DWS rät weiter zu US-Aktien
DWS rät weiter zu US-Aktien
Kapitalmarktexperten des Vermögensverwalters sehen aber auch Chancen in europäischen Dividendentiteln
Die Kapitalmarktexperten der DWS sehen nach wie vor Chancen am amerikanischen Aktienmarkt und dort auch bei Technologieaktien, trotz der bereits hohen Bewertungen. Aber sie raten auch zu europäischen Dividendentiteln. Eher skeptisch sind sie für den chinesischen Aktienmarkt, wegen der dortigen Staatseingriffe.
ku Frankfurt
Trotz der bereits weit gelaufenen Rally am amerikanischen Aktienmarkt setzen die Kapitalmarktexperten der DWS weiterhin auf US-Dividendentitel, räumen aber ein, dass es sich dort um überzogene Bewertungen handelt. Auf die Frage, ob US-Aktien gleichwohl weiter steigen werden, antwortet Björn Jesch, Global Chief Investment Officer der DWS, dies hänge stark von der Entwicklung der „Glorreichen Sieben“ ab, also der sieben großen amerikanischen Technologieaktien. „Momentan gibt es kaum Anzeichen, dass ihr Siegeszug abrupt enden könnte“, betont er. Wie zweigeteilt der US-Markt derzeit sei, habe sich auch wieder im zweiten Quartal gezeigt. So sei der Anstieg beim S&P 500 ausschließlich auf das Konto der Glorreichen Sieben gegangen, die um 16,2% zugelegt hätten. Die restlichen 493 Aktien hätten in der Summe sogar ein wenig, nämlich um 0,5%, verloren.
Zum derzeit heißen Anlagethema künstliche Intelligenz sagt er, es sei noch nicht klar, welche Art von Produktivitätsgewinnen die KI bringen werde. Fakt sei aber, dass derzeit Hunderte von Milliarden Dollar für KI und KI-bezogene Investitionen ausgegeben würden. Das werde das Wachstum des Bruttoinlandsprodukts und die Gewinne in die Höhe treiben. „Damit wir auf unser erwartetes hohes einstelliges Renditepotenzial bei Aktien kommen, müssen wir in den USA allerdings weiterhin starke Gewinnsteigerungen im Technologiesektor sehen“, warnt er allerdings. Einen Anstieg der Bewertungsmultiplikatoren erwartet er angesichts der bereits hohen Bewertungen und der hohen Gewinnmargen nicht. Allerdings findet die DWS auch europäische Aktien attraktiv. „Als Gegengewicht zu US-Technologiewerten setzen wir insbesondere auf europäische Aktien“, so Jesch.
Langfristig seien es zwei Punkte, die einen optimistischen Blick auf die Aktienanlage rechtfertigten. So hätten erstens die vergangenen Quartale gezeigt, dass die Gewinne weltweit wieder steigen, was eine rationale Unterstützung für die Aktienmärkte darstelle. Zweitens habe die Gewinnwachstumsrate des S&P 500 die Steigerungsraten des Index der US-Verbraucherpreise in den vergangenen drei Jahrzehnten um fast das Vierfache übertroffen. Das untermauere die Annahme, dass Aktienportfolios dazu geeignet seien, die Inflation auszugleichen.
Was Anleihen betrifft, so rechnet er damit, dass die derzeit inverse Renditekurve im zweiten Halbjahr mit einer Normalisierung beginne, dank der erwarteten Zinssenkungen. „Wir favorisieren deshalb Staatsanleihen mit Laufzeiten von zwei bis fünf Jahren“, so Jesch. Positiv schätzt er zudem die Aussichten für Euro-Unternehmensanleihen guter Bonität ein.
US-Präsidentschaftswahl eher kurzfristiger möglicher Belastungsfaktor
Die Präsidentschaftswahl in den USA sei ein eher kurzfristiger möglicher Belastungsfaktor. Die Wahl könne kurzfristig für Volatilität an den Märkten sorgen, wobei aber die wirtschaftlichen Implikationen mittel- bis längerfristig eher gering ausfallen würden. In der Eurozone würden die Hauptrisiken in einem späteren Aufschwung des privaten Konsums liegen, einer schwächer als erwartet ausfallenden globale Nachfrage und den möglichen negativen Auswirkungen des Handelskriegs zwischen den USA und China. Hinzu kämen die anhaltenden geopolitischen Risiken.
Die US-Notenbank werde wohl auf weitere Fortschritte beim Rückgang der Inflationsraten warten, bevor sie mit Zinssenkungen beginne, erwartet Jesch. „Wir halten einen ersten Zinsschritt im November für möglich“, sagt er. Die Politik der US-Notenbank scheine allmählich ihre beabsichtigte Wirkung zu entfalten. Die Nachfrage gehe zurück und die Inflation habe sich erneut abgeschwächt.
EZB werde Zinssenkungen vorsichtig angehen
Die Europäische Zentralbank werde das Thema weiterer Zinssenkungen vorsichtig angehen, da sich die Inflation im Dienstleistungsbereich als hartnäckig erweise. Die nächste Zinssenkung könne im November kommen. In der Eurozone habe sich der Preisanstieg ebenfalls leicht abgeschwächt.
Für den Gesamtmarkt sei er momentan eher vorsichtig gestimmt, erläutert Andre Köttner, Global Co-Head Equity der DWS. „Gerade bei den Technologieaktien ist auf dem derzeitigen Kursniveau bereits viel Fantasie eingepreist.“ Dies sei allerdings kein Grund für Pessimismus und auch kein Grund, US-Aktien zu meiden. An US-Titeln führe nach wie vor kein Weg vorbei. Skeptischer ist er für chinesische Aktien. Staatliche Eingriffe hätten immer wieder für Überraschungen gesorgt. Das werde von den Kapitalanlegern nicht gerne gesehen. Das Kursziel der DWS für den S&P 500 per Ende Juni 2025 liegt bei 5.600 Punkten, für den Dax bei 19.600 Punkten.