Der Ölpreis dürfte vorerst weiter Schwäche zeigen
Ausblick
Ölpreis zeigt weiter Schwäche
Analysten der Commerzbank rechnen mittelfristig mit Knappheit und Anstieg
Der Ölpreis ist seit vier Quartalen rückläufig. Am Markt herrscht Pessimismus vor, trotz der Kürzungen der Opec plus, mit denen der Preis in für die Produzenten auskömmlichere Dimensionen gehievt werden sollte. Die Analysten der Commerzbank rechnen aber mittelfristig mit Preisanstiegen.
ku Frankfurt
Noch vor einem Jahr lag der Brent-Ölpreis fast bei 120 Dollar je Barrel. Seither ist er deutlich nach unten gegangen und inzwischen liegt der Ölpreis bei ungefähr 75 Dollar, wobei zeitweilig auch die Marke von 70 Dollar angetestet wurde. Angesichts der Kürzungen des Angebots durch prominente Mitglieder des Kartells Opec plus ist das eigentlich verwunderlich. So hatte beispielsweise Saudi-Arabien eine weitere Kürzung um immerhin 1 Mill. Barrel pro Tag (bpd) angekündigt. Das Kartell hat zudem versucht, dem Markt deutlich zu machen, dass falls notwendig weitere Kürzungen in den Karten sind.
Die Marktteilnehmer hat das bislang nicht so recht überzeugt, denn im zu Ende gehenden zweiten Quartal ergibt sich ein Rückgang des Brent-Ölpreises von ungefähr 6% und der führenden US-Sorte West Texas Intermediate (WTI) von rund 7%. Inzwischen hat es damit vier Quartale mit einem rückläufigen Ölpreis gegeben, dies ist die schlechteste Preis-Performance seit mehr als 30 Jahren.
Damit haben die Kürzungen der Opec plus bestenfalls dazu geführt, dass ein gewisser Boden eingezogen wurde und der weitere Verfall das Ölpreises verhindern werden konnte. Damit gibt es eine auffällige Diskrepanz: Während der Markt für reales Öl durch eine gewisse Knappheit gekennzeichnet ist, werden die Preise der Kontrakte für “Papier-Öl” an den Terminmärkten durch Finanzanleger geprägt, die sich erhebliche Sorgen wegen der noch anstehenden Zinserhöhungen der großen Notenbanken und deren Wirkung auf die weltweite Konjunktur und den Ölverbrauch machen. Der saudi-arabische Ölminister hatte bereits kurz vor der jüngsten Runde der Produktionskürzungen der Opec plus gewarnt, Leerverkäufer von Ölkontrakten könnten sich die Finger verbrennen. Eindruck auf diese Gruppe von Finanzmarktakteuren hat dies nicht gemacht.
Viel Pessimismus
Nach Einschätzung von Barbara Lambrecht, Rohstoffanalystin der Commerzbank, herrschen am Ölmarkt weiter Sorgen vor einer schwächere Nachfrage. Dabei stünden die USA als weltgrößter Absatzmarkt im Fokus. Mit den Einkaufsmanager-Indizes und den Arbeitsmarktdaten stünden hier in der kommenden Woche wichtig Konjunkturdaten an: “Doch egal wie sie ausfallen, sie werden den Pessimismus wohl nicht überwinden”, erwartet Lambrecht. Denn selbst wenn sich die Stimmung im verarbeitenden Gewerbe und im Dienstleistungssektor aufhelle, werde dies in den Augen der skeptischen Marktteilnehmer nur bedeuten, dass die Fed stärker auf die Bremse treten müsse. Dies wiederum habe zur Folge, dass sich die Ölnachfrage zwar nicht kurzfristig, aber mit größerer Wahrscheinlichkeit mittelfristig abschwächen werde. Somit werde die Stimmung gedrückt bleiben und es werde wohl mehrerer Wochenberichte über sinkende Lagerbestände bedürfen, um eine Wende herbeizuführen.
Längerfristig sieht es nach Einschätzung der Analysten der Commerzbank nach einer Veränderung aus: “Wir sind jedoch weiterhin davon überzeugt, dass das sich abzeichnende hohe Angebotsdefizit die Preise in der zweiten Hälfte nach oben treiben wird”, betont die Analystin. Zudem könnte sich auch die US-Energiebehörde, die den Markt bislang in den nächsten Quartalen nur als leicht unterversorgt einstuft, deutlich alarmierter zeigen, erwartet sie. So sei die US-Produktion schon in den vergangenen Wochen kaum noch gestiegen.