Die positive Zeit für den Dax geht bis Juli
Die positive Zeit für den Dax geht bis Juli
Der Deutsche Aktienindex folgt im Jahresverlauf ausgeprägten Saisonmustern – Im August und September drohen Einbrüche
Von Werner Rüppel, Frankfurt
Seit seiner Auflegung ist beim Dax eine ausgeprägte Saisonalität festzustellen. Dabei reicht die gute Zeit bis Juli. Hingegen kommt es im August und vor allem im September öfters zu Kurseinbrüchen. Das Saisonmuster verstärkt die Grundtendenz an der Börse. Und diese ist ganz klar als positiv einzustufen.
Manchmal erfolgt ein Einstieg am Aktienmarkt zu einem völlig falschen Zeitpunkt. So hat sich ein konservativer Spezialfonds, der zuvor nur in Anleihen engagiert war, weiland entschlossen, auch in Dividendentitel zu investieren. Der Einstieg am Aktienmarkt erfolgte Anfang August und auch nicht gestaffelt, sondern in einer Tranche. Schon kurz nach dem Kauf ging es mit dem Dax im August und im September abwärts. Bald standen dann recht hohe Verluste in der Bilanz des Spezialfonds.
Analysten, die mit der Historie des Deutschen Aktienindex vertraut sind, hätten vor solch einem Engagement gewarnt. Denn der Dax weist zwar einen klaren langfristigen Aufwärtstrend auf. Allerdings sind die Schwankungen des deutschen Börsenbarometers mitunter beträchtlich. Hinzu kommt ein ausgeprägte Saisonalität im Jahresverlauf, die übrigens auch für den S&P 500 gilt. Es gibt eine gute Zeit, die bis Ende Juli reicht. Danach kommt es im August und September aber öfters zu deutlichen Einbrüchen, eine gefährliche Zeit beginnt. Insofern gilt für den Dax nicht die oft zitierte Börsenweisheit „Sell in May and go away“, sondern eher „Sell in July and say bye-bye.“ Ab Oktober dreht sich dann aber wieder das saisonale Muster und es beginnt für den Dax zum Jahresende hin meist wieder eine gute Zeit. Eine Jahresschlussrally ist durchaus häufig.
Dass der Dax aktuell seit November 2023 deutlich zugelegt hat, passt insofern ins langjährige Muster. Von der Saisonalität her wäre es durchaus wahrscheinlich, dass der Dax bis in den Juli weiter zulegt. Danach könnte es in diesem Jahr aber nach zuvor hohen Gewinnen im August und September gefährlicher werden. Wobei gefährlich eben nicht heißt, dass es im Sommer zu einem Einbruch kommen muss. Ein solcher ist nur wahrscheinlicher als zu einer anderen Jahreszeit.
Typisch für den Dax ist es, dass er im Winterhalbjahr von November bis Mai im Durchschnitt eine signifikant höhere Performance aufweist, als im Sommerhalbjahr von Mai bis September. Insbesondere haben Anleger, die im August und September nicht im Dax investiert waren, seit 1988 eine deutlich höhere Performance erzielt, als diejenigen Investoren, die immer engagiert waren (zumindest in der Betrachtung ohne Transaktionskosten). Allerdings dürfen Anleger den Wiedereinstieg nach den beiden häufig schwachen Monaten dann nicht verpassen. Denn die langfristige Tendenz des Dax zeigt nach oben.
Das saisonale Muster des Dax schlägt sich denn auch in seiner monatlichen Performance wider. So weisen die Monate Januar bis Mai durchweg im Durchschnitt eine positive Performance auf. Der Juni ist mit einer durchschnittlichen Performance von -0,09% negativ, aber eben nur leicht. Auch hat der Dax seit 1988 im Juni 19 Mal zugelegt und nur 17 Mal an Wert verloren.
Für den Juli stehen über die Jahre 23 positive Monate 13 Monate mit Kursverlusten gegenüber. Auch gab es im Juli mitunter ausgesprochen kräftige Kursanstiege wie das Plus von 17,3% im Juli 1997. Insgesamt fällt daher die Monatsperformance des Juli mit 1,41% deutlich positiv aus.
Massive Verluste
Im August hat der Dax aber nur in 17 Jahren zugelegt und in 19 Jahren Kurseinbußen erlitten. Diese fielen mitunter recht kräftig aus wie die -19,2% aus dem Jahr 2011. Besonders im September kam es des Öfteren zu massiven Einbrüchen wie die Verluste von 25,4% im Jahr 2002, 18,1% in 1990, 17,0% in 2001 und 9,2% im Jahr 2008. Im September überwiegen auch die Verlustjahre mit 22 klar gegenüber den 14 Jahren mit Dax-Gewinnen. Entsprechend ist die durchschnittliche Dax-Performance im September mit -2,56% klar negativ. Auch der August ist mit einer durchschnittlichen Performance von -2,23% seit 1988 ein klarer Verlustmonat.
Der früher aufgrund des Börsencrashs 1987 besonders gefürchtete Oktober hat sich in den vergangenen Jahren zu einem Monat mit positiver Performance entwickelt. Diese beträgt im langjährigen Durchschnitt 2,10%. Ausgesprochen gute Monate für den Dax sind dann der November und der Dezember mit einer durchschnittlichen Monatsperformance seit 1988 von 2,42% sowie 2,47%.
Ein Grund für die Saisonalität am deutschen Aktienmarkt sind die Kapitalströme. Gerade zu Jahresbeginn herrscht häufig Optimismus und es fließt Geld in Aktien. Für Börsengänge und zum Teil auch für Kapitalerhöhungen sollte ein testierter Jahresabschluss vorliegen, wobei meist zum 31.12. bilanziert wird. Folglich wird der Aktienmarkt im Januar und Februar in der Regel auch kaum beansprucht. Im Frühjahr stützt dann hierzulande die Dividendensaison mit ihren meist üppigen Mittelzuflüssen. Ist die Dividendensaison vorbei, dann kann es im Sommer eng werden, zumal wenn der Aktienmarkt nach Kursgewinnen heiß läuft und auch durch Kapitalmaßnahmen stark beansprucht wurde. Falls es dann im August oder September, vielleicht auch im Oktober, zu einem Einbruch an den Aktienmärkten kommt, lockt wieder ein preiswerteres Niveau zum Einstieg. Und zu Weihnachten hin herrscht dann meist wieder eine positive Stimmung am Aktienmarkt.
Grundtendenz maßgeblich
Allerdings erklärt die Saisonalität nicht allein das Geschehen am Aktienmarkt. „Saisonmuster sind der Grundtendenz nachgelagert“, erklärt Manfred Hübner, Geschäftsführer von Sentix. "Aber die Grundtendenz wird durch Saisonalitäten gefördert oder gehemmt.
Nun ist die Grundstimmung am deutschen Aktienmarkt mit etlichen neuen Hochs positiv. Insofern dürfte der Dax gute Chancen haben, zumindest bis Ende Juli weiter zuzulegen. Und Kursbewegungen im Dax können ja sehr deutlich ausfallen.