IM GESPRÄCH: MARC CRAQUELIN, FINANCIàRE DE L'ÈCHIQUIER

"Draghi hat eine machtvolle Antwort gegeben"

Fondsmanager: Euro Stoxx schlägt zum ersten Mal seit dem Jahr 2o08 wieder den S & P 500

"Draghi hat eine machtvolle Antwort gegeben"

Von Christopher Kalbhenn, FrankfurtSeit der Präsident der Europäischen Zentralbank (EZB), Mario Draghi, umfangreiche Staatsanleihekäufe in Aussicht gestellt hat, befinden sich die europäischen Aktienmärkte in einem deutlich veränderten Umfeld. Davon ist Marc Craquelin, Chief Investment Officer der auf Stock Picking spezialisierten französischen Fondsgesellschaft Financière de l’Èchiquier überzeugt.”Draghi hat eine machtvolle Antwort auf die Krise gegeben”, sagte Craquelin im Gespräch mit der Börsen-Zeitung. Sein Plan sei sehr schlau. Denn er biete eine gute Balance zwischen einem unlimitierten Programm und Konditionalität. Das sei aus wirtschaftlicher, aber auch aus politischer Sicht schlau, weil der Plan sowohl für Deutschland als auch für Spanien sowie die Märkte akzeptabel sei.Zum ersten Mal seit dem Jahr 2008 habe der Euro Stoxx nun wieder den S & P 500 geschlagen. Das sei die normale Folge der Tatsache, dass die Gefahr eines Auseinanderbrechens der Währungsunion zunächst gebannt sei. Seit 2008 habe es eine historisch einmalige Underperformance Eurolands gegenüber den USA von 35 Prozentpunkten gegeben. In Euro gerechnet habe die Underperformance sogar 50 Prozentpunkte betragen. Dies könne nur zum Teil dem höheren Wachstum in den USA zugeschrieben werden, gleichzeitig spiele aber auch die Angst vor einem “Armageddon-Szenario” eine große Rolle. “In Euroland stehen wir vor einer langen Phase des Nullwachstums und der Nullzinsen, was kein leichtes Umfeld für die Asset Allocators darstellt”. Die Situation sei jetzt aber besser als vor Draghis Ankündigung. Ein leichter Spaziergang stehe aber dennoch nicht bevor. Gelegenheit in ChinaEin Problem sei auch die Verlangsamung in China. Der Einkaufsmanagerindex sei seit Monaten schwach, der Aktienmarkt einer der enttäuschendsten Märkte weltweit. Dadurch ergebe sich aber ein guter Einstiegszeitpunkt in China. Ein Wachstum von 7 % sei auch nicht schlecht. Zudem gebe es Spielraum für geldpolitische Lockerungen. Hinzu kämen neue Ankurbelungsprogramme, die aber kleiner ausfielen als die Programme des Jahres 2009. In ihrem globalen Fonds nehme Financière de l’èchiquier derzeit teilweise Gewinne aus US-Positionen mit und schichte damit gleichzeitig um auf den chinesischen Aktienmarkt oder Unternehmen, die vom steigenden Konsum in China profitieren. Interessant sei beispielsweise die Aktie des Schuhherstellers Belle International, der ein direktes Investment in die chinesische Nachfrage ermögliche.Financière de l’èchiquier verfahre hauptsächlich nach dem Bottom-up-Ansatz. Derzeit würden in Europa Marktführer mit hohem außereuropäischen Geschäftsanteil geschätzt. Diese Titel hätten in der jüngsten Rally nicht an der Spitze gestanden. Langfristig sei es aber richtig, auf außereuropäisches Exposure zu setzen. Für den Fall, dass Draghi sich durchsetze, wovon auszugehen sei, seien ferner verstärkt Risk-on-Strategien angesagt und zudem potenzielle M & A-Kandidaten interessant. Ferner halte Financière de l’èchiquier Ausschau nach Titeln mit hohem Wachstum, die gleichzeitig noch niedrig bewertet seien. Dazu zähle beispielsweise der Luxusgütertitel Pinault. Dieser Wert sei nicht so bekannt wie LVMH und Hermes und weise ein sehr attraktives Kurs-Gewinn-Verhältnis von zwischen 12 und 13 auf.Interessante Gelegenheiten böten ferner Substanzwerte aus den Banken- und zyklischen Sektoren. Ein Beispiel sei der französische Automobilzulieferer Faurecia. Das Unternehmen biete trotz des schwachen französischen Automarkts eine gute Story. Es sei mittlerweile global aufgestellt und könne einer der großen Gewinner der kommenden Jahre werden. Faurecia arbeite heute völlig anders als vor zehn Jahren, als das Unternehmen noch sehr stark von einem einzigen Kunden abhängig gewesen sei.