Kapitalmärkte

Die Party an den Märkten dürfte weitergehen

Sowohl Dax, S&P 500, Nikkei als auch Gold und Bitcoin haben in den vergangenen Monaten deutlich zugelegt und neue Allzeithochs erreicht. Grund ist der Rückgang der Inflation und die Fantasie auf Leitzinssenkungen. Diese ist gut begründet. Es bestehen daher gute Chancen, dass die Party an den Märkten weitergeht.

Die Party an den Märkten dürfte weitergehen

Party an den Märkten dürfte weitergehen

Blackrock-Strategin: Aktien kann wenig aus der Bahn werfen – Korrekturgefahr bei Bitcoin

Sowohl Dax, S&P 500, Nikkei als auch Gold und Bitcoin haben in den vergangenen Monaten deutlich zugelegt und Allzeithochs erreicht. Zinssenkungsfantasien stützen die Hausse. Hinzu komme ein sich ausbreitender Wachstumsoptimismus, vor allen in den USA, so Blackrock-Strategin Ann-Katrin Petersen.

Von Werner Rüppel, Frankfurt

In den vergangenen Tagen hat nicht nur eine Assetklasse ein neues Rekordhoch erreicht. So sind neben den westlichen Aktienmärkten wie S&P 500, Nikkei und Dax auch Gold und Bitcoin in Rekordlaune. Da stellt sich dann doch die Frage, worauf ist dieser Höhenflug zurückzuführen, und vor allem: Geht es weiter nach oben? Oder stehen wir kurz vor dem Platzen einer Spekulationsblase?

Die zuletzt erzielten Gewinne sind richtig beeindruckend: Dax und S&P 500 haben seit Ende Oktober mehr als 20% zugelegt, Gold rund 10%, und der Preis für Bitcoin hat sich in den vergangenen Monaten mehr als verdoppelt. Das Chartbild ist eindeutig: Alle diese Märkte sind nach oben ausgebrochen. Daher gehen technische Analysen von weiteren Kursgewinnen aus. Frei nach dem Motto: Only the sky is the limit.

Hauptgrund für die Hausse an den Märkten ist die Inflationsentwicklung. 2022 hatte der unerwartet heftige Anstieg der Teuerung noch zu massiven Verlusten an den Märkten geführt. Die Notenbanken mussten die Leitzinsen massiv anheben und die Furcht vor einer anhaltend extrem hohen Teuerung steckte in den Köpfen. Nun sind die Notenbanken bei der Inflationsbekämpfung sehr erfolgreich gewesen und die Teuerung ist deutlich zurückgegangen. Folglich stehen sowohl in den USA als auch in der Eurozone Leitzinssenkungen vor der Tür, selbst wenn eine relativ hartnäckige Kerninflation die Zinsschritte ein wenig verzögern mag. Und diese begründete Zinsfantasie könnte die Märkte durchaus noch viel weiter nach oben treiben als bisher.

Frühling in der Luft

„Frühling liegt in der Luft, und die Aktienmarktrally hat sich international ausgeweitet“, stellt Ann-Katrin Petersen, Kapitalmarktstrategin bei Blackrock, fest. Neben einer sinkenden Inflation als übergreifendem Marktnarrativ, die den Weg zur Zinssenkung ebnet, macht sie einen sich offenbar ausbreitenden Wachstumsoptimismus insbesondere in den USA und Japan aus. Sie hat recht, dass mit dem Treiber künstliche Intelligenz und robusten Wachstumsannahmen der US-Wirtschaft sowie einer allmählichen Konjunkturerholung im Euroraum die Aktienmärkte wenig aus der Bahn werfen kann. Die Goldilocks sind wieder da. Und laut Petersen hat Lagarde den Weg für eine mögliche Zinswende zur Jahresmitte bereitet.

Der Dax wiederum sollte von der Belebung der Weltwirtschaft profitieren und davon, dass seine Schwergewichte wie SAP, Siemens, Airbus oder Allianz international tätige und erfolgreiche Unternehmen sind. Zudem ist der Dax mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) von rund 13 extrem günstig bewertet, insbesondere im Vergleich zum US-Aktienmarkt. Insofern sollte der deutsche Aktienindex beflügelt durch die Zinsseite weiter zulegen. Dax-Stände von 19.000 oder gar 20.000 Punkten erscheinen im Laufe des Jahres gut möglich.

Aber drohen nicht bei Big Tech Korrekturen? Gewinnmitnahmen sind nach steilen Anstiegen natürlich immer möglich, und der US-Aktienmarkt ist in der Tat höher bewertet als der europäische. Doch hat Big Tech zuletzt mit deutlichen Gewinn- und Umsatzsteigerungen überzeugt. Zudem sorgen Digitalisierung, Cloud und KI für erhebliche Wachstumsdynamik. „Die Bewertungen der meisten Technologieaktien sind aktuell mitnichten überzogen“, sagt Laurent Denize, CIO bei Oddo BHF Asset Management. „Das geschätzte KGV des Sektors beläuft sich derzeit auf 28,5 und ist somit von seinem im April 2000 erreichten Höchststand von 48,3 noch weit entfernt.“ Angesichts der hohen Qualität dieser Unternehmen steige die Wahrscheinlichkeit, dass sich der Gewinntrend fortsetze. Eine Zinserhöhung würde wohl zu einem deutlichen Kursrückgang von Tech-Werten führen. Doch geht Oddo BHF von einer Zinssenkung im Jahresverlauf und nicht von einer Zinserhöhung aus. Denize wörtlich: „Die derzeitige Konstellation unterscheidet sich von der Situation 1999, da die Bewertungsniveaus der Technologieunternehmen durch ihre soliden wirtschaftlichen Fundamentaldaten gerechtfertigt sind.“

Kaufsignal bei Gold

Die Zinsfantasie hat auch Gold zu einem Allzeithoch bei knapp 2.200 Dollar je Feinunze getrieben. Und das gelbe Metall sollte weiterhin vom Leitzinsabstieg profitieren. Michael Winkler, Leiter Anlagestrategie bei der St. Galler Kantonalbank Deutschland, macht ein neues strategisches Kaufsignal im Goldmarkt aus. Mit einer vierjährigen Konsolidierung, einer niedrigen Volatilität sowie keiner Überspekulation und keiner Euphorie seien dafür alle Voraussetzungen gegeben.

Bitcoin befindet sich im Höhenrausch, was auch auf die Aussicht auf Zinssenkungen zurückzuführen ist. Hinzu kommen Zuflüsse in die Kryptowährung nach der Zulassung von Spot-basierten Bitcoin-ETFs in den USA. Darüber hinaus hat das in der zweiten Aprilhälfte anstehende Bitcoin-Halving, bei dem die Menge neu geschaffener Einheiten der Kryptowährung halbiert wird, für Euphorie bei Investoren gesorgt. Allerdings kann es nach dem Halving durchaus zu Kursrückschlägen kommen. Ohnehin ist die Volatilität bei Bitcoin extrem hoch, Gewinnmitnahmen sind hier immer möglich.

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