Dollar zieht nach Fed-Tagung an

US-Währung erstmals seit sechs Jahren oberhalb von 108 Yen - Goldpreis gerät unter Druck

Dollar zieht nach Fed-Tagung an

Die Verlautbarungen der amerikanischen Notenbank Fed haben zu einem Höhenflug des Dollar geführt, der vor allem im Vergleich zum Yen zulegte. Darüber hinaus geriet der Goldpreis unter Druck.ck Frankfurt – Die zinspolitische Tagung der US-Zentralbank Fed hat an den Devisenmärkten deutliche Spuren hinterlassen. Nach den Verlautbarungen des Offenmarktausschusses, in denen zwar erneut ein Verharren des Leitzinses nahe null noch für einen längeren Zeitraum in Aussicht gestellt, gleichzeitig aber erhöhte und die Markterwartungen übertreffende Leitzinsprognosen des Gremiums veröffentlicht wurden, zog der Dollar deutlich an. Vor allem im Vergleich zur japanischen Währung baute der Dollar seine Geländegewinne aus. Er stieg erstmals seit dem September 2008 über die Schwelle von 108 bis auf knapp 109 Yen.Der Yen wurde zusätzlich dadurch gedrückt, dass die japanische Zentralbank ihre Geldpolitik wahrscheinlich eher noch weiter lockern wird, während die Fed begonnen hat, ihre Leitzinswende – wenn auch behutsam – rhetorisch vorzubereiten. Aus ähnlichen Gründen gab der Euro weiter nach. Nach der Verlautbarung der Fed fiel er bis auf 1,2836 und damit auf den niedrigsten Stand seit dem Juli 2013. Anschließend folgte gestern eine Erholungsbewegung, ehe die Währung erneut zurückfiel bis auf 1,2855, um zuletzt bei 1,2916 Dollar gehandelt zu werden. Auslöser dafür war das langfristige Refinanzierungsgeschäft TLTRO (targeted longer-term refinancing operation). Sein Volumen blieb deutlich hinter den Prognosen zurück, was Erwartungen schürte, die Notenbank werde nicht um ein breit angelegtes, Staatsanleihenkäufe einschließendes Quantitative Easing herumkommen. Aktienmärkte gelassenAuch der Goldpreis geriet unter Druck. Die Feinunze sank gestern bis auf 1 216 Dollar; der niedrigste Stand seit dem Januar. Im Verlauf erholte sie sich jedoch und notierte zuletzt mit einem Plus von 0,2 % bei 1 226 Dollar. Die Aktienmärkte reagierten recht gelassen, in Europa legten sie in Reaktion auf den EZB-Tender aus den genannten Gründen sogar zu. Zudem hatte die Fed neben den erhöhten Zinsprognosen eben auch einen bis auf Weiteres nahe null bleibenden Leitzins avisiert.Der Offenmarktausschuss habe unterschiedliche Signale gegeben, sagte gestern Iain Lindsay, Co-Head of Global Portfolio Management von Goldman Sachs Asset Management, in einem Pressegespräch in Frankfurt. Seine Worte seien “dovish” gewesen, sein Handeln eher “hawkish”. Die Fed wolle verständlicherweise verhindern, dass die geldpolitische Wende zu Marktturbulenzen führt. Die Wende sei aber in Gang gesetzt.Alles in allem halte die Fed mit ihren Äußerungen an ihrer Politik der ruhigen Hand fest, so die Bantleon Bank. “Wir rechnen nach wie vor mit einer Fortsetzung der übergeordneten konjunkturellen Erholung in den kommenden Quartalen und mit anziehenden Inflationsraten. Entsprechend gehen wir weiterhin davon aus, dass die Fed die Leitzinsen früher als derzeit von den Märkten eingepreist (drittes Quartal 2015) anheben wird. Wir erwarten die erste Leitzinserhöhung im zweiten Quartal 2015 und sehen das Risiko, dass die Fed sogar schon im ersten Quartal agieren muss. ErwartungslückeDas Bankhaus Lampe warnte, dass die Akteure an den Aktienmärkten möglicherweise zu gelassen sind. Die Fed senke ihre Wachstumserwartungen leicht und erhöhe gleichzeitig ihre eigenen Erwartungen für den Leitzins. Die Lücke zwischen den Erwartungen der Fed und denen der Anleger weite sich aus. Dies bedeute für die Aktienmärkte zumindest ein kurzfristiges Risiko für den Zeitpunkt, an dem die Anleger ihre Zinserwartungen anheben. Die Aktienmärkte hätten von der Kombination eines moderaten US-Wachstums und einer sehr freundlichen Fed profitiert. Dieses Bild sei in die Zukunft extrapoliert worden. Die weit verbreitete Ansicht, die Fed könne die Zügel nicht anziehen, bleibe das größte Risiko für die Märkte. Das werde sich in den kommenden Monaten möglicherweise ändern, ohne dass gleichzeitig die Wachstumserwartungen nach oben revidiert würden. “Dies ist einer der Gründe dafür, dass wir in den nächsten Monaten nur eine Seitwärtsbewegung am Aktienmarkt erwarten, allerdings bei bleibenden Abwärtsrisiken.” Die Devisenmärkte reagierten auf diese Einschätzung der Geldpolitik mit einem Erstarken des Dollar gegen den Euro, so das Bankhaus, das den Euro auf Sicht von zwölf Monaten bei 1,25 Dollar erwartet. Ein schwächerer Euro sei positiv für das relative Abschneiden von Healthcare-, Nahrungsmittel- und Getränke- sowie Technologieaktien.Die Helaba erwartet einen stärkeren Rückgang des Euro. “Angesichts der positiven Konjunkturentwicklung dürften die Märkte den Zeitpunkt der Zinswende tendenziell unterschätzen. Sollte diese – wie von uns erwartet – bereits im Frühjahr 2015 erfolgen, werden die Dollarzinsen wohl weiter steigen. Der schon sehr ausgeprägte Zinsvorteil von US-Staatsanleihen gegenüber Bundesanleihen dürfte dann weiter wachsen, zumal die EZB-Politik eher noch expansiver wird.” Ohnehin rechtfertigten die aktuellen Spreads einen niedrigeren Euro-Dollar-Kurs. Zudem würden sich wahrscheinlich die quantitativen Geldaggregate aufgrund der EZB-Maßnahmen zulasten des Euro entwickeln. Insgesamt werde der Euro wahrscheinlich von derzeit knapp 1,29 bis ins Frühjahr 2015 auf 1,20 Dollar fallen.