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Draghi schickt Euro über 1,18 Dollar

Spekulationen über Rosenstein-Rücktritt lösen Gewinnmitnahmen aus - Lira auf Erholungskurs

Draghi schickt Euro über 1,18 Dollar

sts Frankfurt – Die Erwartung einer anstehenden Straffung der Geldpolitik in der Eurozone und Gewinnmitnahmen beim Dollar haben den Euro zum Wochenauftakt auf den höchsten Stand seit Juni klettern lassen. Für einen Euro wurden zeitweilig 1,1815 Dollar gezahlt. Im späten europäischen Handel notierte der Kurs 0,3 % höher bei 1,1779 Dollar.Sein Tageshoch erreichte der Euro nach Aussagen von Mario Draghi, dem Präsidenten der Europäischen Zentralbank (EZB), vor dem Wirtschafts- und Währungsausschuss des EU-Parlaments (Econ). Wenngleich Draghi wiederholte, dass er wohl erst in rund einem Jahr die Zinsen gedenke zu erhöhen, so sorgten jedoch seine Aussagen zur Preisentwicklung für Aufsehen. Er nannte die Entwicklung der Verbraucherpreise in der Kernrate (ohne schwankungsanfällige Komponenten wie Energie und Nahrungsmittel) “relativ kräftig”. Er erwarte in den kommenden Monaten einen weiteren Anstieg der Kerninflation und begründete diese Einschätzung mit einem anziehenden Arbeitsmarkt, der auch zu einem stärkeren Lohnwachstum führe. Der Preisdruck verstärke sich und gewinne an Breite, sagte Draghi bei der Anhörung. Die EZB verfolgt das Ziel eines Anstiegs der Verbraucherpreise von knapp unter 2 %. Während dieser Indikator im August mit 2,0 % das Ziel der EZB erreichte, hinkte die Kerninflationsrate ohne Energie und Lebensmittel laut Eurostat mit 1,2 % deutlich hinterher. Der Fokus der Notenbank hat sich über die Jahre vom breiten Verbraucherpreisindex zur Kerninflation verschoben.Die Äußerungen Draghis wurden dahingehend gewertet, dass eine Straffung der Geldpolitik in den kommenden Monaten kommuniziert werden wird. Märkte nehmen Veränderungen der Geldpolitik meist auf Basis solcher Signale vorweg. Schon im Oktober sinkt das monatliche Anleihekaufprogramm der EZB auf 15 von 30 Mrd. Euro, zum Jahresende wird von den Marktakteuren ein Ende erwartet. Damit wäre der Weg für steigende Leitzinsen frei, als erster Schritt wird eine Anhebung des Einlagesatzes erwartet, der derzeit -0,4 % beträgt und für Banken eine Belastung darstellt. Später gab der Euro einen Teil seiner Gewinne ab, als Spekulationen über den Rücktritt des stellvertretenden US-Justizministers Rod Rosenstein die Unsicherheit am Markt verstärkte. Zuletzt wurde in Phasen erhöhter Risikoscheu meist der Dollar angesteuert.Unterdessen konnte sich die zuletzt unter Druck stehende türkische Lira etwas erholen. Für einen Dollar wurden 6,09 Lira gezahlt, das waren 3,2 % weniger als am Freitag bei Handelsschluss. Marktakteure verwiesen auf Spekulationen, ein in der Türkei inhaftierter US-Geistlicher werde nächsten Monat freigelassen. Dies könnte die Spannungen zwischen den USA und der Türkei verringern und die Flucht aus der Lira stoppen.Berichte über die zeitweilige Festnahme eines deutschen Geschäftsmanns kurdischer Herkunft am Flughafen Antalya spielten dagegen für den Markt keine Rolle.