TECHNISCHE ANALYSE

Die Kleinen schlagen die Großen

Von Achim Matzke*) Börsen-Zeitung, 13.1.2021 Die deutschen Auswahlindizes Dax, MDax und SDax befinden sich seit März 2009 in einem technischen Hausse-Zyklus. Nachdem dieser seit Anfang 2018 eine mittelfristige Pause einlegte, sind die drei...

Die Kleinen schlagen die Großen

Von Achim Matzke*)Die deutschen Auswahlindizes Dax, MDax und SDax befinden sich seit März 2009 in einem technischen Hausse-Zyklus. Nachdem dieser seit Anfang 2018 eine mittelfristige Pause einlegte, sind die drei Aktienindizes zuletzt auf neue Allzeithochs gestiegen und haben diesen Hausse-Zyklus und die jeweilige technische Neubewertung wieder aufgenommen. Aufgrund der Kursentwicklung der letzten Wochen stellt sich die technische Gesamtlage mit Blick auf 2021 etwas besser dar, was sich auch in den technischen Kurszielen für 2021 wiederfinden sollte. Hierbei ist hervorzuheben, dass sich im deutschen Indexvergleich die relative Stärke vom SDax und MDax gegenüber dem Dax auch im Jahr 2021 fortsetzen sollte. Langfristige relative StärkeDer SDax und der MDax weisen eine langfristige, stabile relative Stärke gegenüber dem Dax auf. Seit dem Jahresstart 2009 hat der MDax einem Kursanstieg von ca. +651 % und der SDax von ca. +602 % eingebracht, während der Dax im selben Zeitraum einen Anstieg von ca. +278 % aufweist. Diese relative Stärke findet sich aber nicht nur in der langfristigen, sondern auch in der mittelfristigen technischen Sichtweise wieder. Seit dem Jahresanfang 2020 und im direkten Vorfeld der “Corona-Baisse” am deutschen Aktienmarkt hat der SDax einen Kursanstieg von ca. +21,3 % und der MDax ein Plus von ca. +10,5 % erzielt, während der Dax ca. + 5,4 % liefert. Diese lang- und mittelfristige relative Stärke von MDax und SDax basiert im Wesentlichen auf der Zusammensetzung der Indizes. Besonders der SDax weist auch für die aktuelle Börsenphase und für das Jahr 2021 eine ansprechende Mischung auf. Diese ergibt sich aus der Indexzusammensetzung mit Technologie-, Internet- und Digitalisierungsgewinnern in Kombination mit zyklischen Titeln (Autozulieferer, Industriewerte etc.), die von der Erwartung der verbesserten Konjunkturlage in 2021 profitieren.Auch wenn es im Dax im September 2021 zu einer Aufstockung der Titelanzahl auf 40 (aktuell 30) kommt, sollte sich die mittelfristige relative Schwäche nicht grundlegend auflösen. Da der Dax 40 auf Basis der aktuellen Daten bei der Free-Float-Marktkapitalisierung nur um ca. 13 % größer sein sollte als der aktuelle Dax 30, ist dieser Veränderung zu gering, als dass der Index ein mittel- und langfristig, neues (Aufwärts-)Momentum gegenüber den deutschen Mid- und Small-Cap-Indizes herausbilden dürfte.Der Dax startete im März 2009 bei 3 588,9 seinen Hausse-Zyklus. Innerhalb des Hausse-Zyklus war der Dax ab dem Jahresende 2017 in eine volatile Seitwärtspendelbewegung unterhalb der gestaffelten Resistance-Zone von 13 600 bis 13 800 hineingelaufen. Diese Seitwärtspendelbewegung hatte trotz der zwischenzeitlich hohen Schwankungsintensität aus mittelfristiger Sicht einen trendbestätigenden Charakter (nach oben). Deshalb überrascht es nicht, dass der Dax in den letzten Handelstagen am nachhaltigen Sprung über diese Resistance-Zone (13 600 bis 13 800) und an der (Wieder-)Aufnahme der technischen Neubewertung arbeitet. Einerseits hat sich die technische Marktbreite bei vielen Dax-Titeln verbessert. Andererseits liegt aber auch ein relativ hoher Optimismus bei den Marktteilnehmern vor. Insgesamt deutet die technische Gesamtlage für den Dax im Jahr 2021 aber weitere Allzeithochs und einen Kursanstieg bis in die Zone 14 500 bis 1 5000 an.Aus langfristiger technischer Sicht bewegt sich der MDax seit März 2009 (Start: 4 119,32) in einem nicht beendeten Hausse-Zyklus. Seit Mitte 2017 war der Index ebenfalls in eine Seitwärtspendelbewegung unterhalb der gestaffelten Resistance-Zone von 27 500 bis 28 000 hineingelaufen. Diese mittelfristige Konsolidierung, die bereits eine positivere technische Ausrichtung als die analoge Seitwärtspendelbewegung im Dax aufwies, hatte ebenfalls einen trendbestätigenden Charakter nach oben. Schon zum Jahresende 2020 verließ der MDax diese Seitwärtspendelbewegung mit einem neuen Investment-Kaufsignal. Aufgrund der guten technischen Gesamtlage der laufenden technischen Neubewertung sollte es nicht überraschen, wenn der MDax im Jahr 2021 als neues technisches Etappenziel den Bereich um 33 000 erreicht. SDax-Klettertour geht weiterDer SDax startete seinen technischen Hausse-Zyklus im März 2009 bei 2 149,33 Indexpunkten. Dieser lief ab dem Jahreswechsel 2017/2018 in eine mittelfristige Seitwärtspendelbewegung unterhalb der gestaffelten Resistance-Zone von 12 750 bis 13 100. Auch im SDax machte der technische Hausse-Zyklus nur eine Pause, da diese Seitwärtspendelbewegung den technischen Charakter einer mittelfristigen Konsolidierung mit einem trendbestätigenden Charakter (nach oben) aufwies. Mit dem Rückenwind der aktuellen kurz- und mittelfristigen, relativen Stärke im deutschen Indexvergleich, die auch in den kommenden Monaten anhalten sollte, war der SDax bereits im November 2020 mit einem neuen Investment-Kaufsignal losgelaufen. Aufgrund der ansprechenden technischen Gesamtverfassung im SDax deutet sich für 2021 eine Fortsetzung der Klettertour an, wobei das nächste mittelfristige, technische Etappenziel im Bereich 16 000 bis 16 500 liegen sollte. *) Achim Matzke ist bei der Commerzbank im Bereich Technische Analyse & Index Research tätig.