Internationale Aktienmärkte

Der türkische Aktienmarkt ist am riskantesten

Was ist der riskanteste Aktienmarkt der Welt? Die Analysten von HQ Trust stellen aufgrund der Volatilitäten der vergangenen fünf Jahre fest, dass türkische Aktien am riskantesten sind. Danach folgen Kolumbien, Brasilien und Pakistan. Aber auch Österreich ist riskant. Hingegen erweist sich Malaysia als recht stabil.

Der türkische Aktienmarkt ist am riskantesten

Türkei mit dem höchsten Risiko

HQ Trust hat untersucht, welche MSCI-Länderindizes wie stark schwanken

Was ist der riskanteste Aktienmarkt der Welt? Die Analysten von HQ Trust stellen aufgrund der Volatilitäten der vergangenen fünf Jahre fest, dass türkische Aktien am riskantesten sind. Danach folgen Kolumbien, Brasilien und Pakistan. Aber auch Österreich ist riskant. Hingegen erweist sich Malaysia als recht stabil.

wrü Frankfurt

Dass es das Risiko eines Portfolios erhöht, wenn Anleger nur auf Aktien aus einem einzigen Land setzen, ist inzwischen hinlänglich bekannt. Aber was sind denn die riskantesten Aktienmärkte der Welt? Und welche sind weniger riskant? In welchen Staaten fiel das Schwankungsrisiko eigentlich am größten aus und wo am kleinsten? Und ist die Volatilität in den Schwellenländern tatsächlich immer höher als in den Industrieländern? Pascal Kielkopf, Kapitalmarktanalyst von HQ Trust, hat dazu nachgerechnet.

In seiner neuesten Analyse hat Kielkopf die durchschnittliche Volatilität von insgesamt 50 Aktienindizes untersucht: die des globalen Börsenbarometers MSCI ACWI (All Country World Index) sowie die Monatsrenditen 49 einzelner MSCI-Länderindizes. Diese bilden jeweils 85% der Marktkapitalisierung der lokalen Aktienmärkte ab. Die Untersuchung umfasst den Zeitraum der vergangenen fünf Jahre.

Schwellenländer schwanken

Die Ergebnisse der Untersuchung sind bemerkenswert, auch wenn natürlich anzumerken ist, dass die Volatilität nur ein Risikomaß von vielen ist. Eine hohe Aussagekraft als Risikomaß hat zum Beispiel auch der maximale Verlust einer Aktie oder eines Index in einer bestimmten Zeitperiode. Hinzu kommt, dass Volatilitäten von Aktien und Indizes im Zeitablauf mitunter stark schwanken, also nicht stabil sind. Insofern dürfte die Betrachtung eines anderes Zeitraums auch wahrscheinlich ein anderes Ergebnis liefern.

Gleichwohl ist die Untersuchung hoch interessant und liefert wertvolle Erkenntnisse. „17 der 20 schwankungsstärksten Länderindizes stammen aus den Schwellenländern“, erklärt Kielkopf. Dies unterstreicht die These, dass die Aktienmärkte der Schwellenländer im Allgemeinen riskanter als die der Industrieländer sind. „Mit Volatilitäten von über 30% pro Jahr gehörten die Aktienmärkte der Türkei, Kolumbiens, Brasiliens und Pakistans in den vergangenen fünf Jahren zu den riskantesten der Welt“, erläutert der Analyst weiter. Dieses Ergebnis dürfte zumindest Investoren, die an den Aktienmärkten dieser Länder aktiv waren, kaum überraschen.

Aber jetzt kommt eine Überraschung. „Unter den Industrieländern wies der MSCI Österreich mit 29,6% allerdings auch eine extrem hohe Schwankungsbreite aus“, sagt Kielkopf. Es können also auch Aktienmärkte aus Industriestaaten sehr riskant sein. Bei Österreich könnte dies auf eine enge Verzahnung mit den Märkten Osteuropas sowie die Tatsache, dass in Österreich nur wenige Titel im MSCI-Länderindex vertreten sind, zurückzuführen sein. Die Volatilität des MSCI Deutschland fällt jedenfalls mit knapp 20% deutlich geringer aus.

„Mit dem MSCI Malaysia fand sich der ‚sicherste‘ Aktienmarkt überraschenderweise auch in einem Schwellenland“, so Kielkopf. Auch Schwellenländer sind also nicht per se riskant. „Gemeinsam mit den Indizes der Schweiz, Japans und Portugals wiesen die Volatilitäten in Malaysia niedrigere Werte als beim MSCI ACWI auf, wo sie bei 15,6% lagen“, erklärt der Analyst. Dass die Schweiz und Japan Aktienmärkte mit einem relativ geringen Risiko sind, entspricht den Erwartungen. Hingegen überrascht Portugal manch einen schon.

„Eine breite Streuung hat sich auch innerhalb der Regionen ausgezahlt", erklärt Kielkopf und stellt die Bedeutung der Diversifikation heraus. "Während die Schwellenländer einzeln betrachtet eine durchschnittliche Volatilität von über 25% pro Jahr aufwiesen, fiel sie beim MSCI-Schwellenländerindex mit 18,9% spürbar geringer aus.“

Diversifikation lohnt sich

Eine möglichst breite Streuung bei Aktien mindert das Aktienrisiko in aller Regel merklich. Analyst Kielkopf erklärt: „Auch innerhalb der einzelnen Länderindizes lassen sich Diversifikationseffekte beobachten. So setzten sich die ‚riskanten' Länderindizes Kolumbiens, Pakistans und Österreichs jeweils aus weniger als fünf Titeln zusammen.“ Besser sind da breiter gestreute Indizes. „Die Märkte Malaysias, der Schweiz und Japans sind mit 30 bis zu über 200 Titeln dagegen deutlich breiter aufgestellt.“

Dass ein höheres Risiko stets mit höheren Erträgen einhergeht, stimmt auch nicht. „Mit geringerem Risiko fielen tendenziell auch die Renditen besser aus", stellt der Analyst von HQ Trust fest. "Der breit diversifizierte ACWI-Investor hatte mit das geringste Risiko und konnte mit die beste Performance erzielen. Bei vergleichbar geringem Risiko ließen sich nur in der Schweiz noch höhere Gewinne erreichen.“

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