Deutsche Bank rechnet mit anhaltender Abwertung des Euro

Hohe Ersparnisse und Niedrigzinsen sind für den Währungsexperten Saravelos Ursache der Schwäche

Deutsche Bank rechnet mit anhaltender Abwertung des Euro

sts Frankfurt – Die überwiegende Mehrheit der Devisenanalysten großer Banken erwartet für die nächsten Jahre eine weitere Abwertung des Euro. Doch kaum einer unter ihnen ist so skeptisch für den Kurs der Gemeinschaftswährung wie George Saravelos. Der Co-Leiter der Devisenanalyse der Deutschen Bank in London sagt einen Kurs von nur noch 95 US-Cent in zwei Jahren voraus.Seine Prognose leitet der gebürtige Grieche mit Abschlüssen der Elite-Universitäten Cambridge und Harvard nicht wie viele seiner Kollegen nur aus der Erwartung einer zwischen der Eurozone und den USA divergierenden Geldpolitik ab. Er folgert aus dem Leistungsbilanzüberschuss der Eurozone sowie den extrem niedrigen Zinsen seine These der “Euro-Schwemme”. “Der Leistungsbilanzüberschuss spiegelt einen Überschuss an Ersparnissen in der Eurozone wider. Die Menschen hier wollen zu viel sparen und nicht genug konsumieren”, sagt er im Interview. “Unsere Idee ist, dass dann die Überschussersparnisse aus der Währungsunion abfließen. Die Europäer – und insbesondere die Deutschen – werden verstärkt ihre Ersparnisse ins Ausland verlagern. Dies wird den Euro drücken, trotz des Leistungsbilanzüberschusses.”Saravelos stellt damit, wie er selbst einräumt, die ökonomische Theorie und Erfahrung etwas auf den Kopf, wonach ein Überschuss in der Leistungsbilanz eine Währung stärkt. “Ich gebe zu, das ist ein bisschen gegen die Intuition. Man würde eigentlich denken, Deutschland macht den Euro stärker, weil es die stärkste Volkswirtschaft innerhalb der Währungsunion hat, und nicht, dass die deutschen Sparer den Euro schwächen.”Deutschland steht nach Saravelos’ Angaben für rund zwei Drittel des Leistungsbilanzüberschusses der Eurozone, der im Oktober rund 20 Mrd. Euro betrug. Weil die deutschen Sparer kaum noch Zinsen erhalten, werden sie nach Saravelos’ Beobachtung risikofreudiger und investieren internationaler – ein Verhalten, das seine These stützt.—– Interview Seite 13