AUSBLICK

Draghi beschäftigt Europas Märkte

Renditen steigen - Aktienvolatilität legt leicht zu

Draghi beschäftigt Europas Märkte

Von Kai Johannsen, FrankfurtAn den europäischen Kapitalmärkten zeigen die jüngsten Äußerungen von Mario Draghi, Chef der Europäischen Zentralbank (EZB), weiterhin sehr deutliche Nachwirkungen – nicht nur an den Märkten selbst, sondern auch in den Analystendiskussionen, die recht unterschiedlich ausfallen. Draghi hatte sich auf einer Notenbankkonferenz optimistisch zu den Konjunkturaussichten geäußert. Alle Zeichen deuteten auf eine festere und breitere Erholung in der Eurozone hin, so die Einschätzung des EZB-Chefs. Faktoren, die die Inflation drückten, seien vor allem vorübergehend. Diese Aussagen wurden an den Märkten dahingehend ausgelegt, dass die EZB die Märkte allmählich darauf vorbereiten möchte, dass die Währungshüter langsam daran denken könnten, den Ausstieg aus der jahrelangen ultralockeren Geldpolitik vorzubereiten. Die Aussagen Draghis lösten an den Rentenmärkten signifikante Sprünge der Renditen nach oben aus. Bei den zehnjährigen Papieren des Bundes war der Renditeanstieg in der abgelaufenen Woche eine der größten Wochenveränderungen seit dem Jahr 2015.Aber die Analysten sind sich in der Einschätzung nicht einig. Während manche durchaus pessimistisch sind und die Renditen nun in den kommenden Tagen weiter ansteigen sehen, halten andere es durchaus für möglich, dass der Markt wieder einmal recht überstürzt reagiert. So könnten die höheren Renditen verstärkt Käufer anlocken, die sich diese Sätze wiederum sichern wollen. Allein das könnte den Aufwärtstrend der Renditen, der erst wenige Tage alt ist, wieder abbremsen.Der Primärmarkt für Anleihen wird in der Eurozone in der neuen Handelswoche weiterhin sehr aktiv bleiben. Den Analysten der Commerzbank zufolge kommen Staatsanleihen im Umfang von rund 30 Mrd. Euro auf den Markt und das trotz der höheren Volatilität. Zwar seien die Volumina gleichmäßig über die Credit-Klassen verteilt, sie dürften sich nach Einschätzung der Commerzbank-Experten jedoch auf das (ultra)lange Ende konzentrieren. Neben Spanien tritt auch Deutschland auf. Gute StimmungDie Stimmung an den europäischen Aktienmärkten beschreiben die Experten der DZ Bank als gut, die Volatilität sei durch die Draghi-Äußerungen leicht angestiegen. Weil die Unternehmensgewinne nach Jahren der Stagnation in diesem und im nächsten Jahr wieder deutlich wachsen sollten, spreche nicht viel dagegen, dass auch die Aktienkurse in den kommenden zwölf Monaten nochmal leicht steigen werden. Die Bewertungsrelationen sollten konstant bleiben, wenngleich diese bereits über den historischen Durchschnittsbewertungen liegen würden. Europa dürfte als Anlagethema im Fokus international aktiver Investoren bleiben, was weitere Mittelzuflüsse in europäische Aktien wahrscheinlich mache.