Von Kai Johannsen, MadridDer internationale Kapitalmarktverband ICMA (International Capital Markets Association) ist nicht irgendeine Wald-und-Wiesen-Vereinigung. Die ICMA gehört auf globaler Ebene zu den bedeutenden Verbänden der Kapitalmarktcommunity, mancher sieht in der ICMA auch die mit Abstand bedeutendsten Finanzmarktorganisation. Das Wort der ICMA, des Boards und seiner Gremien und Ausschüsse bzw. Abteilungen etc. hat Gewicht. Die ICMA wird von Regulierern, Aufsehern, Politikern ob national oder supranational, Banken, Analysten, schlichtweg der gesamten Kapitalmarktcommunity und ihren dazu gehörenden Entscheidern zu Kapitalmarktthemen befragt. Da ist Wissen und Kompetenz vorhanden. Das ist jedem bekannt, der sich etwas länger als zwei, drei Tage mit dem Finanzgeschäft auseinandergesetzt hat.Und so sind natürlich auch die Konferenzen der ICMA ein zentrales Event, insbesondere die jährliche Tagung, das AGM (Annual General Meeting). Das ist Pflichtprogramm, der Termin ist fest im Kalender vermerkt. Zum 50. Mal traf sich die Community nun schon. Nach Luxemburg im vorigen Jahr ging es dieses Jahr nach Madrid, wo es gleich zum Auftakt ein Novum gab. Erstmals in der 50-jährigen Geschichte des Verbands wurde eine Frau zur Vorsitzenden gewählt: Mandy DeFilippo, Head of Risk Management für Fixed Income und Rohstoffe bei Morgan Stanley in London. Hochkarätig besetzt war die Veranstaltung auch dieses Mal. Vertreten war alles, was Rang und Namen hat. Das galt nicht für die Diskussionspanels oder Keynote Speeches, sondern auch für die – für solche Veranstaltungen typischen – messeähnlichen begleitenden Ausstellungen. Da präsentierten sich Börsen, Banken und sämtliche Arten von Dienstleistern rund um das Kapitalmarktgeschäft. Die eigenen Ideen, Projekte und Initiativen vermarkten, Kontakte knüpfen, Netzwerke pflegen, darum geht es Institutionen, die mit einem Stand auf einer solchen Kapitalmarktkonferenz vertreten sind. Sie kamen aus aller Herren Länder. Da es viel um Green Finance und Sustainable Finance ging, waren vor allem auch chinesische Adressen dabei. Die Luxemburger – weltweit an zweiter Stelle nach London in Sachen Green-Finance-Infrastruktur – ließen sich es natürlich auch nicht nehmen, mit von der Partie zu sein. Von deutscher Seite gab es auch Beteiligung mit Ständen. So zum Beispiel die Commerzbank. Verständlich – Joachim Heppe, der das Bond-Syndikat des Hauses leitet, weiß schließlich, worauf es ankommt. Vertreten war auch die Deka und die BayernLB. Und dann? Ja, und dann kam nichts mehr, oder sie hielten sich irgendwo versteckt, damit niemand sie sieht. Da kommt schon die Frage auf, warum die Deutsche Börse auf einem derartigen Event nicht mit einem Stand Flagge zeigt, sondern gerade mal drei Anmeldungen unter Deutscher Börse auf der Teilnehmerliste hat. Braucht sie das nicht? Hat sie kein Interesse? Ist ihr die Wichtigkeit des Events nicht klar? Ach ja, es ging im Wesentlichen um Green Finance. Und in dem Marktsegment ist die Deutsche Börse ja gar nicht vertreten. Das könnte der Grund sein. Nächstes Jahr findet das ICMA-AGM im Übrigen in Stockholm statt, und zwar in der Zeit vom 15. bis 17. Mai. DeFilippo hat Green bzw. Sustainable Finance zu einem der zentralen Themen der Finanzmärkte in den nächsten Jahren erklärt. Das lässt erahnen, dass das Thema auf der nächsten Jahrestagung wieder prominent gefahren wird. Mal sehen, wie weit die Deutsche Börse dann ist.—–Die ICMA-Jahrestagung ist Pflicht für die Finanzcommunity – sollte man denken.—–