Draghi verunsichert Bondakteure - Hängepartie im Streit mit Athen

Anleihekurse zeitweise kräftig im Minus - Dax verliert bis zu 2 Prozent - Tsipras bündelt IWF-Zahlungen

Draghi verunsichert Bondakteure - Hängepartie im Streit mit Athen

ku/fed Frankfurt/Brüssel – Die andauernde Hängepartie im griechischen Schuldenstreit sowie Äußerungen von Mario Draghi, dem Präsidenten der Europäischen Zentralbank (EZB), haben am Donnerstag für hohe Volatilität an den Märkten gesorgt. Die Rendite zehnjähriger Bundestitel kletterte in der Spitze auf 0,998 %. Der Bund-Future büßte bis zu 158 Ticks auf 149,60 % ein. Der Future hat damit binnen vier Tagen fast 4 % eingebüßt – so viel wie noch nie in seiner Historie. Später erholten sich die Anleihenkurse wieder.Der EZB-Chef hatte nach der Zinssitzung der Notenbank am Mittwoch empfohlen, man solle sich an größere Kursausschläge am Bondmarkt gewöhnen. Der EZB-Rat sei einstimmig der Meinung gewesen, dass über die Kursschwankungen hinweggesehen werden kann. Außerdem erklärte Draghi, dass trotz der Kursschwankungen keine Veränderung der geldpolitischen Ausrichtung geplant sei.Im Streit über die Zukunft Griechenlands gewinnen die Bemühungen um eine Verständigung indes immer hektischere Züge. Nachdem ein Durchbruch in der Nacht zum Donnerstag ausgeblieben ist, wird bereits die nächste Krisensitzung vorbereitet. Womöglich schon heute Nachmittag treffen EU-Kommissionschef Jean-Claude Juncker, Eurogruppenchef Jeroen Dijsselbloem und Griechenlands Premier Alexis Tsipras abermals zusammen. Gestern Abend teilte der Internationale Währungsfonds (IWF) mit, dass Athen mehrere im Juni fällige Ratenzahlungen an den Fonds in Höhe von insgesamt rund 1,6 Mrd. Euro bündeln wird. Eigentlich wäre die erste Zahlung von 300 Mill. Euro heute fällig gewesen. Nun ist der Gesamtbetrag am 30. Juni fällig – was Athen Zeit verschafft.Strittigster Punkt ist die Rentenreform. Die Gläubiger pochen auf Maßnahmen, die spürbare Entlastungen für die Staatskasse bringen. Tsipras müsste dafür aber Wahlversprechen brechen. Die Kapitalgeber haben sich unterdessen in Sachen Haushaltsüberschuss auf Athen zubewegt. Bei Herausrechnung von Zins- und Tilgungsausgaben soll Griechenland einen deutlich kleineren Überschuss vorweisen müssen als ursprünglich geplant. Da dadurch der Schuldenabbau verlangsamt wird, steht erneut die Frage im Raum, ob ein Schuldenschnitt notwendig wird. Der Dax gab wegen anhaltender Griechenland-Sorgen zwischenzeitlich um 2 % nach. Der Index sackte bis auf 11 187 Punkte ab, um sich später allerdings wieder deutlich zu erholen. Dazu trug bei, dass der IWF die amerikanische Notenbank Federal Reserve aufrief, ihre geplante erste Zinserhöhung auf das kommende Jahr zu verschieben. Aus dem Handel ging der Dax schließlich mit 11 341 Zählern, ein Minus von 0,7 % gegenüber Vortag.Die Gemeinschaftswährung zeigte sich zeitweise sehr fest, sie legte bis auf 1,1379 Dollar zu. Händler am Devisenmarkt verwiesen auf den Anstieg der Renditen am europäischen Bondmarkt sowie auf umfangreiche Short-Eindeckungen.—– Berichte Seiten 7, 17 und 18