Neujahrsempfang

Deutsche Börse mahnt mehr Flexibilität für Investoren an

CEO Stephan Leithner fordert beim Neujahresempfang der Deutschen Börse stärkere europäische Investoren und kritisiert „unproduktives“ Kapital.

Deutsche Börse mahnt mehr Flexibilität für Investoren an

phh/hei

Die Deutsche Börse mahnt mehr Flexibilität für institutionelle Investoren am Finanzplatz Frankfurt an. CEO Stephan Leithner, der zu Jahresbeginn den Stab von Theodor Weimer übernommen hat, kritisierte auf dem Neujahrsempfang des Börsenbetreibers in Eschborn die Beschränkungen, die die europäische Fondsrichtlinie UCITS den Institutionellen im Hinblick auf das Engagement bei Einzelwerten auferlegt.

Am Tag, als die Börse die Entwicklung eines zweiten Dax ohne Kappungsgrenze bekannt gegeben hatte, verwies Leithner darauf, dass die Richtlinie Investoren zwinge, in wachstumsstarken Unternehmen unterinvestiert zu sein. Triebfeder für den neuen Index war die Sorge, dass SAP als Dax-Schwergewicht dem Finanzplatz den Rücken kehren könnte, ähnlich wie zuvor Linde, die ihre Notierung in Deutschland beendet hatte.

Börse-Chef Leithner fordert Altersvorsorge-Reform

Um mehr Kapital in Deutschland zu mobilisieren, bezeichnete Leithner eine Reform der Altersvorsorge als eine der wichtigen Aufgaben für eine künftige Regierung. 30 Bill. Euro seien „unproduktiv“ angelegt, etwa auf Sparbüchern oder in Staatsanleihen. Er sprach davon, dass 500 Mrd. Euro in Public Private Partnership für den Bau von Infrastruktur fließen könnten, ohne die Schuldenbremse zu lösen.

Es gehe darum, die Abhängigkeit von internationalen Investoren sowohl bei Start-ups- und Scale-ups als auch im Dax zu verringern. Dieser habe 2024 einen Wertzuwachs von rund 300 Mrd. Euro geschaffen, an dem deutsche Anleger nur zu einem zu geringen Anteil profitiert hätten. Leithner plädierte für tiefere europäische Liquiditätspools.

Ministerpräsident Rhein weist feindliche Commerzbank-Übernahme zurück

Hessens Ministerpräsident Boris Rhein machte sich vor den rund 800 Gästen dafür stark, dass insbesondere bei der Regulierung aller Kapitalmarktteilnehmer auf ein „Level Playing Field“ geachtet werden müsse. „Hier dürfen wir uns nicht überfordern“, mahnte er.

Er warb für eine stärkere „europäische Zusammenarbeit“, wies aber eine „feindliche Übernahme der Commerzbank“ entschieden zurück. Rhein will die Interessen des Finanzplatzes durch ein Hessisches Finanzplatzkabinett stärken, das in dieser Woche zusammentritt.

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