Die Wende in der Bundrendite bleibt aus
Von Kai Johannsen, FrankfurtZu Beginn des Jahres 2018 hat es zunächst danach ausgesehen, als würden all diejenigen, die auf die große Wende bei der Bundrendite gesetzt hatten, tatsächlich recht behalten. Nach einem Start bei 0,43 % marschierte die zehnjährige Rendite recht stramm nach oben. Nach einem guten Monat am 8. Februar stand der Markt bei einer zehnjährigen Bundrendite von knapp 0,81 %, und damit schien die Marke von 1 % tatsächlich zum Greifen nah. Doch daraus wurde nichts, 0,808 % blieben das Jahreshoch 2018. Danach ging es praktisch kontinuierlich bergab. Im Blick hatte der Markt dabei die Brexit-Verhandlungen, die immer wieder für Verunsicherung sorgten, aber auch Italiens Politik.Das innenpolitische Gezerre und später auch der Streit mit der Europäischen Union (EU) über den Haushalt 2019 des Landes sorgten für eine Flucht in sichere Häfen, wovon wieder einmal die Bundesanleihen enorm profitierten. Italiens Politikunsicherheit trieb die Bundrendite immer weiter nach unten, das Jahrestief wurde unter dem Eindruck des Italien-Faktors am 29. Mai mit 0,192 % erreicht. Damit kam dann wieder die Nulllinie in Sichtweite und auch die negativen Renditen am langen Ende der Zinskurve des Bundes.Zwar konnte sich der Markt über den Sommer hinweg wieder von den Tiefs absetzen. Das geschah unter anderem dann, wenn aus Italien Entspannungssignale bei den Haushaltsdiskussionen mit der EU kamen oder wenn die US-Notenbank die Tendenz zu Zinsanhebungen bekräftigte. Etwas nach oben gezogen wurden die Renditen auch durch die Diskussion über den bald nahenden Ausstieg der Europäischen Zentralbank (EZB) aus den Anleihekäufen, der dann später auch für das Jahresende 2018 kommuniziert wurde. Diese Käufe seitens der europäischen Währungshüter waren für die europäischen Bondmärkte im Jahr 2018 auch ein wesentlicher Faktor, der die Renditen in diversen Segmenten niedrig hielt.Der Markt sah das Jahreshoch vom Februar im weiteren Verlauf des Jahres nicht wieder. Denn vom US-Bondmarkt kamen negative Signale. Die Zinskurve in den USA verflachte während des gesamten Jahres und ging Ende 2018 in eine Inversion über. Eine inverse Zinskurve, bei der die kurzfristigen Marktzinsen über den längerfristigen Sätzen liegen, gilt an den Märkten immer noch als ein sehr verlässliches Signal für eine anstehende Rezession der Wirtschaft. Das drückte dann auch hierzulande wieder auf die Renditen. Zum Jahresschluss 2018 lag die zehnjährige Bundrendite bei 0,235 % und hat sich damit im Jahresverlauf nahezu halbiert. Treasury-Kurve invertiertIn den USA gab es ein leicht verändertes Bild. Die zehnjährige US-Staatsanleiherendite begann das Jahr 2018 am 2. Januar beim Stand von 2,43 %, am gleichen Tag wurde mit 2,42 % das Jahrestief erreicht. Unter dem Eindruck der Zinserhöhungen der US-Notenbank ging es in den Monaten danach unter leichten Rücksetzern bis zum 9. Oktober auf das Jahreshoch von 3,26 % nach oben. Dann kehrte am US-Markt aber immer mehr auch die Sorge ein, dass die solide Konjunktur in den Vereinigten Staaten nun abflauen könnte, was die abflachende und später invertierende Kurve andeutete.Zudem kamen immer mehr Marktteilnehmer zu der Auffassung, dass die US-Zentralbank mit ihren Zinsanhebungen zu der Abschwächung der Konjunktur beitrage. Außerdem sorgte der immer weiter ausufernde Handelsstreit der USA mit China und anderen Ländern für die Einschätzung am Markt, dass dies der weltweiten Konjunkturentwicklung nicht gerade zuträglich sei. Vor diesem Hintergrund legte der Markt wieder den Rückwärtsgang ein und tauchte im zehnjährigen Bereich der US-Staatsanleihen deutlicher unter die Marke von 3 % ab. Zum Jahresausklang lag sie bei 2,76 %.