Dollar schüttelt schwache US-Arbeitsmarktdaten ab
sts Frankfurt – Die US-Zinswende wird kommen, wohl aber langsamer und möglicherweise sogar später als noch jüngst erwartet. Diese Meinung setzte sich am Dienstag am Devisenmarkt durch und verhalf dem Dollar zu einer Erholung von seinem Kursrutsch infolge der schwachen US-Arbeitsmarktdaten für März. Der Euro fiel daraufhin um 0,7 % auf 1,0851 Dollar zurück, nachdem er zu Wochenbeginn noch über 1,10 Dollar gehandelt wurde. Zugleich verteuerte sich der Greenback um 0,7 % auf 120,40 Yen.Der Dollar war an Karfreitag in Reaktion auf einen schwachen Stellenaufbau in den USA im März eingebrochen. Der unerwartet geringe Aufbau von nur 126 000 Stellen außerhalb der Landwirtschaft – nur noch rund halb so viele wie im Februar – hatte bei vielen Marktteilnehmern Zweifel an einer raschen Zinserhöhung durch die Federal Reserve (Fed) aufkommen lassen. Einige Akteure spekulierten gar schon auf eine vierte Runde quantitativer Lockerung.Inzwischen setzte sich jedoch die Sichtweise durch, dass die US-Notenbank durchaus die Zinsen anheben wird, möglicherweise aber eben nicht im Juni, wie zuletzt viele erwartet hatten. Zudem könnte der Zinserhöhungspfad flacher als erwartet ausfallen. “Um ihre Glaubwürdigkeit zu wahren, wird die Fed früher oder später an der Zinsschraube drehen müssen, unabhängig von einer doch eher durchwachsenen Entwicklung am US-Arbeitsmarkt”, schreibt Jens Klatt, Chefanalyst bei DailyFX.Zur Erwartung, dass die Zinserhöhung wohl doch nicht abgesagt wird, trugen auch Details im März-Arbeitsmarktbericht bei. So stiegen die Stundenlöhne an, was auf einen nachlassenden disinflationären Druck hindeutet. Volkswirte sprachen von “ersten Lebenszeichen”.Dennoch senkten zahlreiche Ökonomen ihre Erwartungen, zumal auch andere US-Konjunkturdaten zuletzt eher enttäuschten. So erachtet beispielsweise Bantleon-Chefvolkswirt Harald Preißler es als zunehmend unwahrscheinlich, dass die Fed schon im Juni die Zinsen anheben wird. Er rechnet nun für September mit einer Erhöhung um 25 Basispunkte und einem weiteren Schritt in dieser Größenordnung im weiteren Jahresverlauf. Finanzaufsicht ermitteltEine ausbleibende Zinssenkung sorgte dagegen für lange Gesichter in Australien. Zwar hatten viele Analysten einen solchen Schritt von der Notenbank dort aktuell nicht erwartet, auch wenn diese sich zu einer lockeren Geldpolitik bekannt hatte. Am Markt waren jedoch zahlreiche Akteure für eine Senkung positioniert. Ihre Eindeckungskäufe verteuerten den australischen Dollar um 1,6 % auf 0,7712 Dollar. Für Aufregung und eine Untersuchung durch die Finanzaufsicht sorgte die Kursbewegung. Die Währung reagierte bereits, bevor die Notenbank ihre Stellungnahme veröffentlichte.Unterdessen blieb der Rubel auf Erholungskurs. Erstmals seit November mussten für einen Euro weniger als 60 Rubel gezahlt werden, der Kurs sank bis auf 59,44 Rubel. Mit der Stabilisierung des Ölpreises und der Lage im Ukraine-Krieg hatte sich der Rubel zuletzt erholt. Der Euro hat seit Jahresbeginn zur russischen Währung 19 % an Wert eingebüßt.