Draghi verlängert Vollzuteilung
gbe Frankfurt – Mario Draghi hat den Dax am Donnerstag kurzzeitig über die 8 000er-Marke geschickt. Der Präsident der Europäischen Zentralbank (EZB) verkündete auf der monatlichen Pressekonferenz, die Banken der Eurozone noch bis mindestens Juli 2014 mit unbegrenzter Liquidität zu versorgen und außerdem an einem Marktplatz für forderungsbesicherte Wertpapiere, sogenannte Asset Backed Securities (ABS), zu arbeiten. Daraufhin schoss das Aktienbarometer um 14.40 Uhr auf 8 006 Zähler.Die Zugewinne gab es allerdings prompt wieder ab, fiel um 15.08 Uhr auf 7 897 Zähler und ging mit 7 962 Punkten aus dem Handel. “Draghi hat eher die Untergrenze von dem geliefert, was man sich erhofft hatte”, sagt Stefan Grothaus, Geldmarktanalyst bei der WGZ Bank. Schließlich habe kaum ein Marktbeobachter mit dem Ende der Vollzuteilung bei den Offenmarktgeschäften gerechnet, und die Pläne eines ABS-Marktes seien auch nicht sonderlich ausgereift. So wollte Draghi auf Nachfrage noch nicht sagen, ob die EZB die Papiere ankaufen will oder lediglich als Sicherheit akzeptieren wird.”Die Initiative für eine Förderung eines funktionierenden ABS-Marktes kann als Eingeständnis gewertet werden, dass die Zinssenkung kaum noch einen realwirtschaftlichen Effekt haben dürfte”, heißt es bei der Nord/LB. Dieser Einschätzung scheinen die Investoren nicht nur am Aktienmarkt zu folgen. Auch der Euro fiel am Donnerstag, nachdem er sich in den vergangenen fünf Tagen recht fest gezeigt hatte. Während der EZB-Pressekonferenz wertete die Gemeinschaftswährung um 0,7 % auf 1,3094 ab, nachdem die EZB den Referenzkurs bei 1,3191, Dollar festgelegt hatte. Abends notierte die Valuta bei 1,3061 Dollar. Die Schwäche dürfte in den kommenden Tagen anhalten, heißt es bei der DZ Bank. Zins mit NebenwirkungenMarktbeobachter begründen den Wertverlust des Euro allerdings vor allem mit der Aussicht auf einen negativen Einlagenzins. Zwar hat die EZB diesen Satz als einzigen der drei Referenzgrößen nicht gesenkt, während der Leitzins um 25 Basispunkte auf 0,50 % geändert wurde und die Rate der Spitzenrefinanzierungsfazilität sogar um 50 Basispunkte auf nunmehr 1 % fiel. Damit bleibt die Symmetrie des Zinskorridors gewahrt.”Es ist interessant, dass die EZB mittlerweile anscheinend negative Einlagenzinsen in Erwägung zieht und die damit verbundenen Risiken in Kauf nehmen würde”, sagt WGZ Bank-Analyst Grothaus. “Das wäre eine neue Situation für die Eurozone.” Erstmals müssten die Banken zahlen, um Geld sicher bei der Notenbank parken zu können. Die Leitzinssenkung hingegen sei bereits in den Eurokurs der vergangenen Tage eingerechnet gewesen, sagen viele Analysten. Draghi betonte, der EZB-Rat halte sich die Möglichkeit eines negativen Einlagenzinssatzes offen und werde sich zu gegebener Zeit mit den unerwünschten Nebenwirkungen eines solchen Schritts beschäftigen. Zunächst aber setze er auf die “besonders wichtige” Kombination aus Leitzinssenkung und Verlängerung der Vollzuteilung. Beides werde die wirtschaftliche Erholung der Eurozone in der zweiten Jahreshälfte stützen, so Draghi.Konkret werden die Hauptrefinanzierungsgeschäfte so lange wie nötig, mindestens aber noch bis zum 8. Juli 2014 als Mengentender mit Vollzuteilung zum Festzins durchgeführt. Auch bei den längerfristigen Refinanzierungsgeschäften mit einer Laufzeit von bis zu drei Monaten werde es zumindest bis Mitte 2014 keine Änderungen geben, Gleiches gilt für die Repo-Geschäfte über eine Mindestreserveperiode. “Das ist eine Versicherung für die Banken, dass sie ausreichend Liquidität bekommen”, sagte Draghi. Liquiditätsmangel könne daher keine Entschuldigung für mangelnde Kreditvergabe sein. Zudem erhoffe er sich deutlich sinkende Volatilität beim Eonia.Am Donnerstag notierte der Interbankensatz bei 0,078 %, am vergangenen Montag waren es noch 0,085 %. Grundsätzlich halten Marktbeobachter es aber für unwahrscheinlich, dass die Leitzinssenkung und die Verlängerung der Vollzuteilung den Geldmarkt wieder in Schwung bringen. Der Drei-Monats-Euribor lag am Donnerstag unverändert bei 0,207 %.