MARKTCHANCEN 2019

Der Euro ist 2019 fundamental im Vorteil

Überraschungspotenzial höher als beim Dollar

Der Euro ist 2019 fundamental im Vorteil

Von Stefan Schaaf, FrankfurtHier die Populisten in Rom, dort die erratischen Tweets von Donald Trump. Und dazwischen der Euro-Dollar-Wechselkurs. Angesichts zunehmender wirtschaftlicher Irrationalität in den westlichen Hauptstädten – und der gleichzeitig gewachsenen Bedeutung politischer Stimmungen für den Währungsmarkt – ist die Prognose des Euro-Dollar-Wechselkurses im neuen Jahr ein Jonglieren mit zahlreichen Unbekannten.Doch Euro-Dollar ist zugleich auch das mit Abstand wichtigste und liquideste Währungspaar. Als solches sollte es auch immer noch auf fundamentale Aspekte reagieren, also Konjunktur, Inflation und Zinserwartungen. Und in dieser Betrachtung sollte der Euro im neuen Jahr gegenüber dem Dollar im Vorteil sein. Dies zeigt sich auch am Konsens, der eine Aufwertung von knapp 6 % erwartet.Das Zauberwort könnte in diesem Kontext Momentum sein. Will heißen: Die Erwartungen an den Euro haben noch Luft nach oben. Dies gilt insbesondere mit Blick auf die Zinserwartungen. Der Markt rechnet noch immer mit einer Fortsetzung des Zinserhöhungszyklus der US-Notenbank Federal Reserve, möglicherweise langsamer als erwartet, aber weiterhin aufwärts. Das bedeutet steigende Zinsen, bringt dem Dollar jedoch kaum noch einen Vorteil, denn diese Aufwärtsbewegung ist grundsätzlich in den Kursen antizipiert. Und schaut man auf die Realzinsen, die einen starken Einfluss auf Euro-Dollar am langen Ende haben (siehe Grafik), so dürfte der Anstieg angesichts einer voraussichtlich steigenden US-Inflation ziemlich dünn ausfallen. Die ausufernde Staatsverschuldung der USA wie auch die wie eine Steuer wirkenden Zölle der Trump-Regierung tragen dazu bei.Und die Eurozone? Sie trägt zwar politische Risiken mit sich herum, aber sie besitzt auch ein riesiges Überraschungspotenzial bei den Zinserwartungen. Der Markt rechnet nämlich kaum mit einem Zinsanstieg in der Eurozone für 2019, obwohl durch das Ende von QE die Straffung bereits beginnt. Und EZB-Präsident Mario Draghi wird wohl kaum ohne Zinsanhebung im Herbst aus dem Amt scheiden wollen. Es ist zu vermuten, dass eine Andeutung eines solchen Schrittes Momentum beim Euro und damit eine kräftige Aufwertung auslösen wird.