Draghi schickt Euro und Bundrendite auf Talfahrt

EZB-Präsident stellt Anleihekäufe in Aussicht

Draghi schickt Euro und Bundrendite auf Talfahrt

sts Frankfurt – Ein erneutes Signal für eine quantitative Lockerung der Geldpolitik in der Eurozone hat dem Euro gleich zum Jahresauftakt einen Schwächeanfall beschert. Er fiel auf ein Viereinhalbjahrestief von 1,2008 Dollar. Zugleich sackten die Renditen für Staatsanleihen aus der Währungsunion weiter ab. Auslöser für beide Entwicklungen war ein Interview von Mario Draghi, Präsident der Europäischen Zentralbank (EZB), im “Handelsblatt”. Darin hatte dieser seine jüngsten Aussagen bekräftigt, die Notenbank arbeite an den Details für ein umfangreiches Staatsanleihekaufprogramm.Der Euro hat nun seit Mai 2014 mehr als 14 % zum Greenback abgewertet. Die Erwartung von Anleihekäufen durch die EZB trieb zudem die Kurse für Staatsanleihen aus der Währungsunion weiter nach oben. Im Gegenzug sanken die Renditen für die Papiere weiter. Die zehnjährige Bundesanleihe rentierte zeitweilig nur noch mit 0,493 %, während der aus ihr abgeleitete Terminkontrakt Bund-Future mit 156,57 Zählern ein Rekordhoch markierte.Auch in Italien, Spanien und anderen Euro-Staaten sanken die Renditen und damit die Finanzierungskosten der Staaten. Zehnjährige italienische Papiere rentierten nur noch mit 1,743 %. Dies zeigt den enormen Renditerückgang innerhalb der Eurozone während des vergangenen Jahres. Auf dem aktuellen Renditeniveau italienischer Anleihen notierten Bundesanleihen – bei höherer Bonität – noch Anfang 2014.Draghi hatte erklärt, die Vorbereitungen für “gegebenenfalls notwendige zusätzliche Maßnahmen” liefen. Käufe sind laut Draghi Teil des “Werkzeugkastens der EZB”. Die EZB ist laut ihrem Präsidenten bei der Wahrung der Preisstabilität stärker gefordert als noch vor einem halben Jahr. “Das Risiko, dass wir unser Mandat der Preisstabilität nicht erfüllen, ist jedenfalls höher als vor sechs Monaten”, warnte er. Seine Worte gelten an den Märkten als Signal, dass die EZB die niedrige Inflation nicht länger hinnehmen will. “Die Zeichen verdichten sich, dass die EZB schon im Januar beschließen wird, im großen Stil Staatsanleihen zu kaufen”, sagte Commerzbank-Chefvolkswirt Jörg Krämer. Rückenwind für den DollarWährend Draghi den Euro verbal weiter schwächte, kam aus den USA Unterstützung für einen stärkeren Dollar. So ging der ISM-Einkaufsmanagerindex für Dezember zwar etwas zurück, aber er liegt mit 55,5 Punkten noch immer deutlich im Expanionsbereich. “Argumente für das Verzögern der Zinserhöhungen seitens der Fed liefern die Daten unseres Erachtens nicht”, kommentierte Analyst Ralf Umlauf von der Helaba. Der Marktkonsens rechnet derzeit für den Sommer mit der ersten Zinserhöhung der US-Notenbank seit Beginn der Finanzkrise. Laut einer US-Notenbankerin könnte der Zinsschritt bereits im ersten Halbjahr erfolgen. “Ich gehe davon aus, dass sich die Inflation allmählich unserem Ziel nähert. Deshalb kann ich mir vorstellen, dass die Zinsen im ersten Halbjahr steigen”, sagte die in diesem Jahr nicht stimmberechtigte Gouverneurin der Federal Reserve Bank of Cleveland, Loretta Mester.Unterdessen starteten die europäischen Aktienmärkte eher lustlos ins neue Jahr. Der Dax schloss 0,4 % tiefer bei 9 765 Zählern, der Euro Stoxx 50 gab um 0,2 % auf 3 140 Punkte nach.