TÜRKEI

Der Ritterschlag

Die Ratingagentur Moody's hat die Türkei geadelt. Erstmals seit zwei Jahrzehnten geben die Bonitätswächter dem Zentralstaat mit "Baa3" eine Investment-Grade-Einstufung der Kreditwürdigkeit. Fitch hatte diesen Schritt mit "BBB - " bereits im November...

Der Ritterschlag

Die Ratingagentur Moody’s hat die Türkei geadelt. Erstmals seit zwei Jahrzehnten geben die Bonitätswächter dem Zentralstaat mit “Baa3” eine Investment-Grade-Einstufung der Kreditwürdigkeit. Fitch hatte diesen Schritt mit “BBB – ” bereits im November vollzogen. Nur Standard&Poor’s bleibt noch ein wenig zurückhaltender und vergibt mit “BB+” einen Notch weniger als die beiden Wettbewerber und damit die höchste Einstufung im Sub-Investment-Grade-Segment.Die bessere Einschätzung ist für die Türkei langfristig positiv zu beurteilen. Denn das Land wird nun von verstärkten Kapitalzuflüssen der Fixed-Income- Investoren profitieren, und dies in zweierlei Hinsicht: Da nun zwei Ratingagenturen den Staat Türkei mit einer Investment-Grade-Note versehen, wird die Türkei auch in Staatsbond-Indizes der Investment-Grade-Kategorie aufgenommen. Investoren, die diese Indizes als Benchmark-Vorgabe für ihre Portfolios oder Fonds haben und sich an der Ausrichtung dieser Indizes orientieren (müssen), werden entsprechende Anleihen der Türkei kaufen (müssen), d.h. den Index nachbilden. Das unterstützt die Bonds, es besteht also die Aussicht auf weiter rückläufige Renditen dieser Anleihen. Der Zentralstaat kann sich damit günstiger verschulden. Das ist offenkundig ein wertvolles Asset für den Staat.Der Aufstieg in die obere Bonitätsliga bedeutet auch, dass die Türkei für weite Anlegerkreise jetzt erst investierbar wird, nämlich genau für diejenigen, die erst dann direkt in Investment- Grade-Assets investieren dürfen, wenn mindestens zwei Agenturen genau diese Einschätzung vergeben. Das bedeutet einen weiteren Zufluss von Anlegerkapital.Allzu oft ist dann aber zu beobachten, dass die Anlage nicht nur auf den Bereich der Anleihen des Zentralstaates beschränkt bleibt. Denn die Anleger halten schnell auch nach Alternativen Ausschau, die noch einen Rendite-Pick-up gegenüber dem Zentralstaat bieten. Das können etwa Agencies (halbstaatliche Emittenten) sein oder aber Corporates, so zum Beispiel staatsnahe Unternehmen, die im Insolvenzfall mit einer Unterstützung durch den Staat rechnen können. Auch diese Emittentenadressen werden somit von Renditerückgängen profitieren, sie können sich folglich bei neuen Bonds zu günstigeren Konditionen als zuvor verschulden. Da die Anleger weltweit auf der Suche nach Rendite sind, könnte die Höherstufung der Türkei durch Moody’s nun also dazu führen, dass das türkische Bond- Universum insgesamt verstärkt angesteuert wird.