TECHNISCHE ANALYSE

Dollar-Yen-Kurs in Seitwärts-Range

Von Sören Hettler *) Börsen-Zeitung, 6.11.2019 Es ist gut zwei Monate her, da bewegte sich der US-Dollar gegenüber dem japanischen Yen in Untiefen, die er lange nicht gesehen hatte. Mit einem Stand von zeitweise 104,46 Yen fiel der Greenback...

Dollar-Yen-Kurs in Seitwärts-Range

Von Sören Hettler *)Es ist gut zwei Monate her, da bewegte sich der US-Dollar gegenüber dem japanischen Yen in Untiefen, die er lange nicht gesehen hatte. Mit einem Stand von zeitweise 104,46 Yen fiel der Greenback erstmals seit dem “Flash Crash” zu Beginn dieses Jahres wieder unter die psychologisch wichtige Marke von 105 Yen. Die seit dem Jahreswechsel 2016/2017 die Richtung vorgebende Handelsspanne zwischen rund 108,20 Yen und etwa 114,65 Yen rückte in weite Ferne.Dabei war es nicht das erste Mal, dass sich das Währungspaar von dieser Seitwärts-Range gen Süden verabschiedete. Bereits im Frühjahr 2018 schien der Seitwärtstrendkanal vor dem Aus zu stehen. Auch in dieser Phase rutschte Dollar-Yen zeitweise unter die Marke von 105 Yen. Damals wie heute gelang es dem Greenback jedoch, sich wieder zu berappeln und in die etablierte Handelsspanne zurückzukehren. Bei einer einfachen Rückeroberung des Kanals ist es 2018 nicht geblieben. Vielmehr nutzte das Währungspaar den Schwung, um in den nachfolgenden Monaten bis zur Obergrenze der Seitwärts-Range zu marschieren.Ganz so weit ist es momentan sicherlich nicht, bewegt sich der Greenback doch derzeit weiterhin nur knapp oberhalb der Unterstützungslinie der Seitwärts-Range. Und geht es nach den technischen Vorgaben auf Tagessicht, dürfte es das Währungspaar kurzfristig schwer haben, nennenswert Boden gutzumachen. Zwar haben sich die Indikatoren zuletzt moderat aufgehellt. Bislang ist aber lediglich das Momentum in den positiven und damit Dollar-stützenden Bereich vorgedrungen. Sowohl beim MACD als auch der Stochastik ist lediglich eine Annäherung an die Signallinie von unten kommend zu beobachten. Mehr als die Aussicht auf eine Seitwärtsbewegung des Währungspaares lässt sich aus diesem charttechnischen Bild sicherlich nicht ableiten. Markantes HochUnternimmt der US-Dollar dennoch den Versuch, gen Norden zu klettern und die Marke von 109 Yen dauerhaft hinter sich zu lassen, dürfte er sich auf kurze Sicht bei rund 109,30 Yen die Zähne ausbeißen. Hier liegt nicht nur ein markantes Hoch in Form des Tageshöchststands vom 30. Oktober. Zudem befindet sich auf diesem Niveau das 38,20-Prozent-Fibonacci-Retracement der Abwärtsbewegung von 125,86 Yen (Hoch vom 5. Juni 2015) bis 99,00 Yen (Tief vom 24. Juni 2016). Gen Süden sollte die Unterstützungslinie der wieder angestammten Handelsspanne bei etwa 108,20 Yen das Währungspaar absichern.Deutlich mehr Zuversicht aus der Sicht des Greenback versprühen die charttechnischen Indikatoren in der Wochenperspektive. Hier bewegen sich sowohl der MACD als auch die Stochastik nicht nur klar oberhalb ihrer Trigger-Linien, darüber hinaus nimmt der entsprechende Abstand derzeit sogar noch weiter zu. Das Momentum liegt auf Wochensicht deutlich über der Nulllinie und stärkt damit dem Dollar auch in dieser Betrachtung den Rücken. Während sich der RSI mit einer Richtungsentscheidung zurückhält und komfortabel auf neutralem Terrain verharrt, muss sich das Währungspaar seitens des ADX leichten Gegenwind gefallen lassen. So zeigt dieser mit knapp 30 Punkten einen Dollar-negativen Trendmarkt an. Zu hoch sollte die Bedeutung dieser Einschätzung indes nicht aufgehängt werden, schließlich ist hier seit einiger Zeit eine spürbare Annäherung an den neutralen Bereich festzustellen. Am insgesamt Dollar-positiven charttechnischen Bild für die nächsten Tage ändert die Einzelmeinung des ADX folglich nichts. Deutlich dünnere LuftKann der Greenback die freundlichen technischen Vorgaben nutzen und den Widerstandsbereich bei rund 109,30 Yen überwinden, ist der Weg frei bis zum Tageshöchststand vom 31. Mai bei 109,63 Yen. Die nächste Hürde zeigt sich bei 109,92 Yen, dem Hoch vom 30. Mai. Zwar besteht für das Währungspaar durchaus die Chance, auf Wochensicht die Marke von 110 Yen zu knacken, ab hier dürfte die Luft jedoch deutlich dünner werden. Der Sprung über den Widerstand in Form des Hochs vom 20. Mai bei 110,32 Yen sollte dem Greenback in den nächsten Tagen schließlich verwehrt bleiben.Gönnt sich der Dollar hingegen eine unerwartete Verschnaufpause und rutscht abermals aus der Seitwärts-Range, bietet zunächst das Tief vom 1. November bei 107,89 Yen Support. Unterstützung liefert dem Währungspaar zudem die 100-Tagelinie bei 107,58 Yen. Das Tief vom 26. September bei 107,42 Yen sollte dem Greenback auf Wochensicht schlussendlich treue Dienste leisten.Der Dollar hat seinen Schwächeanfall gegenüber der japanischen Landeswährung aus den Sommermonaten mittlerweile verarbeitet und ist in die seit mehreren Jahren angestammte Handelsspanne zwischen rund 108,20 Yen und etwa 114,65 Yen zurückgekehrt. Ob sich in den nächsten Monaten ein Durchmarsch anschließen wird, wie er dem Greenback im Jahr 2018 im Nachgang zu einer ähnlichen Schwächephase gelungen ist, lässt sich zum aktuellen Zeitpunkt zwar sicherlich noch nicht beantworten. Zumindest auf Wochensicht stehen die Chancen für die US-Devise aber gut, innerhalb der Seitwärts-Range weiter gen Norden vorzudringen und dabei die Höchststände von Mitte Mai dieses Jahres knapp oberhalb der Marke von 110 Yen ins Visier zu nehmen. *) Sören Hettler ist als Senior-Devisenanalyst bei der DZ Bank tätig.