TECHNISCHE ANALYSE

Die Unsicherheit im Dax bleibt

Von Stefan Salomon *) Börsen-Zeitung, 26.9.2018 Einen klassischen Sägezahnmarkt präsentiert der Dax bislang in diesem Jahr. Um es vorwegzunehmen: Dieser Zustand sollte anhalten. Denn die Börsianer sind hin- und hergerissen zwischen der Hoffnung auf...

Die Unsicherheit im Dax bleibt

Von Stefan Salomon *)Einen klassischen Sägezahnmarkt präsentiert der Dax bislang in diesem Jahr. Um es vorwegzunehmen: Dieser Zustand sollte anhalten. Denn die Börsianer sind hin- und hergerissen zwischen der Hoffnung auf eine weiterhin global brummende Konjunktur und den Ängsten, die die diversen Unwägbarkeiten mit sich bringen. Erst waren es die Strafzölle der USA gegen die EU sowie China, die die Kauflaune bremsten. Nun wird zusätzlich das Thema Brexit gegenwärtiger sowie auch eine drohende Währungskrise der Schwellenländer, hier vor allem der Türkei, und die Sorge, dass sich aus einer Währungskrise eine Schuldenkrise der Türkei entwickelt, die wiederum die europäischen Banken trifft. Nicht zu vergessen die US-Sanktionen gegen den Iran und der damit einhergehende Ölpreisanstieg. Somit bestehen einige Gründe, eine gewisse Skepsis walten zu lassen und höhere Kurse zu Absicherungsgeschäften oder zum Abbau von Positionen zu nutzen. Nehmerqualitäten Doch der Dax hat bislang Nehmerqualitäten bewiesen. Die Bären konnten sich nicht wirklich durchsetzen. Rücksetzer wurden bislang aufgefangen. Charttechnisch ist die aktuelle Seitwärtsbewegung unter dem Aspekt zu betrachten, dass sich die vorherige überkaufte Chartsituation, die sich im Laufe des Jahres 2017 ausbildete, nun abbaut und den Boden für einen abermaligen Kursaufschwung bereitet. Aus Sicht der Trend- und Formationsanalyse, den Eckpfeilern jeder Chartanalyse, stellt sich die Lage für einen Investor jedoch uneinheitlich dar. Die seit 2016 konstruierbaren Aufwärtstrendlinien wurden Anfang 2018 verlassen – ein langfristiger Abwärtstrend ist nicht erkennbar. Der gegenwärtige Markt ist daher richtungslos. Die kräftigen Pendelbewegungen in 2018 spiegeln die Verunsicherung der Marktteilnehmer wider.Diese Stimmungslage kann im Kursverlauf mit einem übergeordneten symmetrischen Dreieck bestätigt werden – wenn auch mit “Freiheitsgraden” in der Definition eines symmetrischen Dreiecks. Zusätzlich konnte sich seit dem Sommer 2018 ein fallendes Dreieck mit Unterstützungszone bei ca. 12 100 Punkten etablieren. Der Ausbruch vor rund zwei Wochen unter die Unterstützung bei 12 100 Punkten in Verbindung mit einem hiermit erfolgten Ausbruch aus dem symmetrischen sowie fallenden Dreieck stellte Verkaufssignale dar. Doch die in der vergangenen Woche erfolgte dynamische Rückeroberung der 12 100er-Zone weist diese Verkaufssignale als Bärenfalle, als technisches Fehlsignal aus.Die Konsequenz hieraus wäre wiederum die Interpretation, dass der Markt nun bereinigt ist und sich deutlich auch über 13 000 Punkte aufwärts bewegen müsste. Zuvor steht jedoch noch die obere Begrenzung des fallenden Dreiecks und somit nach dem jüngsten Tief als kurz- bis mittelfristige Abwärtstrendlinie einem starken Kursanstieg entgegen. Erst ein Bruch dieser Abwärtstrendlinie in Verbindung mit einem Bruch der 200-Tage-Linie, die bei 12 615 Punkten notiert, würde das kurzfristig positive Szenario wahrscheinlich werden lassen.Das Dilemma der obigen Interpretation eines Fehlausbruchs nach unten, einer Bärenfalle, liegt allerdings darin begründet, dass der Markt aufgrund der mehrmonatigen Pendelbewegung einfach anfällig für Fehlsignale ist und im Gegensatz zu den Bärenfallen im Oktober 2014 oder Februar 2016 kein neues Tief mit Ausbruch aus der Range der vergangenen Monate erreicht wurde. Eine kräftige Ausverkaufsstimmung mit zügiger Erholung bei hohen Umsätzen fehlt somit aus Sicht der übergeordneten Monatskerzen im Dax, um schon eine generelle Marktbereinigung mit nachfolgend langfristiger Aufwärtsbewegung anzunehmen. Es bleibt somit letztlich schwierig, aus Sicht der Trend- und Formationsanalyse eine hinreichend aussagekräftige Kursprognose abzuleiten, die zudem noch statistisch untermauert wäre.Festzuhalten bleibt, dass die Unsicherheit im Markt vorerst bestehen bleiben dürfte. Auch in Hinblick auf die kommenden politischen Ereignisse, so den Parteitag der Tories in Großbritannien am Wochenende sowie folgend die US-Wahl zum Repräsentantenhaus am 6. November (Midterm Elections) und auch mögliche Neuwahlen in Großbritannien schon im November oder gar ein neues Brexit-Referendum. Rücksetzer sind Kaufsignale Positive Überraschungen könnten sodann den Dax aus seiner Lethargie reißen und bei einem Anstieg über die 200-Tage-Linie sowie folgend über 12 900 Punkten eine neue Hausse in Richtung des bisherigen Allzeithochs starten lassen. Eher kurzfristig kritisch hingegen wäre ein nochmaliger Bruch der 12 100 mit Ziel 11 950/11 900 Punkten zu werten – deutlich negativ mit dem Risiko eines kurzfristigen Ausverkaufs wäre sodann ein Fall unter 11 680 Punkten zu interpretieren. Aus Sicht der langfristigen Perspektive gilt allerdings (wie an dieser Stelle im Juli 2018 vermerkt) weiterhin: “Die schnellen Richtungswechsel der letzten Monate sollten sich somit noch bis in den Herbst hinein fortsetzen, bis die Aufwärtstrends wieder aufgenommen werden können. Solange daher die wesentlichen Unterstützungen nicht geknackt werden, sind Rücksetzer generell auf kurzfristige Kaufsignale zu beobachten.”*) Stefan Salomon ist freiberuflicher Chartanalyst (www.candlestick.de).