Anlagethema im Brennpunkt

Die Schwächen des Euros in Krisenzeiten

Der Stabilitätsverlust in der Eurozone geht Hand in Hand mit einem Vertrauensverlust an den Märkten. Gegenüber den Währungen der wichtigen Wirtschaftsräume verlor der Euro seit 2008 teils deutlich an Wert. In den nächsten Jahren wird es für Anleger wichtig sein, wie die EU agiert.

Die Schwächen des Euros in Krisenzeiten

Anlagethema im Brennpunkt (284)

Die Schwächen des Euros in Krisenzeiten

Zum Jahreswechsel wird der Euro 25 Jahre alt. Zunächst wurde er als Erfolgsmodell gefeiert, da er den Binnenmarkt stärkte, die europäische Integration vorantrieb und stabiles Wachstum in den Mitgliedsländern mit ermöglichte. So hieß es in der Festschrift zum 10-jährigen Bestehen der EZB noch, dass der Euro die „Wirtschaft des Eurogebiets vor den zahlreichen globalen Schocks und den erheblichen Turbulenzen der vergangenen Jahre geschützt“ habe. Heute dürfte der Tenor aber weniger positiv ausfallen. Es scheint, als könnte sich der Euro seit der Finanzkrise im Jahr 2008 nicht vor eine Welle von Krisen retten. Die Euro-Konjunktur kam seitdem nicht mehr richtig in Gang, die Schuldenstände der Mitgliedsländer stiegen rasant und die EZB musste mit allen Mitteln gegen einen Zusammenbruch der Währungsunion kämpfen.

Welche Rolle spielte der Euro in den Krisen? Grundsätzlich ist es unabhängig von der Währung schmerzhaft, nötige Strukturreformen umzusetzen. Problematisch aber ist der Rückgang der wirtschaftlichen Stabilität, den die Euroeinführung mit sich brachte. Das hat verschiedene Ursachen. Erstens bedeutete die Gemeinschaftswährung den Verzicht auf die Souveränität bei der Geldpolitik. Diese kann nicht mehr auf die Bedürfnisse der einzelnen Länder abgestimmt werden. Dementsprechend waren die Bundesbank-Präsidenten in den letzten 25 Jahren mit dem Ruf nach restriktiverer Geldpolitik oft in der Minderheit. Zweitens ging mit dem Wechselkursmechanismus ein zentraler Stabilisator zwischen den Volkswirtschaften verloren, der wirtschaftliche Ungleichgewichte zu einem gewissen Teil ausgleichen konnte. Drittens werden Probleme in einzelnen Ländern über den Euro auf andere Mitgliedsstaaten übertragen. Etwaige Rettungsmaßnamen müssen den Wirtschaftsbedingungen der einzelnen Länder Rechnung tragen und gegen nationale Interessen durchgesetzt werden. Jede Uneinigkeit verzögert dabei eine schnelle Rückkehr zur wirtschaftlichen Normalität.

Der Stabilitätsverlust in der Eurozone geht Hand in Hand mit einem Vertrauensverlust an den Märkten. Gegenüber den Währungen der wichtigen Wirtschaftsräume – mit Ausnahme des Pfunds – verlor der Euro seit 2008 teils deutlich an Wert, am meisten jedoch gegenüber dem Schweizer Franken. Obwohl die Schweizer Nationalbank große Mengen an Euro kaufte, wertete die Gemeinschaftswährung seit August 2008 gegenüber dem Franken um 40% ab. Das ist insofern bemerkenswert, als dass die Schweizer Wirtschaft vor der Einführung des Euros mit einer positiven Handelsbilanz und einer starken Währung Parallelen zu Deutschland aufwies.

Ein Grund für die Stärke des Franken liegt nahe: Die Schweiz ist immer noch ein Musterbeispiel für stabile Wirtschaftspolitik. Das reale Wachstum der Wirtschaft entwickelt sich seit Jahren günstiger als im Euroraum. Dazu trug auch bei, dass sich die Unternehmen an das hohe Wechselkursniveau anpassen konnten. Der Handelsbilanzüberschuss der Schweiz hat sich stark ausgeweitet. Auch das Preisniveau stieg dank der niedrigeren Importpreise weniger stark als anderswo. Das zeigte sich im letzten Jahr, als Europa mit zweistelligen Inflationsraten zu kämpfen hatte, während die Preise in der Schweiz im Schnitt gerade einmal um 3% anwuchsen. Die Schwächen des Euros werden besonders in Krisenzeiten deutlich und lassen sich ohne einheitliche und stabile Finanzpolitik nicht beheben. Es gibt aber auch positive Nachrichten: Steigende Zinsen führen dazu, dass Investments in der Eurozone wieder interessanter werden. Eine weitere Abwertung des Euros konnte so aufgehalten werden. Zudem zeigt die starke Konjunktur in Griechenland, dass Reformen auch mit dem Euro erfolgreich sein können. In den nächsten Jahren wird für den Euro-Anleger wichtig sein, wie die EU weiter agieren wird. Innovation, Entbürokratisierung und Reformen sind gefragt wie nie, um global ein bedeutender Mitspieler zu bleiben.

Thomas Romig

Head of Multi
Asset Portfolio Management
bei Assenagon

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