Geld oder Brief

Die SEB bewegt sich weiter in der Komfortzone

Der SEB-Konzern zeichnet sich durch hohe Rentabilität und Effizienz, eine komfortable Kapitalausstattung sowie gute Assetqualität aus. Etwaige Gefahren durch die Immobilienkrise in Schweden sehen Analysten deshalb für das schwedische Finanzinstitut als beherrschbar an. Cum-ex-Altlasten in Deutschland bergen finanzielle Risiken.

Die SEB bewegt sich weiter in der Komfortzone

Geld oder Brief

Die SEB bewegt sich weiter in der Komfortzone

Von Tobias Fischer, Frankfurt

Der geldpolitische Straffungskurs der schwedischen Notenbank seit dem vergangenen Jahr beschert den Banken des Landes, allen voran SEB, Handelsbanken und Swedbank, deutlich mehr Zinseinnahmen, hat aber auch neue Risiken im Immobiliensektor heraufbeschworen. Anders als in Deutschland, wo Zinsbindungsfristen von zehn Jahren oder mehr vorherrschen, dominieren in Schweden variable Zinssätze. Die Mehrheit der Hypothekenkreditnehmer hat es mit Zinsbindungen von bis zu drei Monaten zu tun.

Angesichts der hohen Inflation hat die Riksbank den Leitzins in mehreren Schritten seit Mai 2022 von 0,25% auf in diesem Juli 3,75% erhöht, was viele schwedische Kreditnehmer an die Grenzen der Belastbarkeit geführt hat.

Die Krise am Immobilienmarkt dürften die schwedischen Banken dennoch wegstecken, urteilt LBBW Research. Hohe Rentabilität, komfortable Kapitalausstattung und gute Assetqualität zeichneten die Institute aus, so dass die Kreditrisiken als beherrschbar anzusehen seien, befinden die Analysten. Die Eigenkapitalrentabilität schwedischer Institute betrug demnach Ende 2022 im Schnitt 11,5% und lag damit weit über dem europäischen Durchschnitt von 8%. SEB wies hier zum Halbjahr gar 18,4% aus nach 13,8% für 2022.

Komfortable Kapitalausstattung

In Sachen Effizienz belegen die Nordics regelmäßig Spitzenplätze. Die SEB kann mit einer Cost-Income-Ratio von 39% aufwarten, wobei sich der europäische Durchschnitt auf 59% beläuft. Auch die Kapitalausstattung der SEB ist mit einer harten Kernkapitalquote von 19,3% im Vergleich mit 15,6% EU-weit als robust zu bezeichnen. Damit liegt
die SEB 450 Basispunkte über den regulatorischen Anforderungen. Die Quote notleidender Kredite der Großbank ist mit 0,28% ebenfalls unauffällig, wenngleich hier eine Verschlechterung zu erwarten sein dürfte. Der EU-Schnitt beträgt 1,83%.

Wallenbergs geben den Ton an

Die Skandinaviska Enskilda Banken (SEB) wurde 1856 in Stockholm von André Oscar Wallenberg gegründet. Die Familie Wallenberg ist noch heute über ihr Investmentunternehmen Investor AB mit einer Beteiligung von 21% Hauptaktionär der Bank. Investor-Vizechef Marcus Wallenberg steht seit 2005 dem SEB-Aufsichtsrat vor. Zu den größten Anteilseignern der SEB zählen zudem zwei schwedische Pensionsfonds mit je mehr als 5%, der Assetmanager der Swedbank, Robur, der knapp 4% hält, gefolgt von den US-Vermögensverwaltern Vanguard und Blackrock mit jeweils knapp 3%. Investor verfügt über Beteiligungen an einer Vielzahl schwedischer Firmen, so etwa am Private-Equity-Haus EQT (15%), an Saab (30%), ABB (14%), aber auch an der US-Börse Nasdaq (knapp 12%).

Seit 1976 in Deutschland

Die SEB agiert in Schweden und im Baltikum als Universalbank und ist nach eigenen Angaben in insgesamt 20 Staaten präsent, wobei sie sich zumeist auf Firmen- und institutionelle Kunden sowie Assetmanagement konzentriert, so auch in Deutschland. Hierzulande ist sie seit 1976 präsent. Des Privatkundengeschäfts hat sie sich ebenso längst entledigt wie des Großteils der Belegschaft. Die SEB AB Frankfurt Branch als Zweigniederlassung beschäftigt rund 230 Mitarbeiter in der Deutschlandzentrale in Frankfurt sowie in München.

Finanzielles Risiko

Finanzielle Risiken für die Gruppe schlummern in der in Abwicklung befindlichen DSK Deutsch-skandinavische Verwaltungs AG (einst DSK Hyp), einer Tochtergesellschaft der SEB in Deutschland. Deutsche Steuerbehörden erheben Forderungen von 936 Mill. Euro wegen Cum-ex- und Cum-cum-Geschäften. Weitere Nachforderungen seien möglich, heißt es seitens der SEB, die die gesamte, von 2008 bis 2015 im Kundengeschäft der DSK aufgelaufene Kapitalertragsteuer mit 1,5 Mrd. Euro beziffert. DSK wehrt sich gegen die Forderungen.
Die SEB rechnet mit einem langwierigen Rechtsstreit und schließt negative
finanzielle Folgen für die Gruppe
nicht aus.

Der Konzern mit einer Bilanzsumme von rund 300 Mrd. Euro und einer Marktkapitalisierung von 22 Mrd. Euro hat 17.400 Mitarbeiter, deren Zahl seit zwei Jahren gewachsen ist. Gut 60% des im vergangenen Jahr erzielten Vorsteuergewinns von 29 Mrd. skr (2,4 Mrd. Euro) verdiente die SEB im Heimatmarkt Schweden, Deutschland steuerte 5% bei.

50 Prozent Ausschüttung

Für das laufende Jahr prognostizieren Analysten einen kräftigen Ergebnisanstieg. Die Konsensschätzung für den Vorsteuergewinn lautet 45 Mrd. skr (3,8 Mrd. Euro); für die beiden Jahre darauf werden 40,7 Mrd. und 41 Mrd. skr erwartet. Ziel der SEB ist es, etwa die Hälfte des Gewinns je Aktie auszuschütten. Aktuell notiert der Kurs der SEB-A-Aktie an der Stockholmer Börse bei gut 129 skr (10,8 Euro). Die Deutsche Bank hat im Juli ein Kursziel von 132 bis 135 skr pro Aktie ausgegeben. Innerhalb dieser Spanne bewegte sich der Kurs im 52-Wochen-Hoch Ende Februar mit 133,5 skr, wobei ein Preis von 101,15 skr Anfang Oktober den Tiefpunkt innerhalb dieses Zeitraums markierte.

Das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) gibt die Deutsche Bank mit 8,4 für 2022 an nach 10,9 im Jahr zuvor. Für dieses Jahr erwartet sie einen Wert von 7,2 und für die beiden darauffolgenden Jahre von 7,6 und 7,5. Die Deutsche Bank plädiert dafür, die Aktie zu halten. Von insgesamt 14 Analysten sind vier weitere dieser Meinung, wohingegen sechs empfehlen zu kaufen und drei zu verkaufen.