Dollar-Bonds gegen das Renditetief

US-Anleihen sind mit Währungsrisiken behaftet - Metzler weist aber auf Zusatzerträge hin

Dollar-Bonds gegen das Renditetief

Trotz Währungsrisiken können Dollar-Anleihen für Anleger aus der Eurozone nach Einschätzung des Bankhauses Metzler attraktiv sein. Grund dafür seien einerseits fundamentale Gründe, die im kommenden Jahr zu einem schwächeren Dollar und steigenden Anleihekursen führen könnten. Darüber hinaus lassen sich Währungsrisiken absichern. Wie das günstig funktioniert, erläuterten Metzler-Experten während eines Pressegesprächs.sts Frankfurt – Anlagen in US-Staatsanleihen bieten derzeit einen erheblichen Renditevorsprung gegenüber Euro-Anleihen. Im Zehnjahresbereich beträgt das Renditeplus gegenüber Bundesanleihen aktuell rund 270 Basispunkte, im Zweijahresbereich sind es sogar 350 Basispunkte. Und bei US-Unternehmensanleihen liegt die Rendite aktuell bei rund 4 % und damit rund 300 Basispunkte über dem Wert für Euro-Corporates.Doch den höheren Zinserträgen steht ein Währungsrisiko gegenüber, das bei einer Dollar-Abwertung den Euro-Anlegern schnell Verluste einbrocken kann. So kostet eine klassische Währungssicherung für Dollar-Anlagen wegen der hohen Zinsdifferenz einen Euro-Anleger derzeit rund 320 Basispunkte, womit der Renditevorsprung mehr als aufgezehrt wird.Warum US-Anleihen dennoch eine “lohnenswerte Alternative bei niedrigen Zinsen im Euroraum” sein können, erläuterten während eines Pressegesprächs am Dienstag in Frankfurt Experten von Metzler Capital Markets. Zum einen verwiesen sie auf fundamentale Aspekte, weshalb für Dollar-Anleihen ab kommendem Jahr Kursanstiege zu erwarten seien. Außerdem wurde ein dynamisches Währungsmanagement vorgestellt, das die Absicherungskosten deutlich senken kann.Angesichts des konjunkturellen Umfeldes erwartet Metzler-Analyst Sebastian Sachs ein Auslaufen des US-Zinserhöhungszyklus voraussichtlich im kommenden Jahr. Auch hinter die vom Markt für Dezember erwartete nächste US-Leitzinsanhebung um 25 Basispunkte auf dann 2,25 bis 2,50 % müsse angesichts der jüngsten Marktturbulenzen ein Fragezeichen gesetzt werden. “Es werden noch ein paar Zinsschritte in den USA kommen, aber die durch die Dots abgebildeten Erwartungen sind übertrieben”, sagte Sachs. Mit den “Dots” bringen die Mitglieder des Offenmarktausschusses der Federal Reserve ihre Erwartungen an die Geldpolitik zum Ausdruck. Kursgewinne möglichMit dem Auslaufen des Zinserhöhungszyklus rechnet Sachs mit sinkenden US-Renditen. Da bei bereits emittierten Bonds mit sinkenden Renditen Kurssteigerungen einhergehen, bestehe für Anleger somit die Chance auf Kursgewinne. Die bis August 2028 laufende zehnjährige US-Staatsanleihe mit einem Kupon von 2,875 % handelt aktuell mit etwas mehr als 97 % ihres Nennwertes, die Rendite liegt bei 3,145 %.Aus Euro-Sicht steht dem jedoch das Währungsrisiko gegenüber. “Der Währungsertrag ist maßgeblich für die Gesamtrendite”, betonte Özgür Atasever, der das Währungsmanagement bei Metzler Capital Markets leitet. Allerdings seien derzeit wegen des hohen Zinsunterschiedes zwischen der Eurozone und den USA die Absicherungskosten “so hoch wie noch nie”. Zugleich sei es aber riskant, eine Dollar-Position offen zu lassen. Atasever hat deshalb mit seinem Team ein Modell zur dynamischen Währungssicherung erarbeitet, nachdem für Kundenanlagen im Volumen von rund vier Mrd. Dollar eine Absicherung erfolgt. Die Sicherung greift seinen Worten zufolge in Phasen der Dollar-Abwertung, während bei einer Dollar-Aufwertung die Position offen gehalten wird. “Dadurch spart man Sicherungskosten und partizipiert an Währungserträgen”, erläutert der Mathematiker.In das Modell, in das auch rückwirkend die Erfahrungen mit der Dotcom-Krise und der Lehman-Pleite einflossen, sind in der Mehrheit Trendfolgefaktoren berücksichtigt, allerdings beispielsweise auch die Positionierung von Währungsanlegern an der CBOT, die Zentralbankgeldmenge und verschiedene technische Faktoren. Negatives Bild für den Dollar”Unsere Kunden sind zu 80 % bei der Aufwertung dabei und sind zu 80 % gegen Abwertung geschützt”, erläutert Atasever. Im Schnitt seien die Portfolien mittels Devisentermingeschäften zu rund 60 % geschützt. Bei unveränderten aktuellen Kosten für eine klassische Währungssicherung von 320 Basispunkten würde dies Kosten von rund 190 Basispunkten oder einen Mehrertrag von 130 Basispunkten bedeuten.Möglicherweise brauchen europäische Dollar-Investoren im kommenden Jahr allerdings gar nicht viel an Währungssicherung und können sogar durch die Kursbewegung verdienen. Im Hinblick auf die Perspektiven für die US-Währung in 2019 sprach Sachs von “einem eher negativen Bild” angesichts der konjunkturellen Risiken. Zwar seien die Stimmungsindikatoren in den USA noch gut, aber der Immobilienmarkt wie auch die Industrie zeigten bereits Risiken an. Die US-Wirtschaft befinde sich in einer “sehr spätzyklischen” Phase. Mit anderen Worten: Eine Rezession rücke näher.Angesichts der Lage in Italien sei das Potenzial für den Euro derzeit aber begrenzt. “EZB-Präsident Mario Draghi wird am Donnerstag während seiner Pressekonferenz sicherlich wegen Italien gefragt werden”, erwartet Sachs.