TECHNISCHE ANALYSE

Der Markt muss sich auf die Parität einstellen

Von Stefan Salomon *) Börsen-Zeitung, 12.11.2014 Börse ist eigentlich ganz einfach! Unabhängig von Expertenmeinungen, die oftmals diametral voneinander abweichen, reichen etwas Geduld und ein Bleistift sowie ein Lineal für den Chartanalysten aus,...

Der Markt muss sich auf die Parität einstellen

Von Stefan Salomon *)Börse ist eigentlich ganz einfach! Unabhängig von Expertenmeinungen, die oftmals diametral voneinander abweichen, reichen etwas Geduld und ein Bleistift sowie ein Lineal für den Chartanalysten aus, um einfache Handlungsanweisungen zu erhalten. So wurde im Mai 2014 ein deutliches Verkaufssignal im Chart des Euro-Dollar-Kurses ausgelöst. Denn von September 2013 bis zum Mai 2014 bildete sich eine Keilformation, aus der der Kursverlauf des Währungspaares nach unten herausfiel. Das hieraus abzuleitende Kursziel war die vorherige Schwankungsbreite der Keilformation. Mithin konnte Anfang Mai 2014 ein Kursziel bis ca. 1,3350 Dollar prognostiziert werden. Mit diesem Kursziel ergab sich dann jedoch wiederum das Risiko, dass der seit Juli 2012 laufende breite langfristige Aufwärtstrendkanal in den darauffolgenden Wochen und Monaten verlassen werden würde. Hieraus ergab sich nun ein weiteres negatives Szenario für 2014. Denn entsprechend den Regeln der Chartanalyse kann auch hier die Breite des Trendkanals nach unten an das Ausbruchsniveau abgetragen werden. Somit musste nicht nur mit einem Fall bis 1,3350 Dollar gerechnet werden, sondern im weiteren Verlauf des Jahres 2014 auch mit einem Bruch des Aufwärtstrendkanals und in dessen Folge mit einem Fall unter die Marke von 1,30 Dollar bis auf ein Niveau von ca. 1,25 Dollar. Auf dieses negative Szenario wurde an dieser Stelle in der Börsen-Zeitung vom Autor am 28. Mai 2014 hingewiesen. Dreieck im TestGeschichte wiederholt sich zwar nicht, doch mit Hilfe der Charttechnik können diverse Szenarien auch nach ihrer Eintrittswahrscheinlichkeit ermittelt werden. Hierzu ist es notwendig, die Vergangenheit zu kennen, um Chartmuster zu definieren und ihre Folgen zu registrieren. Eine weitere Folge der jüngsten kräftigen Abwärtsbewegung im Euro ist nun aus charttechnischer Sicht, dass auch die untere Begrenzung eines sehr langfristigen symmetrischen Dreiecks im Kursverlauf des Euro getestet werden sollte. Diese Dreiecksbegrenzung notiert aktuell knapp über der runden Marke von 1,22 Euro. Hier wäre zumindest eine kräftige Käuferzone zu erwarten. Denn die übergeordneten Monatskerzen der japanischen Candlestick-Methode zeigen mit langen Lunten zwischen ca. 1,1877 und ca. 1,23 Euro seit Mai 2010 an, dass innerhalb dieser breiten Zone stets nachhaltige Käufer in den Markt eintraten. Doch das Risiko ist vorhanden, dass bei einem Monatsschlusskurs unterhalb des langfristigen symmetrischen Dreiecks dieses Kursverhalten ein neues langfristiges Verkaufssignal auslöst. Mit der Folge weiterer dynamischer Verluste. Sofern die ehemaligen Käuferschichten vom Sommer 2010 und vom Sommer 2012 nicht mehr bereit sind, innerhalb der breiten Unterstützungszone die Hände aufzuhalten, wäre ein derart negatives Szenario einzuplanen. Ein solches Marktverhalten würde sodann den Startschuss geben für eine nochmalige Abwertungsbewegung bis hin zur Parität zwischen Euro und Dollar.Denn charttechnisch müsste bei Ausbruch aus dem langfristigen symmetrischen Dreieck die gesamte Schwankungsbreite des Dreiecks an das Ausbruchsniveau nach unten abgetragen werden. Das hieraus abzuleitende Kursziel notiert bei ca. 1 Dollar pro Euro. Eine echte Aufhellung dagegen ergibt sich erst bei einer Bodenbildung im Kursverlauf sowie nachfolgend einer Erholung über das Oktoberhoch bei ca. 1,2887 Dollar. Bis dahin sollten – zumindest aus Sicht der Chartanalyse – Erholungen verkauft werden. Verkaufssignal für GoldEine dementsprechende Entwicklung – eine massive Aufwertung des US-Dollar und Abwertung des Euro – hätte im Übrigen auch negative Konsequenzen für den Goldpreis. Als völlig zinslose Anlageform hat Gold schon in den letzten Wochen und Monaten geschwächelt. Die Marktteilnehmer erwarten langfristig steigende Zinsen in den USA. Gold als Anlageform hat somit ausgedient – auch in Hinblick auf eine Gewöhnung an die diversen Krisen. Diese Entwicklung dürfte eher anhalten. Charttechnisch ist der Goldpreis aus einem seit Mai 2013 bestehenden sinkenden Dreieck in den letzten Wochen nach unten herausgefallen. Das hieraus abzuleitende Kursziel darf mit ca. 1 000 Dollar ermittelt werden. Auch der Oktober-Schlusskurs als neues Vierjahrestief in dieser “übergeordneten” Zeitebene ist negativ. Der Goldpreis geht daher mit einem langfristigen Verkaufssignal in die letzten Wochen, das dem Euro noch bevorstehen könnte.Eine Hoffnung besteht jedoch noch für die Euro-Optimisten. Noch ist der Ausbruch aus dem langfristigen Dreieck ein mögliches, wenn auch wahrscheinliches Szenario, aber eben nicht als klares charttechnisches Signal vorhanden. Zudem muss der Devisenhändler innerhalb von langfristigen symmetrischen Dreiecken stets mit schnellen Richtungswechseln rechnen. Doch wie oben schon angeführt – aktuell fehlen auch in den kurzfristigen Zeitebenen, den Tages- und Wochenkerzen Hinweise auf eine mögliche Bodenbildung, und erst ein Monatsschlusskurs über ca. 1,2887 Euro würde eine grundlegende Trendwende in der Marktstimmung andeuten. Eine kurzfristige Gegenbewegung zumindest an das Oktoberhoch dagegen wäre bei einem Anstieg über ca. 1,26 Euro per Wochenschlusskurs anzunehmen.—-*) Stefan Salomon ist technischer Analyst bei Godmode Trader.