Deutsche Industrie schwächt den Yen
sts Frankfurt – Die risikofreudige Stimmung an den globalen Finanzmärkten hat den Yen zum Wochenauftakt als traditionell sicheren Hafen unter Druck gebracht. Verstärkt wurde dieser Trend durch Spekulationen über Interventionen gegen die japanische Währung.Der Yen hat laut Bloomberg-Daten seit Jahresbeginn rund 6,4 % zum Dollar aufgewertet und 1,9 % an Wert zum Euro gewonnen. Am Montag geriet er jedoch unter Druck. Dollar und Euro gewannen jeweils rund 1,2 % hinzu und wurden mit 108,35 bzw. 123,56 Yen gehandelt. Der Yen wird meist dann verkauft, wenn die globalen Aktienmärkte Kursgewinne verbuchen. Da insbesondere der US-Leitindex S & P 500 seit geraumer Zeit stark mit dem Dollar-Yen-Kurs korreliert ist, setzt der Mechanismus eines schwächeren Yen oft bei risikofreudigerer Anlegerstimmung ein.Die Bereitschaft, Risiken am Markt einzugehen, stieg am Montag unter anderem wegen des überraschend starken Auftragseingangs der deutschen Industrie. Ihre Bestellungen stiegen im April um 1,9 % zum Vormonat. Das ist der kräftigste Zuwachs seit einem Dreivierteljahr. Volkswirte hatten im Schnitt nur mit einem Plus von 0,7 % gerechnet, nachdem es im Februar noch einen Rückgang um 0,8 % gegeben hatte.Zur Yen-Schwäche trugen allerdings auch Spekulationen über Interventionen gegen den Yen bei. Ausgelöst wurden sie vom japanischen Finanzminister Taro Aso. Er bezeichnete die Stärke des Yen japanischen Medien zufolge als sehr besorgniserregend. In der vergangenen Woche hatte die japanische Währung gegenüber dem Dollar 5 % zugelegt. Es werde für die japanische Notenbank aber schwer, am Devisenmarkt zu intervenieren, vor allem da das US-Finanzministerium Japan wegen der Wechselkurspolitik auf eine neue Beobachtungsliste gesetzt habe, sagte Elias Haddad, Stratege bei der Commonwealth Bank of Australia.Unterdessen hat die Commerzbank ihre Yen-Prognose gesenkt. Sie erwartet zum Jahresende einen Kurs von 138 Yen je Euro und im März 2017 von 144 Yen. “Die Bank of Japan wartet ab, der Yen wertet auf. Beides ist keine dauerhafte Lösung”, schreibt Analystin Ester Reichelt. Allzu lange könne die Bank of Japan nicht warten. “Der starke Yen zieht die Daumenschrauben an, und die Inflation zeigt keinerlei Anzeichen, sich dem 2 %-Ziel anzunähern.”