Blockchain

Digitale Anleiheemissionen gedeihen in der Nische

Der Markt digitaler Anleihen ist noch winzig, zeigt ein Bericht der Analysegesellschaft Moody's. Doch das Segment sei bereits in Bewegung.

Digitale Anleiheemissionen gedeihen in der Nische

Digitale Bonds gedeihen in der Nische

Förderbanken leisten Pionierarbeit – Moody’s sieht aber noch „viele Jahre“ bis Durchbruch

Jan Schrader, Frankfurt

Hohe Kosten bei zugleich geringen Emissionsvolumina, unvereinbare Systeme, der noch fehlende digitale Euro und der schlechte Ruf der Technologie nach dem Kryptodebakel – die Liste der Hürden für digitale Anleihen und die Blockchain ist lang. Gleichwohl bringen die bisherigen Emissionen bereits 3,9 Mrd. Dollar auf die Waage, wie die Analysegesellschaft Moody’s festhält. “Die Emission digitaler Anleihen ist gering, aber zunehmend”, halten die Analysten fest.

Öffentliche Träger leisten Pionierarbeit. So stemmte die Europäische Investitionsbank seit vergangenen November bis Juni allein drei Emissionen. Das jüngste Papier zielte auf schwedische Geldgeber und brachte 1 Mrd. skr (rund 85 Mill. Euro) ein. Die Schweizer Stadt Lugano brachte im Januar ein 100 Mill. sfr umfassendes Papier auf den Weg. Aus der Unternehmenswelt sticht Siemens mit einer Anleihe in Höhe von 60 Mill. Euro im Februar hervor. Auch private Bankadressen mischen mit. So organisierte die Schweizer Großbank UBS bereits im November eine Transaktion von beachtlichen 375 Mill. sfr.

Das Arrangement ist stets unterschiedlich: Mal wird eine Anleihe über eine öffentliche Blockchain platziert, mal über eine private Plattform, also über einen zentralen Träger für einen kleinen Investorenkreis. Mal werden zugehörige Zahlungen auf der Blockchain abgebildet, mal nicht. Auch die Plattformanbieter variieren. So sind die Privatbank Hauck Aufhäuser Lampe, die französische Großbank Crédit Agricole und die HSBC-Tochter Orion in dem Segment aktiv. Europa und Südost-Asien verzeichnen die meisten Transaktionen, während US-Akteure sich wegen regulatorischer Unsicherheit noch zurückhalten, wie Moody’s schreibt.

Auch KfW bereitet sich vor

Die hiesige KfW beobachtet das Segment. Eine auf der Blockchain basierte Anleihe hat der deutsche Förderriese zwar noch nicht emittiert, wohl aber eine Anleihe nach dem elektronischen Wertpapiergesetz auf der Plattform D7, die von der Deutsche-Börse-Tochter Clearstream betrieben wird. Auch ein Geldmarkt-Papier über das französische Fintech Onbrane sowie eine spezielle Derivatetransaktion über LCH Swapagent, eine Tochter der Londoner Börse, zählen zu den Experimenten der KfW. Die Förderbank erklärt, dass sie “unterschiedliche Digitalisierungsinitiativen und Pilotprojekte” vorantreiben wolle. Dabei fasse die Kreditanstalt auch Blockchain-Anwendungen ins Auge, sagt eine Sprecherin.

Das reguläre Emissionsgeschäft – allein im ersten Halbjahr emittierte die KfW Anleihen im Wert von rund 54 Mrd. Euro – spielen derartige Technologien allerdings noch keine große Rolle. Auch im globalen Markt mit Schuldemissionen von 8,3 Bill. Dollar im Jahr 2022 fallen digitale Papiere nicht ins Gewicht. Moody’s hebt daher den experimentellen Charakter der meisten Transaktionen hervor.

Auf Dauer ist das Potenzial aber groß Die Blockchain kann potenziell viele Schritte im Lebenszyklus einer Bond-Emission automatisieren, so dass doppelte Datenbanken, die Einbindung vieler Intermediäre und zeitaufwendige Arbeitsschritte wegfallen könnten, wie die Autoren hervorheben. Sobald sich der zerstrittene US-Kongress auf ein Gesetz einigt, zieht auch das Tempo in den USA voraussichtlich an, wie die Autoren hoffen. Bis zu einem Durchbruch dürfte aber noch Zeit vergehen. Herkömmliche Anleihen werden laut Moody’s noch “viele Jahre” den Markt dominieren.

jsc Frankfurt
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