Gastbeitrag

Der Mythos der Secondaries-Rabatte: Qualität als Schlüssel zur Performance

Der Fokus auf Rabatte allein ist oft irreführend und kann zu Fehleinschätzungen führen. Die wahre Wertschöpfung bei Secondaries-Investitionen basiert auf der Qualität der Assets.

Der Mythos der Secondaries-Rabatte: Qualität als Schlüssel zur Performance

Der Mythos der Secondaries-Rabatte: Qualität als Schlüssel zur Performance

In einem von Unsicherheit geprägten Marktumfeld hat der Secondaries-Markt im Private-Equity-Sektor in den letzten Jahren ein beachtliches Wachstum erlebt. Mit einem Transaktionsvolumen von 132 Mrd. Dollar im Jahr 2022 (Quelle: Jefferies) bietet dieser Markt Investoren vielfältige Möglichkeiten. Dabei wird der Erwerb von Secondaries zu vermeintlich attraktiven Rabatten oft als Erfolgsrezept gepriesen. Doch die langjährige Erfahrung von Unigestion zeigt: Der Fokus auf Rabatte allein ist oft irreführend und kann zu Fehleinschätzungen führen.

In der Private-Equity-Branche wird der Erwerb von Secondaries zu attraktiven Rabatten oft überbewertet. Die Vorstellung, durch hohe Abschläge beim Kauf und anschließende Neubewertung zum Net Asset Value (NAV) schnelle Renditen zu erzielen, ist verlockend. Als einer der führenden Anbieter von Secondary Fonds kommen wir zu dem Schluss: Die erzielten Rabatte beim Einstieg sind ein schlechter Indikator für die finale Rendite einer Transkation im Sekundärmarkt.

Empirische Erkenntnisse widerlegen gängige Annahmen

Eine umfassende Analyse unserer Secondaries-Transaktionen über zwei Jahrzehnte (1996-2017) ergibt: Es besteht keine signifikante Korrelation zwischen dem beim Einstieg erzielten Rabatt und der letztendlichen Performance des Investments. Überraschenderweise werden sogar oft die höchsten Renditen bei Transaktionen mit minimalen Rabatten zwischen 0% und 5% erzielt. Diese Erkenntnis unterstreicht eine fundamentale Marktdynamik, die besagt, dass qualitativ hochwertige Assets selten mit substanziellen Abschlägen gehandelt werden.

Unsere Daten belegen zudem: 83% der Gesamtrendite resultieren aus dem Wachstum des zugrunde liegenden NAV nach der Akquisition, während der initiale Rabatt lediglich 17% ausmacht. Diese Verteilung verdeutlicht, dass die wahren Werttreiber bei Secondaries Transaktionen in Informationsvorteilen bei der Bewertung, Timing der Transaktion und Qualität der unterliegenden Unternehmen liegen – Faktoren, die weit mehr Einfluss auf die Performance haben als der ursprüngliche Kaufpreis.

Ein illustratives Beispiel hierfür ist eine Transaktion aus dem zweiten Quartal 2024: Unigestion erwirbt einen Anteil an einem bekannten US Mid-Markt Fonds mit einem vergleichsweisen geringen Abschlag.  Trotz einer Bewertung nahe am NAV identifizierten wir während der Due Diligence erhebliches Wachstumspotenzial und kurzfristiges Liquiditätspotential mit zwei Exits, die potentiell substantiell über Wert verkauft werden könnten. Innerhalb weniger Monate nach Abschluss hatte sich diese Einschätzung materialisiert – ein Erfolg, der primär auf fundamentale Wertsteigerung zurückzuführen ist, nicht auf einen initialen Preisabschlag.

Qualitätsfokus als Schlüssel zum Erfolg

Angesichts dieser Erkenntnisse priorisiert Unigestion bei jeder Secondaries-Transaktion die Qualität der zugrunde liegenden Assets. Unsere Investitionskriterien umfassen u.a.:

  1. Positionierung in wachstumsstarken Marktsegmenten
  2. Mission-critical Produkte oder Dienstleistungen
  3. Solide finanzielle Fundamentaldaten
  4. Moderate Verschuldungsquoten

Nur wenn diese qualitativen Kriterien erfüllt sind, erwägen wir eine Investition – unabhängig vom angebotenen Rabatt.

Implikationen für Investoren

In einem herausfordernden Marktumfeld ist die Fokussierung auf Qualität statt auf vermeintliche Schnäppchen entscheidend. Unsere Erfahrung zeigt, dass Investoren folgende Aspekte berücksichtigen sollten:

  1. Gründliche Due Diligence: Eine tiefgehende Analyse der zugrunde liegenden Assets ist unerlässlich, um das wahre Wertpotenzial zu erkennen.
  2. Langfristige Perspektive: Kurzfristige Preiseffekte sollten nicht überbewertet werden. Der Fokus sollte auf dem nachhaltigen Wachstumspotenzial liegen.
  3. Diversifikation: Ein ausgewogenes Portfolio aus verschiedenen Secondaries-Strategien kann das Risiko-Rendite-Profil optimieren.
  4. Partnerwahl: Die Zusammenarbeit mit erfahrenen Managern, die Zugang zu hochwertigen Deals haben, ist entscheidend.

Ausblick auf den Secondaries-Markt

Für die kommenden Jahre erwarten wir eine weitere Professionalisierung und Spezialisierung im Secondaries-Segment. Trends wie die Zunahme von GP-led Transaktionen und die wachsende Bedeutung von Technologie bei der Bewertung und dem Management von Secondaries-Portfolios werden den Markt prägen. Investoren, die sich auf qualitativ hochwertige Assets konzentrieren und die Komplexität des Marktes verstehen, werden am besten positioniert sein, um von diesen Entwicklungen zu profitieren.

Die wahre Wertschöpfung bei Secondaries-Investitionen basiert nicht auf kurzfristigen Preiseffekten, sondern auf der Qualität der Assets und ihrem langfristigen Wachstumspotenzial sowie der Fähigkeit des Secondary Managers, Informationsvorteile und Timing von Portfolioentwicklungen optimal zu nutzen. Die Fokussierung auf Exzellenz ist das Fundament unserer Strategie und ermöglicht es uns, konsistent attraktive Renditen für unsere Investoren zu erzielen. In einem zunehmend komplexen Marktumfeld wird dieser qualitätsorientierte Ansatz weiterhin der Schlüssel zum Erfolg im Secondaries-Segment sein.

Unser Gastautor Ralph Büchel ist Private Equity Partner & Global Head of Secondaries bei Unigestion.