"Die Bondmärkte sind etwas zu selbstzufrieden"

Schroders hofft auf Emerging Markets

"Die Bondmärkte sind etwas zu selbstzufrieden"

hip London – Der britische Vermögensverwalter Schroders hat zur Entwicklung an den Bondmärkten eine deutliche Meinung. “Wir sind alle klar der Ansicht, dass es eine Blase am Kreditmarkt gibt”, sagte die Multi-Asset-Expertin Remi Olu-Pitan auf einer Presseveranstaltung der Firma. Allerdings gebe es nach wie vor Chancen. Das Fehlen von Inflation halte die Blase intakt. “Obwohl alle vorsichtig sind, muss jeder eine Rendite erwirtschaften”, sagte Olu-Pitan. “Die Anleger müssen einfach investieren.” Es gebe eine Menge Käufer, für die der Preis keine Rolle spiele, und es sei sehr schwer, gegen solche Käufer anzugehen. Ein Beispiel dafür seien etwa Unternehmen, die Aktien zurückkauften.”Die Bondmärkte sind etwas zu selbstzufrieden”, sagte Philippe Lespinard, Co-Head of Fixed Income bei Schroders. “Die langfristige Zinsentwicklung wird nicht ordentlich gepreist.” Was wirtschaftliches Wachstum und steigende Unternehmensgewinne angehe, sei das Umfeld wunderbar. Die Zentralbanken fühlten sich damit wohl, den Fuß vom Gas zu nehmen. Aber das lange Ende der Zinskurve geht nicht nach oben. Die Märkte rechnen nicht mit steigender Inflation. “Das wäre ein fantastisches Szenario, wenn es denn eintreten sollte”, sagte Lespinard. “Fantastisch für die Finanzmärkte. Ob es für die Realwirtschaft gut wäre, da bin ich nicht so sicher.” Es sei doch “ziemlich merkwürdig”, ein Unternehmen dafür zu bezahlen, dass man ihm Geld leihen dürfe. Und eine Rendite von 2,5 % für Ramschanleihen sei einfach irrational. Es gebe am Fixed-Income-Markt noch Ecken, wo man Werte heben könne, man müsse aber schon suchen, etwa bei verbrieften Forderungen (Asset-Backed Securities, ABS).Immerhin 92,3 % der auf der Konferenz versammelten Pressevertreter waren der Ansicht, dass in den Emerging Markets noch nicht alles ausgereizt ist. Von den wegen ihrer Abhängigkeit von kurzfristiger Schuldenaufnahme im Ausland als “Fragile Five” bekannten Ländern sei nur noch die Türkei übrig geblieben, sagte der auf Schwellenländer-Schuldentitel spezialisierte Fondsmanager Abdallah Guezour. In Indien und Indonesien sei der Reformprozess dagegen schon weit fortgeschritten. Auch in Brasilien gebe es Veränderungen. Südafrika könnte das nächste Land auf dieser Liste sein, weil sich die Präsidentschaft von Jacob Zuma ihrem Ende zuneige. Guezour hält eine gleichzeitige Straffung der Geldpolitik in den führenden Industrieländern für eines der wesentlichen Risiken im kommenden Jahr. Dann es gebe noch eine Reihe von Staaten, die auf kurzfristige Auslandsverschuldung angewiesen seien. “Wir versuchen Länder wie die Türkei zu vermeiden”, sagte Guezour. “In der Türkei sind die demokratischen und unabhängigen Institutionen völlig zerstört.” Von Mexiko erwartet er dagegen für die kommenden zwölf bis 18 Monate gute Ergebnisse. Schließlich befinde sich der Peso auf dem Niveau der Tequila-Krise von 1994.