Dollar droht Schwächung durch Fed

US-Notenbank überarbeitet Regelwerk - Laut HSBC könnte Inflationsrate auf über 2 Prozent steigen

Dollar droht Schwächung durch Fed

Die US-Notenbank Federal Reserve könnte dauerhaft moderater als in der Vergangenheit handeln. Dies könnte am Ende eines überarbeiteten Regelwerkes für die Fed-Geldpolitik stehen. Damit der Dollar davon allerdings auf Dauer geschwächt wird, müssen einer Studie von HSBC zufolge zwei Bedingungen erfüllt sein.Von Stefan Schaaf, FrankfurtWährungen werden stark von Zinserwartungen getrieben, aber meist nur von denen am kurzen Ende. Konjunkturdaten, Änderung in der Rhetorik einer Notenbank oder politische Ereignisse treiben die Kurse in der Regel. Für den US-Dollar könnte aber in nächster Zeit eine grundlegende Verschiebung eintreten, die eher eine Schwächung bedeuten würde. Grund dafür ist, dass die US-Notenbank Federal Reserve ihr Regelwerk überarbeiten will. Das Thema wird am heutigen Dienstag und morgigen Mittwoch möglicherweise schon akut, denn an diesen beiden Tagen lädt die Fed zu einer Konferenz zu diesem Thema ein.Hintergrund für die Diskussion um das Fed-Regelwerk ist die maue Inflationsentwicklung in den USA. Trotz ultralockerer Geldpolitik vermochte die Notenbank in der vergangenen Dekade kaum ihr Inflationsziel von 2 % zu erreichen (siehe Grafik). Zudem blieb die Inflation in dieser Zeit oft unter den Erwartungen des Marktkonsens. Volkswirte befürchten deshalb, dass Marktteilnehmer ihre Inflationserwartungen vom Ziel der Fed loslösen. Dies könne deflatorische Spekulationen und damit eine Wachstumskrise auslösen.”Eine Möglichkeit, dem Risiko einer geringeren Verankerung der Inflationserwartungen entgegenzuwirken, ist die Einführung von geldpolitischen ,Make-up’-Strategien”, heißt es in einer Studie der Großbank HSBC. “Dies bedeutet, dass sich die politischen Entscheidungsträger auf eine Inflation über ihrem Ziel verpflichten werden für Zeiträume, in denen die Inflation unter dem Zielwert liegt.” Autoren der Studie sind vier Währungsstrategen der britischen Großbank, darunter deren Leiter der Währungsstrategie, Daragh Maher. Ihrer Einschätzung nach ist die im vergangenen November angekündigte Überarbeitung des geldpolitischen Rahmens “ein Prozess, der den Währungsmarkt aus seiner kurzfristigen Geisteshaltung reißen kann”. Dies könnte auch den Dollar verletzlich machen, insbesondere wenn die Fed auf das Problem des Unterschießens der Inflationsrate reagiere. “Dies würde eine lockerere Geldpolitik als derzeit offenkundig nahelegen”, heißt es. Eine moderatere geldpolitische Haltung als gegenwärtig würde niedrigere Zinsen in den USA zur Folge haben, womit der Dollar einen Teil seines Zinsvorsprungs etwa gegenüber Euro und Yen aufgeben würde. Zwei BedingungenAls wahrscheinlichste Änderung wird in der Studie die Schaffung einer Spanne für das Inflationsziel genannt, die an die Stelle des Punktziels treten würde. Damit dies dauerhaft eine Auswirkung auf den Dollar habe, führen die Autoren jedoch zwei zu erfüllende Bedingungen an. Die Veränderung müsse spürbar sein und sie müssen dauerhaft glaubwürdig sein. Die Erfahrungen in Schweden und Japan in den vergangenen Jahren hätten gezeigt, dass Veränderungen am geldpolitischen Rahmen, die diese Bedingungen nicht dauerhaft erfüllten, am Währungsmarkt bald wieder verpufft seien.Schließlich könnte die Fed selbst auch bremsend auf eine Dollar-Schwächung wirken. Darauf deuten Aussagen ihres Präsidenten Jerome Powell hin, der kürzlich in einer Rede eher eine Evolution als eine Revolution in Aussicht stellte.