WER GEHT, WER KOMMT

Die Neuen, die tun was

Von Walther Becker, Frankfurt Börsen-Zeitung, 23.12.2016 Die Strategie steht, und der neue CEO ist ein alter Haudegen. Das Arbeitsprogramm des auf zwei Jahre bestellten Linde-Chefs Aldo Belloni ist vorgegeben: das 60-Mrd.-Dollar-Ding der Fusion mit...

Die Neuen, die tun was

Von Walther Becker, FrankfurtDie Strategie steht, und der neue CEO ist ein alter Haudegen. Das Arbeitsprogramm des auf zwei Jahre bestellten Linde-Chefs Aldo Belloni ist vorgegeben: das 60-Mrd.-Dollar-Ding der Fusion mit dem US-Rivalen Praxair. Wird Joachim Wenning nach seinem Amtsantritt die Politik von Nikolaus von Bomhard nahtlos fortsetzen oder unter Umständen doch mit der Neuordnung von Erst- und Rückversicherungsgeschäft oder in Richtung Insurtechs neue Akzente setzen?Im ablaufenden Jahr haben die Neuen bei Bayer und Deutscher Börse – Werner Baumann und Carsten Kengeter -, kaum im Amt, auf Angriff umgeschaltet. Mit transformierenden Megadeals, die den Chemie- und Pharmakonzern Bayer in der Agrochemie an der Weltspitze etablieren und die Zukunft der Deutschen Börse über die Fusion mit London sichern sollen. Baumann hatte kurz nach seinem Amtsantritt mit dem Vorstoß in die USA überrascht, Kengeter versucht im dritten Anlauf mit London ins Reine zu kommen. In beiden Fällen sind die Transaktionen längst nicht in trockenen Tüchern. Für Henkel hat der Neue, Hans Van Bylen, in den USA die zweitgrößte Akquisition der Firmengeschichte gedeichselt: Übernommen wurde der Wasch- und Reinigungsmittelhersteller Sun für 3,6 Mrd. Dollar. Kasper Rorsted, sein Vorgänger in Düsseldorf, muss hingegen als CEO von Adidas die Investoren auf niedrigeres Wachstum vorbereiten. Und bei der US-Tochter Reebook steht Restrukturierung an.Eine lahmende Kreditnachfrage, Minizinsen und Einschnitte im Mittelstandsgeschäft: Martin Zielke, der als Nachfolger von Martin Blessing an die Commerzbank-Spitze getreten ist, hat nicht lange gefackelt und verschlankt im Firmenkundengeschäft. Zielke-Rivale Markus Beumer verließ das Geldhaus. Doch an transformierende Deals ist nicht zu denken. Für Zielke geht es nicht nur darum, ein anderes Geschäftsmodell zu finden, sondern vor allem soll der Übergang dorthin gemeistert werden. Banken müssten digitaler werden und den Weg zum Kunden verkürzen. Im Zuge des Umbaus streicht der Konzern bis 2020 rund 9 600 oder jede fünfte Vollzeitstelle.Einen neuen Akzent, der aber den alten durchaus gleicht, hat der in M & A erprobte Stephan Sturm gesetzt. Der frühere Investmentbanker, der bis zur Jahresmitte als Finanzchef von Fresenius amtierte, rückte nach dem Wechsel von Ulf Schneider an die Topposition von Nestlé an die Spitze des Gesundheitskonzerns aus Bad Homburg. Schon zwei Monate später verkündete er, mit Quirónsalud in Spaniens Krankenhausmarkt einzusteigen. Mit 5,8 Mrd. Euro ist es die größte Akquisition der Firmengeschichte und das erste größere Auslandsengagement im Klinikgeschäft. Auf Schneider als Dealmaker in Vevey müssen Investoren noch warten. ——–Bayer, Deutsche Börse und Fresenius: Neue Chefs setzen mit großen Deals Akzente.——-