Die Antwort lautet China
Die Verschuldung der Unternehmen in Schwellenländern ist seit Ausbruch der Finanzkrise deutlich gewachsen. Nach Einschätzung von Pictet besteht deshalb jedoch kein Grund zur Sorge, denn der Anstieg konzentriere sich auf China und dort auf die ohnehin wenig attraktiven kurzlaufenden Schulden.sts Frankfurt – Anlagen aus den Schwellenländern stehen derzeit wegen des sich verschärfenden Handelsstreits und der Erwartung weiter steigender US-Leitzinsen unter Druck. Deshalb kommen Zweifel auf, ob der Anstieg der Verschuldung dieser Ländergruppe zu einem Problem werden kann. Dieser Frage hat sich nun der Vermögensverwalter Pictet in einer Kurzstudie zugewandt. Das Ergebnis: Zwar gehe der Verschuldungsanstieg vor allem auf China zurück, doch sei dort nicht mit dem Platzen der Blase zu rechnen, betont Karen Lam, Senior Client Portfolio Manager bei Pictet.Die Schwellenländer haben der Studie zufolge eine geringere Verschuldung als die Industrieländer in Prozent der Wirtschaftsleistung. Allerdings ist ihr Verschuldungsgrad seit Ausbruch der globalen Finanzkrise vor zehn Jahren auf derzeit 183 % des BIP gestiegen, vor der Krise waren es rund 120 %. In den entwickelten Ländern liegt die Verschuldung mit 268 % des BIP nur unwesentlich oberhalb des Vorkrisenniveaus. “Wie so oft ist die Antwort China”, betont Lam. Der Verschuldungsanstieg der Ländergruppe rühre insbesondere von gestiegenen Schulden des Unternehmenssektors in China her. Die Volksrepublik sei heute verantwortlich für 42 % der kurzfristigen Credit-Produkte in Schwellenländern, verglichen mit 18 % vor noch fünf Jahren. Die Schulden konzentrierten sich auf die Sektoren Immobilien und Finanzdienstleistungen. Allerdings sind nach Lams Einschätzung kurzfristige Schuldtitel aus China nicht attraktiv. Insbesondere Immobilienentwickler seien bereit gewesen, einen hohen Aufschlag zu bezahlen, um ihre Schuldtitel emittieren zu können, was dem Sekundärmarkt geschadet habe. “Obwohl die Größe des chinesischen Unternehmensschuldensektors von politischen Entscheidungsträgern als Quelle eines systemischen globalen Risikos angesehen wird, glauben wir nicht, dass die Blase platzen wird”, schreibt Lam. Abgesehen von der Überschuldung der Unternehmen seien Chinas makroökonomische Fundamentaldaten im Großen und Ganzen in guter Verfassung. “Wir erwarten ein geordnetes, verwaltetes Entschulden der Firmen über einen Zeitraum von Jahren, das zugegebenermaßen das Gesamtwachstum belasten werden”, so Lam. Zweitens werde ein Großteil der Schulden von staatlichen Unternehmen begeben, die deshalb als Quasi-Staatsschulden betrachtet werden. Hingegen sei der Anteil der Schulden des Staates wie auch der Privathaushalte im Verhältnis zum BIP weitgehend unverändert geblieben. Türkei mit Problemen Zudem habe sich die Verschuldung der Schwellenländer insgesamt in den vergangenen Jahren nämlich kaum verändert, was Investoren im Blick behalten sollten. Auf Länderebene bestehen jedoch starke Unterschiede. Während insbesondere in Ungarn und Israel der Unternehmenssektor seine Verschuldung im Verhältnis zum BIP abbaute, kam es zu einem kräftigen Anstieg in der Türkei sowie in Indonesien und Mexiko (vgl. Grafik).