Deutsche Bank macht Front gegen Negativzinsen der EZB

Geldpolitischer Kurswechsel gefordert - Renditen auf immer neuen Rekordtiefs

Deutsche Bank macht Front gegen Negativzinsen der EZB

kjo/lz Frankfurt – Das Anleihekaufprogramm der Europäischen Zentralbank (EZB), die gestern nun auch noch den Erwerb von Unternehmensanleihen mit Investment-Grade-Rating aufnahm, zeigt enorme Auswirkungen in Form sinkender Renditen an den Bondmärkten. Die Renditen der Bundesanleihen sacken immer weiter ab. Bei der zehnjährigen Bundrendite wurde mit 0,033 % gestern ein Rekordtief gemessen. Bei der Versteigerung zweijähriger Bundespapiere wurde das historische Tief von – 0,55 % in der Auktion erzielt. Anleger stellen sich darauf ein, dass das Zehnjahrespapier demnächst nun auch in den negativen Renditebereich fällt.Ökonomen zeigen sich zunehmend besorgt über diese niedrigen und zum Teil negativen Zinsen. Die Deutsche Bank etwa verlangt einen Kurswechsel von der EZB, weil Negativzinsen sogar gegenteilige Effekte hätten. Statt zu konsumieren würden die privaten Haushalte mehr sparen, und Unternehmen würden – auch aus Verunsicherung durch die Geldpolitik – noch weniger investieren. Der Chefvolkswirt der Deutschen Bank, David Folkerts-Landau, bezeichnete Negativzinsen als “Gift für die Eurozone”, weil dies neben dem Verlust der geldpolitischen Glaubwürdigkeit und des in die EZB gesetzten Vertrauens auch politische Konsequenzen habe, welche die Eurozone in ihrem Bestand gefährdeten. Den gestern gestarteten Kauf von Unternehmensanleihen bezeichnete Folkerts-Landau als “Akt der Verzweiflung” von der EZB.Joachim Fels, der ökonomische Berater von Pimco, einer Investmenttochter der Allianz, warnte ebenfalls vor einem Dreh an der Zinsschraube noch mehr ins negative Terrain. Auch wenn es die Ökonomen nicht glauben wollten, sei es für die Bürger nun mal ein Unterschied, ob nur die Realzinsen negativ oder die Zinsen absolut negativ seien. Die Stimmung könne “schnell kippen”. Fels glaubt allerdings nicht an einen Kurswechsel der EZB, weil diese öffentlich nicht zugeben könne, dass die bisherigen Maßnahmen nicht die erwartete Wirkung gezeigt hätten. Weitere Schritte einer noch extremeren Geldpolitik könnten seines Erachtens deshalb sein, dass die EZB bald auch Aktien kauft oder beim Ankauf nicht mehr streng nach dem Kapitalschlüssel der Euro-Mitgliedsländer vorgeht. Als Versicherung gegen eine steigende Inflation legt Fels Anlegern inflationsgeschützte Anleihen ans Herz, die bei Pimco übergewichtet werden.—– Berichte Seiten 7 und 17