitliches Geschehen angezeigt. Dass die entsprechenden Indikatoren keine klare Richtungsempfehlung geben, wird u. a. daran deutlich, dass MACD und Stochastik unterhalb ihrer jeweiligen Triggerlinie anzutreffen sind, während der ADX mit 41,70 Punkten auf einen Euro-positiven Trendmarkt hinweist und das Momentum noch oberhalb seiner Nulllinie liegt. Der RSI bewegt sich hingegen auch in diesem Zeitfenster auf einem neutralen Wert. Letztendlich ist daher davon auszugehen, dass Euro-Dollar nach wie vor weitgehend innerhalb des richtungweisenden Aufwärtstrendkanals zwischen rund 1,1705 Dollar und 1,1865 Dollar pendeln wird, wobei ein temporäres Unter- bzw. Überschreiten desselbigen durchaus möglich erscheint. Unterstützung durchbrochenIst der Euro in diesem Umfeld auf Unterstützungen angewiesen, steht ihm zunächst bei rund 1,1705 Dollar die untere Begrenzungslinie des richtungweisenden Aufwärtstrendkanals zur Seite. Hat er diesen markanten Support nach unten hin durchbrochen, ist die nächste wichtige Unterstützungszone im Bereich von 1,1615 Dollar auszumachen. Neben den Tagestiefs vom 25. und 28. September ist hier momentan auch die 100-Tage-Linie auszumachen. Können auch diese Niveaus der Gemeinschaftswährung nicht genügend Halt bieten, rückt die runde Marke von 1,1600 Dollar in den Fokus. Diese sollte das Währungspaar auf Wochensicht letztendlich nicht nachhaltig unterschreiten.Entwickelt der Euro hingegen in den kommenden Tagen wieder etwas Anstiegsdynamik, so muss er bei 1,1832 Dollar am Hoch vom 9. Oktober vorbei. Ist ihm das gelungen, will bei etwa 1,1865 Dollar die Widerstandslinie des aktuellen Aufwärtstrendkanals bezwungen werden. Danach stellt sich der Gemeinschaftswährung das Tageshoch vom 15. September und mit ihm die runde Marke von 1,1900 Dollar in den Weg. An dieser dürfte Euro-Dollar schließlich nicht dauerhaft vorbeikommen. Euro-Dollar hat sich im bisherigen Jahresverlauf immer wieder von seiner kämpferischen Seite gezeigt und sich hierbei auch von temporären Rückschlägen nicht entmutigen lassen. Momentan gibt ein Aufwärtstrendkanal zwischen rund 1,1705 Dollar und etwa 1,1865 Dollar die Marschrichtung vor. Aus charttechnischer Sicht dürfte dieser auch in den nächsten Tagen weiterhin eine Anziehungskraft auf Euro-Dollar ausüben, wobei ein temporäres Unter- bzw. Überschreiten desselbigen wahrscheinlich erscheint. Unter dem Strich sollte sich damit ein seitwärtsorientiertes Geschehen entwickeln. *) Sandra Striffler ist Devisenanalystin der DZ Bank.