BUNDESEMISSIONEN

Der große Wurf

Die zwölfmonatigen Geldmarktpapiere werden komplett gestrichen, der Dienstag wird als neuer Emissionstag für zweijährige Papiere eingeführt, der Auktionsrhythmus bei zwei-, zehn- und 30-jährigen Anleihen wird geändert, die durchschnittliche Laufzeit...

Der große Wurf

Die zwölfmonatigen Geldmarktpapiere werden komplett gestrichen, der Dienstag wird als neuer Emissionstag für zweijährige Papiere eingeführt, der Auktionsrhythmus bei zwei-, zehn- und 30-jährigen Anleihen wird geändert, die durchschnittliche Laufzeit bei den Emissionen wird angehoben, der Fokus geht verstärkt an das lange Marktende, d.h. die 30-jährigen Bundesanleihen – das sind nur einige Veränderungen, die der Bund im kommenden Jahr an seinem Schuldenportfolio und an seinem Marktauftritt vornimmt. Es wäre sicherlich übertrieben, von einer radikalen Neuaufstellung in der Refinanzierungsstrategie des deutschen Staates zu sprechen. Das wäre im Sinne der Verlässlichkeit in puncto langfristiger, nachhaltiger Strategie und Marktauftritt aus Sicht der Investoren auch gar nicht wünschenswert. Aber man kann mit Fug und Recht vom großen Wurf in Sachen Emissionsauftritt sprechen.Was steckt dahinter? Dahinter stecken zwei Aspekte, die selbst wiederum im Zusammenhang stehen. Es ist schon bemerkenswert, dass der Bund klar in Richtung lange Laufzeiten geht. Auch andere Staaten haben das in diesem Jahr gemacht. 50-jährige Anleihen gehören bei diversen staatlichen Emittenten bereits zum Standardrepertoire in Sachen Laufzeit. Österreich will sogar 70-jährige Anleihen einführen. Belgien und Irland haben bereits 100-jährige Bonds emittiert. Bisher haben sich die Chefs der Deutschen Finanzagentur aber immer gegen Laufzeiten gesträubt, die über 30 Jahre hinausgingen. Recht hatten sie: Wer seine Schulden nicht auf 30 Jahre geregelt bekommt, der wird es wohl auch bei 50, 70 oder 100 Jahren nicht schaffen und diese Last nur auf Kinder und Enkelkinder abwälzen. Das ist aber keine Schuldenstrategie. Und Tammo Diemer, Deutschlands oberster Schuldenmanager, hat auch gestern 50-jährigen Laufzeiten für 2017 eine Absage erteilt. Aber Hausherr ist nun mal das Finanzministerium. Man wird 2017 sehen, wie die Politik das Thema ganz langer Staatsanleihelaufzeiten sieht.Des Weiteren geht mit dem Trend zu längeren Laufzeiten häufig die Erwartung einher, dass die niedrigsten Zinsen bzw. Anleiherenditen vermutlich der Vergangenheit angehören. Und dann möchte man sich noch schnell das aktuell niedrige Niveau sichern, und das, wenn es geht, möglichst lange. Es ist die große Frage, ob sich die Zinsen 2017 vom Boden absetzen – vielleicht ein kleines Stück weit. Allerdings bleiben viele Unsicherheiten, die die Flucht in Qualität wieder aufleben lassen können, so dass das historische Niedrigzinsumfeld als intakt angesehen werden kann.